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Kolumne


Goldenes Brett für eine Nation

Patrik Etschmayer / Dienstag, 3. Dezember 2013

Letzte Woche wurde in Wien das «Goldene Brett vor dem Kopf» verliehen. Gewonnen haben die international murksenden Quacksalber von «Homöopathen ohne Grenzen», die Menschen in Krisengebieten mit wirkungslosen Globuli und Potentierungen statt wirksamer Medizin betrügen. Doch hier soll von einem Co-Nominierten und einer Nation, die diesem scheinbar über Grenzen hinweg nachstrebt, die Rede sein. Wie sie an dieser Stelle vor einiger Zeit lesen konnten, bewarb sich bei den letzten Nationalratswahlen in Österreich eine von der SVP inspirierte rechtspopulistische Absurdpartei (von Milliardär Frank Stronach angeführt und dominiert) an den Parlamentswahlen, das «Team Stronach für Österreich.» Absurderweise mit Erfolg.

Einer der Abgeordneten der schon jetzt als Skandaltruppe berüchtigten Fraktion ist der Internist Marcus Franz. Franz fiel schon seit einiger Zeit mit erstaunlichen Aussagen zu seinem Verhältnis zur Schulmedizin (die Wissenschaft habe der »Heilkunst« den »Nimbus« entzogen) und zu modernen Anforderungen an Ärzte (er klagte darüber, dass Patienten vor Operationsrisiken gewarnt werden müssen) auf.

Zur Nominierung für das goldene Brett 2013 durch die »Gesellschaft für Kritisches Denken« brachte es Dr. Franz (Primararzt am Wiener Hartmann-Spital, einem Ordenskrankenhaus der »Franziskanerinnen von der christlichen Liebe«) durch seine Aussagen zu Homosexualität und Fortpflanzung in einem Interview im Magazin »Profil«.

Nachdem er die Säkularisierung und - wie es aussieht - auch das Ende der Monarchie dafür verantwortlich gemacht hatte, dass Menschen unglücklich seien (»Es war natürlich alles einfacher, als es noch den Kaiser gab von Gottes Gnaden«), ging er dazu über, gegen kinderlose Menschen zu argumentieren: »freiwillige Kinderlosigkeit ist aus meiner Sicht amoralisch« wurde gefolgt von »Dabei ist Fortpflanzung unser Lebenszweck« um danach der ihn befragenden Journalistin noch diesen Gedanken näher zu bringen: »Wir könnten uns theoretisch vereinigen und jetzt ein Kind zeugen. «

Verständlicherweise lehnte diese ab und kam auf die Homosexualität zu sprechen. Er bezeichnete diese als »genetische Anomalie«, um dann logischerweise auf die Homo-Ehe einzugehen: »Es kann eine Partnerschaft geben, das ist okay, aber eine Ehe kann nicht sein. Eine Ehe kann nur zwischen Mann und Frau funktionieren. Denn nur dort gibt es Fortpflanzung.« Eine stringente Logik - sofern man von einem Weltbild mit ca. 30° Horizont ausgeht.

Dass Dr. Franz das goldene Brett nicht bekommen hat, war im Angesicht der schwere der Vergehen der Homöopathen ohne Grenzen verständlich, aber nur kurz nach der Verleihung stimmte ein demokratisches Land etwas weiter im Süden über die Homo-Ehe ab und schrieb ein Verbot von dieser in die Verfassung der Nation. Kroatien hätte sich an diesem Wochenende durchaus das goldene Brett verdient gehabt.

Nach einer intensiven Kampagne der katholischen Kirche sprach sich etwa ein Viertel der Wahlberechtigten gegen die Homo-Ehe aus. Bei einer Wahlbeteiligung von 38% war dies ein Stimmenanteil von 66%. Es ist nach diesem Resultat klar, dass es der Kirche in manchen Ländern immer noch gelingt, sehr viele Menschen mit dem Traum von der »guten Alten Zeit« zu mobilisieren, und mit Ressentiments gegen Minderheiten politisches Kleingeld zu machen.

Dieses Muster der Einschränkung der Rechte von Minderheiten wird in verschiedenen Ländern mit mehr oder weniger Unterstützung durch die Regierungen angestrebt. Dabei kommen vielfach Sprüche wie »gesundes Volksempfinden«, »Recht die eigene Identität zu wählen« vor und das beschwören der Familie und von angeblichen Werten, denen vor allem in Form von Lippenbekenntnissen nachgelebt wird, steht im Zentrum dieser schimärenhaften Scheinwelt, die von Geistlichen und Religionsgelehrten verkündet und von Rechtspopulisten mit Verve weiter verbreitet wird. Es geht dabei zumeist nicht um das Ausleben der eigenen Rechte, sondern darum, anderen zu verbieten ihr eigenes Leben mit den gleichen Rechten zu leben - wer selbst sein Leben hasst, will auch alle anderen unglücklich sehen.

Wie diese Union von Klerikalen und Rechtsnationalen zu einer steinharten Front werden kann, zeigt sich wohl am augenscheinlichsten in Russland, wo der einstige Genosse Putin zusammen mit der Russisch-Orthodoxen Kirche eine klerikal-nationale Einheit gebildet hat, bei der nur noch schwer zu erkennen ist, wo der Staat nun aufhört und wo die Kirche beginnt. Wer die kroatische Geschichte kennt, den graust ein solcher Gedanke - und nicht unbegründet. Scheinbar sei der Gruss der Ustascha, der einstigen kroatischen Nazis - die mit dem Segen der katholischen Geistlichkeit während des 2. Weltkriegs unbeschreibliche Gräuel begingen - schon wieder salonfähig.

Fragt sich lediglich noch, wieweit sich auch viele heterosexuelle Kroaten mit dieser Initiativ-Annahme ein Ei gelegt haben, beinhaltet der Verfassungstext doch die Definition der Ehe als »lebenslange Union von Frau und Mann«. Heisst das nun, dass auch Scheidungen nicht mehr möglich sind? Sollte dies der Fall sein (und von der katholischen Kirche aus gibt es da eigentlich keine Frage), wäre es ohnehin Zeit, dass sich da einige ein Brett vor den Kopf nageln lassen, nur damit schon von weitem sichtbar ist, wie weit sie bei der Stimmabgabe (oder beim daheim bleiben) gedacht haben.

P.S.: Fragt sich, ob bald auch die Schweiz mit der Familienentlastungsinitiative der CVP sich ein goldenes Brett verdient, weil dort drin (zwischen den Steuergeschenken für Ehepaare) die Ehe als «auf Dauer angelegte und gesetzlich geregelte Lebensgemeinschaft von Mann und Frau» definiert wird.


Links zum Artikel:

Katholische Kirche und Ustascha Der Historiker Karlheinz Deschner zu der Verbindung Ustascha und Katholische Kirche

Das Goldene Brett 2013 Blogbeitrag der «Skeptiker» zur Verleihung des «Goldenen Brettes 2013».


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