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Kolumne


Naturbelassene gegen GenReiche

Regula Stämpfli / Mittwoch, 12. März 2014

Gestern hat der Ständerat entschieden, dass im Reagenzglas künstlich hergestellte Embryos vor der Einpflanzung in den Mutterleib untersucht werden dürfen. Eine generelle Selektion von Babies wollte der Ständerat aber (noch) nicht. Höchste Zeit, mal grundsätzlich über die Reproduktionsindustrie nachzudenken. Und ja: Nebenwirkungen wie Ernüchterung, Verunsicherung, Entsetzen, Ohnmacht und Wut sind zu erwarten. Zum erstenmal seit langer Zeit erfasste mich während der Debatte im Ständerat der nackte Zynismus. «Wieso» spuckte eine Stimme in meinem Kopf, «so zu tun als würde man ethische Bedenken inszenieren, wenn man doch ganz klar den Zahn der Zeit nicht aufhalten kann.» Die Eugenik steht nicht nur längst vor unserer Tür, sondern hat sich schon längst in den Uteri und den Hoden breitgemacht, weshalb also nicht ehrlich sein und wenn schon Auslese und Auswahl all der Menschen, die wir in der Gegenwart als lebenswert ansehen, zulassen? Sparta lässt grüssen. Zwar brachte die Debatte im Ständerat einige Bedenken zum Ausdruck und beschloss auch Restriktionen. Doch niemand wagte, das Unaussprechliche auf den Punkt zu bringen. In zehn Jahren werden nicht nur die Embryos gescreent, sondern alle Menschen aufgrund ihrer Optimierungsskala versicherungstechnisch (und an vielen anderen Orten mehr)eingeordnet.

Lee M. Silver war Inhaber eines Lehrstuhls für Molekularbiologie an der Universität Princeton und Gutachter des amerikanischen Kongresses, als er 1997 seinen kritischen Roman «Remaking Eden» verfasste. Er unterschied dort die Klasse von Menschen als «Naturbelassene» und die GenReichen, welche selbstverständlich die neuen genetischen Aristokraten darstellten. Die GenReichen werden wie im Feudalismus dafür sorgen, dass ihr teuer erworbenes genetisches Erbe nicht mit der Vermischung irgendwelcher Naturbelassenen «verwässert» oder «geschädigt» wird. Dem jetzt schon existierenden Geld-Feudalismus wird ebenso selbstverständlich ein Bio-Feudalismus entsprechen. Gentechnik ähnelt der Nukleartechnik. Beide Sektoren verbrennen in der Anfangs- und in der Endlagerungsphase unglaubliche Investitions- und Schadbegrenzungsbeiträge. Die Embryologin Helena Angermaier beispielsweise, welche seit über 30 Jahren Zehntausenden von Kinder in Reagenzgläser zusammengemischt hat, meint im Magazin der Süddeutschen (Heft 10/2014): «Ich bin ja kein Befruchtungsautomat, sondern ein Mensch mit Gedanken und Gefühlen, und ich frage mich immer noch oft: Was passiert eigentlich wirklich in der Eizelle, wenn ich in sie hineinsteche? Ich mische doch das ganze Zytoplasma durcheinander.» Ihre Unsicherheit geht sogar soweit, dass sie es für möglich hält, dass wir uns in zwei, drei Jahrzehnten über all die Hunderttausenden in Reagenzgläsern konstruierten Menschen unsere Hände über den Köpfen zusammenschlagen.

In einer Gesellschaft, die individuelle Freiheit gegen jedes Allgemeinwohl ausspielt, ist es unmöglich, eine legale und legitime Basis zu finden, welche die Reproduktionstechnologie einschränken soll. Jedes Invitro-Kind ist eine persönliche Wahlfreiheit und als solche unantastbar. Zudem ist sie im Laufe der Homosexuellen-Befreiung auch zu einem wahrhaft politischen Grundrecht herangewachsen. Die Freiheit auf sexuelle Selbstbestimmung beinhaltet seit der Einführung der Pille letztlich auch die Freiheit über die Reproduktion. Insofern ist die Fortpflanzungstechnologie eine logische Begleiterscheinung der gesellschaftlichen Entwicklung - oder ist es vielleicht sogar umgekehrt? Santiago Munnie, Direktor des Instituts Reprogenetics in New Jersey hat den ersten PID-Test für (eigentlich hiesse es korrekter gegen) das Downsyndrom entwickelt. Er ist sich sicher, dass je mehr verfeinerte Details der Selektion entwickelt werden, auch die mathematische oder musische Begabung vorangetrieben werden kann.

Tja. Deshalb sind die Beschränkungen des Ständerats reine Makulatur. Was technisch möglich ist, wird früher oder später auch eingesetzt. Vor allem in einer Gesellschaft, die Gewinn über jedes Streben nach Menschlichkeit setzt - siehe die politische Haltung des schweizerischen Parlamentes zum Kriegsmaterialausfuhrsgesetz. Es gibt kein Ja oder Nein zur Reproduktionstechnologie solange wir alle in einem Wirtschafts- und Geldsystem gefangen sind, welches darauf ausgerichtet ist, das Jetzt auch in das Morgen ohne Rücksicht auf Verluste durchzusetzen.

Wenig bedacht und diskutiert wird, dass damit das Lebensrecht einer anderen sogenannten Minderheit, nämlich das der Behinderten, mit technischen und biologischen Argumenten verneint wird. Wie gesagt: Wir sind im Jahr 2014 vom Sparta der Antike strukturell und ethisch nicht weit entfernt und haben nicht mal ein «Athen» als Gegner. Die lesbische und per Invitro-Fertilisation schwangere Judith Schlansky (Schriftstellerin 1980 geboren) schreibt eine Antwort (Süddeutsche, Wochenendausgabe 8./9. März) auf den unglaublichen Anfall der Kleist-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff, welche allen im Reagenzglas geschaffenen Kinder vorwirft, auf «abartigen Wegen» entstanden zu sein und eigentliche «Halbwesen» zu sein: «Wenn Menschen, aus welchen Gründen auch immer, die vollumfängliche Würde abgesprochen wird, ist das nicht mehr die Kultivierung eines Ressentiments, sondern eine ungeheuerliche Hetze, die einem absurden, biologistischen, faschistoiden Natürlichkeitsideal huldigt. Wer aber Abweichungen ausgrenzt, wird der Vielfalt der Schöpfung nicht gerecht.» Menschen. Im Vertrauen darauf, dass Menschen trotz selektionierter Biologie, trotz Zeugung ohne den Geschlechtsakt (der ja wirklich etwas auf sich hat), trotz immer wahrscheinlicherer künstlicher Geburt, d.h. via Kaiserschnitt und trotz mehr und mehr technischer Hilfsmittel, egal welche, Menschen sind; und als solche werden sie uns überraschen. Im Guten hoffentlich ebenso stark wie im Bösen. Literatur: Christina von Braun, Der Preis des Geldes, 2013.


Links zum Artikel:

Literaturhinweis «Der Preis des Geldes» von Christina von Braun

Literaturhinweis «Remaking Eden» von Lee M. Silver


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