Patrik Etschmayer / Dienstag, 10. Dezember 2013
Endlich ist es wieder soweit und wir können erleichtert und erleuchtet auf das nächste Jahr zurück blicken - ein Jahr, das einige Überraschungen mit sich brachte. Doch das sollte eh niemanden überraschen.
Januar: Griechenland übernahm die EU-Rats-Präsidentschaft für ein halbes Jahr und stellte der EU als erstes eine Rechnung für in diesem Zusammenhang stehende Sonderleistungen in der Höhe von 14 Mrd. Euro. Nach einem lauten Protest aller anderen EU Mitglieder lenkte Griechenlands Premier ein und verzichtete freiwillig auf 90% des Betrages. Zu den verbleibenden 1,4 Mrd. Euro meinte der Ratspräsident Van Rompuy, dass dies in der EU schon eher ein angemessener Betrag sei, um nichts dafür zu bekommen.
Christoph Mörgeli droht unterdessen damit, an den Europäischen Menschenrechtsgerichtshof weiter zu gehen, sollte das Bundesgericht seine Klage gegen das Fernsehen SRF wegen dessen Berichterstattung zu Mörgelis Promovierungspraxis als Uni-Professor zurückweisen. «Es sagten in der Reportage nicht nur Leute gegen mich aus, die ich nie in meinem Leben gesehen hatte, sondern auch solche, die nicht mal bei mir promoviert haben!»
Februar: In einem Überraschungscoup entzündet der russische Präsident Wladimir Putin selbst das olympische Feuer in Sotschi. Auf dem Weg zur Fackel ringt der barbrüstige, nur Springerstiefel und Tarnhose tragende russische Präsident drei Schwulenaktivisten nieder, erschlägt einen Braunbären und eine kaukasische schwarze Witwe, um nach dem Entzünden der Fackel mit ruhiger, fester Stimme die Spiele für eröffnet zu erklären.
Ein Skandal erschüttert die Volksabstimmung in der Schweiz am 9. Februar. In diversen Städten konnten die Stimmen nicht rechtzeitig bis zum Abend ausgezählt werden, weil nach einer Razzia von mehreren Fremdenpolizeicorps ca. 200 Stimmenzähler als illegal arbeitende Ausländer aus den Stimmbüros zur Registrierung auf der Wache abgeführt wurden. «Sicher», sagt ein anonym bleiben wollender Leiter eines Abstimmungsbüros, «sie waren aus dem Kosovo, sie hatten keine Arbeitsgenehmigung - aber sie waren echt nett und zuverlässig, und seit den Sparprogrammen der Gemeinden sind Schweizer Stimmenzähler für uns unerschwinglich!»
März: Irgend jemand bemerkt, dass die UNO 2014 zum Jahr der Kristallographie und der familienbetriebenen Landwirtschaft erklärt hat, vergisst es aber gleich wieder, weil in China ein Sack Reis umfällt und das sogleich getwittert wird.
Die Oscarverleihung, von Ellen DeGeneres moderiert, wird von Schicksalsschlagfilmen dominiert: «Gravity», «All is Lost», «Captain Phillips» und vor allem «12 Years a Slave» dominieren die Verleihung - was zur Folge hat, dass für nächstes Jahr mit einer Flut von Sklavenfilmen, die in defekten Raumschiffen im Weltall spielen, gerechnet werden muss, wobei bei den einen auch noch ausserirdische Terroristen angreifen.
April: In Rom werden die Päpste Johannes XXIII und Johannes Paul II heilig gesprochen. Die römisch katholische Kirche hofft, mit den Erlösen aus dem Verkauf von Fanartikeln der neuen Heiligen die Prozess- und Entschädigungskosten der weltweiten Missbrauchsprozesse zu decken und, wie ein Kurienmitglied vertraulich mitteilte, «einen schönen Batzen oben drauf» zu machen. Papst Franziskus meinte dazu lediglich: «Mahlzeit», nachdem er bei der Heiligsprechung das «Johannes Paul II» Panini-Album vorgestellt hatte.
Mai: Europawahl. Die Wahlbeteiligung sei durchaus existent, meinen einige Beobachter. Das Resultat spricht dafür und die Europagegner sind als Resultat stärker im Europaparlament vertreten als in irgend einem Nationalen Parlament der EU. Bereits bei der ersten Sitzung sind die rechtsnationalen Abgeordneten dermassen miteinander zerstritten, dass sich die Vertreter von Frankreich und Österreich weigern, den Plenarsaal gemeinsam zu betreten. Die zwei italienischen «Grillini» weigern sich, die Sitzungsgelder in Euro entgegen zu nehmen und verlangen, in Lire bezahlt zu werden, während die deutschen AfD Abgeordneten versuchen, ein eigenes Währungssystem im Parlament zu etablieren was die britischen UKIP-Leute dazu bringt, provozierend von «Reichsmark» und «viertem Reich» zu sprechen.
Juni: G8-Gipfel in Sotschi. Wladimir Putin begrüsst die Gipfelteilnehmer im Bärenfellanzug, den er aus dem bei der Olympia-Zeremonie erschlagenen Bären für sich schneidern liess, nachdem er einer von 20 doppelköpfigen Adlern getragenen Sänfte entstiegen ist. Marvel Comics kündet an, einen Superheldencomic und -film über Putin zu machen: «Russian Hulk!». Obama, Merkel, Hollande, Cameron und Konsorten versuchen laut dem neuen russischen Medienkonzern 'Rossija Segodnja' «ihren Neid auf die Virilität unseres geliebten Präsidenten zu verbergen, doch jeder, der Augen hat, sieht ihnen den Wunsch an, so wie Wladimir Wladimirowitsch sein zu können!»