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Kolumne


On What Matters: Zum Tod von Norbert Neininger

Regula Stämpfli / Mittwoch, 3. Juni 2015

Dies ist eine besondere Kolumne. Sie handelt vom bedeutensten Moralphilosophen unserer Zeit, Derek Parfit. Der Denker, der im Philosophiemagazin «Hohe Luft» ein ausführliches Interview über sein Werk gegeben hat, kam mir beim Tod des von mir verehrten, liebevollen Mentors Norbert Neininger in den Sinn. Die Leere, die Alle ergriffen hat, die Norbert Neininger näher kannten, schätzten und - in meinem Fall - stundenlang mit ihm gelacht und unglaubliche Geschichten ausgetauscht haben, soll mit ein paar Denkansätzen aus Parfits universeller Moraltheorie, wenigstens für ein paar Momente, überbrückt werden. Norbert Neininger liebte die grossen Entwürfe und Gedanken und wir wollten uns eigentlich diesen Sommer mal länger über Parfit unterhalten. Aus dem geplanten Gespräch wird nun ein Nachruf und allein dieser Begriff schmerzt, so dass weiterschreiben gar nicht so einfach ist. Deshalb schnell zu Parfits Ansatz, so wie ich ihn verstehe.

Einer der Einwände gegen den Tod ist, dass alles vorbei ist, wenn wir sterben. Diese Annahme hängt von der fixen Idee ab, dass die Zeit, die wir als Menschen kennen, linear verläuft und nur das, was wir in der Zukunft benennen können, auch als Zukunft gilt. Derek Parfit neigt nun - wie es eigentlich seit der Relativitätstheorie nahe liegen sollte - zur Idee, dass das Verstreichen der Zeit eine Illusion ist. «Wir glauben an das Verstreichen der Zeit, wenn wir glauben, dass wir uns irgendwie durch die Zeit in die Zukunft bewegen oder dass zukünftige Ereignisse näher rücken. Nach der zeitlosen Sicht machen jedoch diese Metaphern keinen Sinn. Zeit ist dann mehr wie der Raum.»(Derek Parfit in Reasons and Persons).

Dies macht den Tod, der uns mit jedem Tag in einem fixen Zeitverständnis näher zu rücken scheint, zu einem unzeitlichen Ereignis. Denn wie die Zeit ist dann auch der Tod etwas ganz anderes als dies unser Ordnungssystem vorgibt. Der Tod ist somit immer da und nicht da. Ähnlich wie bei einem Radioprogramm auf einem alten Empfangsgerät. Da laufen auch verschiedene Programme gleichzeitig und nur, wenn wir den Knopf drehen, hören wir das andere Programm, was nicht heisst, dass das Erste aufhört zu spielen. Kurz; es geht statt um Zeit, um Raum. Aufs Leben übersetzt, bedeutet dies, dass Leben sich aus Wahrnehmungen und Erfahrungen, dem Raum und nicht der Zeit, zusammensetzt.

Derek Parfit beschreibt, dass, bevor er diese Zeitlosigkeit entdeckt hatte, sein eigenes Leben ihm wie ein Tunnel erschien, an dessen Ende nur völlige Dunkelheit lag. Er war bedrückt durch den Gedanken, dass niemand mehr da sein würde, der einmal «Derek Parfit» war. Doch durch die Moralphilosophie und das Nachdenken über die Zeit realisierte der grosse Denker, dass der Tod sich von den Erfahrungen nur dadurch unterscheidet, dass es keine zukünftigen Erfahrungen mehr geben wird, die in Beziehung zu heutigen Erfahrungen stehen. Doch alle vergangenen und jetzigen Erfahrungen bleiben bestehen.

Es gibt Erinnerungen an das Leben von Norbert Neininger. Es gibt Gedanken, die Norbert Neininger inspiriert hat. Es gibt Erlebnisse, die mit Norbert Neininger ins Hier und Jetzt und immer weitergetragen werden. Es werden Dinge getan aufgrund vieler kluger Ratschläge, die Norbert Neininger gegeben hat. Wir alle werden weiter lachen können über die skurrilen Geschichten und die vorzüglichen Witze, die wir von Norbert Neininger kennen. Viele Mitarbeiter werden Einiges von Neiningers Verständnis von Journalismus übernehmen,und und und. Derek Parfit umschreibt dies so:
«Mein Tod wird die direkten Beziehungen zwischen meinen heutigen und meinen zukünftigen Erfahrungen durchbrechen, aber andere Beziehungen wird er nicht durchbrechen.»

Was Derek Parfit auf vielen Hunderten von Seiten beschreibt, kennen wir, indem wir von ganz besondere Menschen, deren Erfahrungen uns nicht mehr zugänglich sind, sagen: Er lebt in uns weiter. Und zwar durch die Erfahrungen von Zeit mit Norbert Neininger und seinem Werk und Leben, die ihn mit uns heute und morgen verbinden. Der Respekt vor diesem Prozess der Beziehungen und Verbindungen zwischen Menschen sollte uns angesichts des Fehlens grosser Trost sein und die Transformation der gelebten und erinnerten Erfahrung mit einem Menschen ermöglichen.

Jetzt ist noch nicht der Zeitpunkt, da der Schock über das mitten aus dem Leben gerissen zu sein, noch anhält. Norbert Neininger ist am 30.5.2015 verstorben. Er fehlt. Den akuten Schmerz vermögen nur die Poesie, die Tränen und der Klang der Trauer auffangen. Die Würde, die schalkhaften Augen, der Humor, das klare Mensch-Sein, die Lebenslust, die Kraft für Wahrhaftigkeit und Unabhängigkeit, der liebevolle Umgang mit Menschen, die unvergleichliche Stimme mit dem Dialekt, der nie einen Gesangswettbewerb gewinnen wird, die Grosszügigkeit, Essen, Trinken und die Gabe, rauschende Feste mit Vielen zu teilen, unglaubliche Menschen an einem Tisch zusammenzubringen, bleiben. Denn genau diese Erfahrungen verbinden Norbert Neininger mit den Menschen, die er berührt hat.

Mein grosses Beileid an die Freunde und Familie von Norbert Neininger.

Was mich betrifft, so hoffe ich, dass ich, wenn ich irgendwann wieder seinem Bilde ohne diesen Schmerz mit einem aufmunternden Lachen, grossen Augen und dem neusten Witz, inklusive einem guten Tropfen unbeschwert zuprosten kann. Denn auch ohne Derek Parfit weiss ich schon lange: Tot ist nur der, der nie wirklich gelebt hat. Norbert Neininger hat ein volles Leben gelebt. Es wäre schön gewesen, noch viele Erfahrungen mit ihm zu teilen. Er würde aber wollen, dass wir, die ihm verbunden waren, in Erinnerung an und mit ihm noch oft auf das Leben anstossen können.


Links zum Artikel:

Interview Norbert Neiningers mit der Autorin Gespräch des Verlegers Norbert Neininger in den Schaffhauser Nachrichten mit Regula Stämpfli.

Interview mit dem Philosophen Derek Parfit Email-Interview mit Derek Parfit im «Hoheluft-Magazin».


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