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Kolumne


Sodom, Gomorrha und Dongguan

Peter Achten / Montag, 24. Februar 2014

Staats- und Parteichef Xi Jinping will es wissen. Nach einer breiten Kampagnen gegen Korruption lässt er jetzt landesweit gegen die drei Laster Prostitution, Glücksspiel und Drogen vorgehen. Der Erfolg ist - erfahrungsgemäss - mehr als ungewiss. Als Mao Dsedong - nachweislich den Reizen junger, schöner Frauen bis ins hohe Alter nicht abgeneigt - nach dem Sieg im Bürgerkrieg 1949 an die Macht kam, war China ein Sündenpfuhl. Dem Grossen Steuermann gefiel das asiatische Sodom und Gomorrha gar nicht. Er wollte, so wie er es verstand, der sozialistischen Tugend zum Durchbruch verhelfen. Die erste Kampagne gegen Prostitution wurde so zu einem Erfolg. Die Arbeiterinnen des ältesten Gewerbes der Welt wurden arretiert und umerzogen. Während der Mao-Zeit gab es deshalb keine öffentlich wahrnehmbare Prostitution mehr. Sozialistische Prüderie war das Gebot der Stunde. Auch des Glücksspiel wurde verboten. Und Drogen im ehemaligen Opium-Paradies sowieso.

Hartes Durchgreifen

Nach Beginn der Reform flossen die alten Verderbtheiten und Verirrungen wieder in den Alltag der «sozialistischen Marktwirtschaft chinesischer Prägung» ein. Korruption, Prostitution, Glücksspiel und Drogen wurden erneut zum Thema. So wurden in den letzten fünfunddreissig Reformjahren unzählige Kampagnen landauf, landab inszeniert. Gegen Korruption, gegen Drogen, gegen das Sex-Gewerbe und gegen das Glücksspiel. Offenbar, wie sich jetzt gerade wieder zeigt, ohne durchschlagenden Erfolg.

Seit Parteichef Xi Jinping im Herbst 2012 zur obersten Autorität des Landes aufstieg, zog er andere Saiten auf als seine Vorgänger. Er ordnete «hartes Durchgreifen» an. Zunächst verordnete Xi den Beamten ultimativ Frugalität, Bescheidenheit und Dienst am Volke, von ganz Oben in Peking bis hinunter in die letzte Präfektur, den letzten Kreis und das letzte Dorf. Fortan galt zum Beispiel das Prinzip «Vier Gerichte - eine Suppe». Vorbei die Zeiten üppiger Bankette mit Haifischflossen- oder Vogelnest-Suppe und teuren Tropfen französischer Provenienz. Darauf folgte, einmal mehr, eine harte Anti-Korruptionskampagne. Gegen «Tiger und Fliegen», wie Partei-Supremo Xi Jinping sich metaphorisch auszudrücken pflegt. Einige Tiger sind tief gefallen, u.a. ein Politbüromitglied, Minister und hohe Beamte. Auch unzählige «Fliegen» traf es natürlich.

Drei Laster

Und jetzt seit Mitte Februar sollen, einmal mehr, die «drei Laster» ausradiert werden. Das Ministerium für Öffentliche Sicherheit warnte Beamte auf allen Stufen landesweit, dass sie für illegale Aktivitäten bei Prostitution, Glücksspiel und Drogen zur Verantwortung gezogen werden. Unnachgiebig und streng nach geltendem Gesetz, selbstverständlich. Die Volkszeitung «Renmin Ribao» - das Sprachrohr der Partei - liess denn auch verlauten, dass das Sicherheits-Ministerium «grossen Wert auf die Kampagne lege und resolut untersuchen, streng bestrafen und unbeugsam die Organisatoren, Betreiber und ,schützenden Schirme' hinter der Prostitution attackieren» werde.

Die Kampagne der Zentralregierung wurde offensichtlich von Aktionen in der weltoffenen Südprovinz Guangdong (Kanton) inspiriert. Unter dem Slogan «Vernichtet das Gelbe!» wurde dort zunächst gegen Prostitution vorgegangen. Gelb wird in China mit Pornographie in Verbindung gebracht. Die Sittenpolizei durchkämmte Hunderte von Saunas, Karaoke-Bars, Coiffeur-Salons, Wellness-Spas, Massage-Salons und Hotels. Sexarbeiterinnen, Hintermänner und auch Beamte wurden zu Dutzenden verhaftet. Die Initiative der Anti-Gelb-Kampagne ging von der Zehn-Millionen-Metropole Donggaun aus. Ausgerechnet! Dongguan ist Symbol für die südchinesische «Werkstatt der Welt». In Dongguan wird vom iPhone über den elektrischen Reiskocher bis hin zu PCs und Textilien alles hergestellt. Dongguan gilt aber auch als Sex-Hauptstadt Chinas. Kein Wunder, denn für Hunderttausende von Wanderarbeitern ohne Familiennachzug ist das «gelbe» Angebot Dongguans ein Segen. Profitiert haben - und profitieren wohl noch immer - die Abertausende von Geschäftsleuten aus Taiwan, Hongkong, Japan und Südkorea. Viele der lokalen Parteikader mischten und kassierten wacker mit und bildeten das, was in den Chinesischen Medien jetzt als «Schutzschirme» bezeichnet wird.

Profunde Lektion

Um das wüste Treiben - einmal mehr - zu beenden, griff die Partei ungerührt durch. Yan Xiaokang, Polizei-Chef und Vize-Bürgermeister von Dongguan, musste über die Klinge springen und wurde «wegen Pflichtversäumnis» entlassen. Parteisekretäre von vier Stadtteilen entschuldigten sich pflichtschuldig in aller Öffentlichkeit. Parteisekretär Ye Kongxin etwa wird in der lokalen Presse mit folgenden, die öffentliche Moral hebenden, Worten zitiert: «Ich habe eine profunde Lektion erhalten und will von jetzt an ergeben und genau die Befehle der Zentral-, Provinz- und Stadtregierung ausführen, im Kampf gegen die Prostitution».

Von Dongguan und der Provinz Guangdong aus erfasste die Anti-Gelb-Kampagne das ganze Land. Doch ob nach drei Monaten am Ende der Kampagne gegen die drei Laster Sex, Glücksspiel und Drogen der angestrebte Erfolg eintreten wird, ist mehr als fraglich. Selbst die offizielle englischsprachige Regierungszeitung «China Daily» zweifelt daran. Bei ähnlichen Kampagnen zuvor, so ein Kommentator, hätte man immer dasselbe gehört. Jetzt dürfe man gespannt darauf sein, ob beispielsweise das Sexgewerbe oder das illegale Glücksspiel wie immer nach solchen Kampagnen ein Comeback feiern werde. Blumig kommt «China Daily» zum Schluss: «Prostitution ist wie ein Prärie-Grass, das auch durch Feuer nicht zerstört wird».

Blasphemie gegen die Zivilisation

Einige Chinesische Sozialwissenschaftler mahnen zur Besonnenheit. Eine Legalisierung der Prostitution, so die Argumentation, wäre wohl die beste Lösung. Das aber sei schwierig, weil das offizielle Ziel seit 1949 die totale Elimination des Sex-Gewerbes sei. Der Schlag gegen das gelbe Laster in Dongguang hat eine für die Partei auch weniger schmeichelhafte Folge. Im Internet erhielten die Prostituierten tausendfach Unterstützung. Ein Blooger schrieb auf dem chinesischen Twitter-Ersatz Sina Weibo, die Behörden sollten sich doch gefälligst auf wichtigere Probleme wie etwa Korruption oder Drogen konzentrieren. Die Volkszeitung «Renimin Ribao», ultimative Stimme der allmächtigen KP, reagierte alsogleich und geisselte die Äusserungen in den sozialen Medien als «Blasphemie gegen die Zivilisation».


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