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Kolumne


«The Wurst Case Scenario»

Patrik Etschmayer / Dienstag, 13. Mai 2014

Dass der Eurovisions-Song-Contest jemals politische Relevanz erlangen könnte, war noch vor wenigen Wochen nicht abzusehen, obwohl er damals bereits in Österreich genau das bekommen hatte. Nun hat er sich zum Lakmustest für bronzezeitliches Denken und labile Psychen in Europa gewandelt. Frau Wurst kann uns eigentlich genau das sein: Wurst. Denn wer nicht auf pathetisch gesungene James Bond Titelballaden steht, oder einen Samstagabend mit dem Anhören von meist glattgelecktem Europop mit anschliessender Voting-Tropfenfolter verbringen will, hat keinen Grund, sich um die bärtige Diva aus dem steirischen Bad Mitterndorf gross zu kümmern.

Doch es wird gekümmert. Und wie. Im Vorfeld des Grand Prix erregte sich H. C. Strache, Parteichef der Östereichischen SVP-Wiedergängerpartei FPÖ, der die polemischen und ziemlich gehässigen Aussagen des Kabaretisten und einstigen ESC-Teilnehmers Alf Poier («gehört eher zum Psychotherapeuten als zum Song-Contest», «Entschuldigung, aber künstlerisch ist bei dieser Dame oder bei diesem Herrn oder bei diesem Es oder was immer das ist, überhaupt nichts vorhanden. Gar nichts», «verschwulte Zupferl Romantik»), die allgemein Empörung ausgelöst hatten, vor grossem Publikum wiederholte und als mutig und richtig bezeichnete. Interessanterweise hatte derselbe Strache vor zwei Jahren noch gefunden, dass die Wurst sehr gut singe und Österreich durchaus solche Paradiesvögel vertrage.

Dann kamen die Reaktionen aus dem Ausland, speziell aus dem Osten. In Polen, Armenien Russland und Weissrussland wurde von Politikern gefordert, den ESC zu boykottieren, beleidige doch dieser Auftritt womöglich Millionen von Landsleuten und der Song-Contest solle für «den Erhalt einer gesunden und normalen Familie» gleich eingestellt werden. Doch nix da, der ESC fand statt und für die Verteidiger von Sitte, Familie und Sexualneurosen fand regelrecht das Wurst-Case-Scenario statt.

Der Hass kommt - bezeichnenderweise - aus Ländern, in denen die Kirchen von der Politik die Möglichkeit bekommen, die gesellschaftlichen Normen im Austausch gegen die Unterstützung der Mächtigen, entscheidend mit zu bestimmen. Diese Normen umfassen natürlich nicht Toleranz und Offenheit gegenüber all jenen, die einem nichts böses tun wollen aber eben anders sind, sondern den Kampf gegen das Andersartige und somit auch krude Homophobie. So äusserte sich denn der Sprecher der Synode der russisch-orthodoxen Kirche, Wladimir Legoida, dass der Sieg von Wurst «ein Schritt bei der Abkehr von der chrstlichen Identität der europäischen Kultur sei» und diese Anerkennung von Dingen, die in der Bibel als «Abscheulichkeit» bezeichnet würden, sei leider keine neue, aber eine umso gefährlichere Entwicklung. Und ja, es stimmt: Dass Kinder, die ihren Eltern widersprechen, nicht mehr getötet werden, Ehepaare, die während der Tage der Frau Geschlechtsverkehr haben, nicht mehr aus der Gesellschaft ausgestossen werden, auf Weiden verschiedene Tier miteinander grasen dürfen und Kleider aus Mischgewebe erlaubt sind, ist wirklich ein Zeichen des Niedergangs der Zivilisation, sind doch dies auch alles Dinge, die im Buch Levitikus, auf das sich Legoida offensichtlich bezogen hatte, vorgeschrieben werden.

Die hasserfüllten Stimmen wurden nach dem Sieg von Conchita natürlich noch wesentlich lauter, denn sie sehen sich mit der Tatsache konfrontiert, dass Toleranz gegenüber dem Anderssein sich immer weiter verbreitet. So landete Conchita Wurst im vermeintlich stramm orthodoxen Russland laut dem Televoting der Zuschauer auf Platz 3, in Weissrussland auf Platz 4, in Aserbaidschan auf Platz 3 und in Armenien auf Platz 2. Beim Publikum war in diesen Ländern von der offiziell herausposaunten Homophobie nichts zu spüren.

Wäre es nach dem Publikum gegangen (es wurde ja im Vorfeld des ESC auf einer stramm christlichen Website kolportiert, dass eine Conchita Wurst nur mit Hilfe von undurchsichtigen Juryentscheiden gewinnen könnte), wäre der Sieg des Österreichischen Glamour-Wesens noch wesentlich klarer ausgefallen. Nur sechs mal gab eine Jury Wurst einen besseren Rang als das Televoting (4x1, 2x2 und einmal 4 Ränge besser) aber viel häufiger - so auch in Deutschland, Lettland und Portugal und nicht nur im Osten - wurde der Glamour-Aufschnitt von der Jury runter gestimmt. Wäre es nach den Zuschauern gegangen, nach dem Volksempfinden also, wäre der Sieg noch wesentlich klarer gewesen und hätte mit 308 Punkten einen absoluten Rekord in der ESC-Geschichte markiert.

Ob der Sieg von Conchita nun musikalisch gerechtfertigt, daneben oder eben Wurst ist, oder nicht, sei dahin gestellt. Aber die Votings zeigen, dass die Menschen in den Ländern von Europa scheinbar wesentlich souveräner mit alternativen Lebensweisen umzugehen wissen, als manche politischen Repräsentanten und deren lautstarke Anhänger.

Und so ist es nicht wirklich abwegig, zu einem Umkehrschluss der Forderungen des oben zitierten Alf Poier kommen: Wer sich in seiner Identität von einer bärtigen Drag Queen Diva herausgefordert fühlt, so dass er/sie sich zum aggressiven Poltern genötigt sieht, sollte schleunigst einen Psychotherapeuten aufsuchen, bevor der endgültige Kollaps der fragilen Psyche eintritt.


Links zum Artikel:

Die Welt zu den Diskrepanzen beim Voting Artikel mit Tabellen über die Differenzen zwischen den Votings von Jury und Zuschauern




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