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Kolumne


Mörderische Ordnungsprinzipien

Regula Stämpfli / Mittwoch, 18. November 2015

«Muslime, durchgeknallte Belgier, Syrienrückkehrer, IS-Terroristen» (alles Medienzitate) - überall wo wir hinschauen, versucht man das Unfassbare in bekannte Kategorien zu pressen. Doch wer Kategorien sät, wird immer mehr Tote aufsammeln. Seit 2007 weise ich auf die politische Wirkung von Kategorien hin. Was bei der Reduktion von Menschen auf ihre Geschlechtsorgane leider immer noch am mächtigsten ist, macht auch vor anderen Kategorien nicht halt. Seit dem «Schwulengen» von Richard Dawkins, seit der genetischen Unterlegenheit einiger Völker bei Thilo Sarrazin, seit den unsäglichen Medienberichten über «Politiker haben ein Killergen», seit der verwerflichsten aller politischer Berichterstattung - der Vermessung der Demokratie - seit der «schwarzen Null» bei Schäuble, die nur ein schwarzes Loch in Europa reisst, seitdem herrscht: «unsere tägliche Kategorie gib uns heute.»

Die Attacken von Paris werden im bekannten Jahrgangs-, Kilo- und Zentimeterverhältnis «verarbeitet.» Wir hören überall: Es waren «islamistische Terroristen»: Durchgeknallte Abergläubige eines verdammten Männersteinzeitglaubens.

Wenn es doch so einfach wäre, dann könnten wir endlich trauern und die Toten begraben. Und zwar so, dass in der Erstarrung über die Trauer als Tote des Zufalls, der Fassungslosigkeit nicht jede lebendige Zukunft für immer verunmöglicht würde.

Es ist aber nicht so. Die 85-Kilo «Muslim» reichen als Erklärung nicht aus. Sie weisen schon gar nicht den Weg zu einer demokratischen Zukunft.

Etwas Hannah Arendt gefällig? Unsere Moderne, die so vielversprechend begonnen hat, ist an einem Punkt, wo es nur noch sterile und passive Wiederholungstaten gibt, wie eine Schlaufe, die wieder und wieder kommt. Es gibt im «Westen» einen grösseren Anschlag und der «Westen» reagiert darauf mit Bomben, Ausnahmezustand, neuen und alten Militär- inklusive Wirtschaftsbündnissen. Die Rechten verkünden einen Glaubenskrieg und verorten «Sündenböcke» mit einem Generalverdacht gegen «Muslime», ohne zu merken, dass «Eux sont nous», dass die Täter nicht fremd, sondern äusserst bekannt und aus der unmittelbaren Nachbarschaft heraus agieren. Die Rechten und die Islamisten reichen sich in all ihren «Rezepten» übrigens die Hand. Ebenso ist der auf Erdöl basierende Finanzkapitalismus inklusive geopolitischer Macht direkt an den Blutbädern beteiligt. Doch alle Männerexperten plädieren für ein Herrschaftskonzept, das eigentlich schon 1648 in Europa für völlig bankrott erklärt wurde: Krieg. Und statt dass sich die Philosophen wie im Nachzug von 1648 der Utopie, der Aufklärung, der Zukunft zuwenden, verkünden sie mächtig, gutbezahlt von ihrem Elfenbeinturm aus: «Bürgerrechte müssen Sicherheitsbedürfnissen weichen.»

Die Mörder von Paris waren die Nachbarn der blutig Hingemetzelten. Sie waren Franzosen und Belgier. Ja. Sie waren auch 85-Kilo «Muslim». Doch all diese Kategorien helfen nicht, neue Attacken zu verhindern. Denn bis vor wenigen Monaten waren diese Mörder so «normal» wie andere Franzosen und Belgier auch.

Sie waren so «normal», dass sie im Nahen Osten und am Freitag auch in Paris, von einem Tag auf den anderen auf all das schiessen, das sie seit Kindheit und Jugend kennen, teilweise auch geliebt haben. Die Kategorien, die Glaubenssysteme gleichen sich eben hüben und drüben - das ist das Erschreckende.

Wann werden wir endlich beginnen, die Ähnlichkeiten der Symbole, der Referenzsysteme, des vorherrschenden Diskurses, des sogenannten «Überbaus» so zu dekonstruieren, dass wir als Menschen wieder eine Zukunft haben?

Was tun?

Andere Fragen stellen, Lösungen suchen und Handeln. Wissen Sie übrigens, welche Lösungen auf der Hand liegen? Statt Hobbes´«Der Mensch ist des anderen Menschen Wolf» auf den von Natur aus guten Menschen zu bauen. Und das Gute in Menschen zu fördern. Das bedeutet auch: Nicht die Ist-Zustände zementieren, sondern Chancen eröffnen. Die Gerechtigkeit, die Menschlichkeit und die Demokratiefähigkeit einer Gesellschaft bemisst sich am schwächsten Glied. Selbst in der schweizerischen Bundesverfassung (danke für die Erinnerung, Stefan M. Seydel!) heisst es wortwörtlich: «dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen.» Politisch würde dies bedeuten, dass der missglückte Mopedfahrer Hollande nicht einfach die Polizeikräfte um 5000 aufstockt, sondern die Sozialarbeitenden um 100 000. Dies im Wissen darum, dass Menschen, die des Redens, des Verstehens fähig sind, der stummen Gewalt keinen einzigen Lebenssinn abringen können.

Sie wollen mehr verstehen? Lesen Sie Eva Illouz: Israel. Oder hören Sie Ahmad Mansur im Tagesgespräch von gestern auf SRF 1. Bei beiden sind Ansätze vorhanden, die das, was um uns herum passiert, nicht in Kategorien (die übrigens nur der Privatisierung aller politischer Zusammenhänge dienen) festnageln, sondern demokratischem Werden und Handeln öffnen. Umdenken, reden und handeln sind angesagt. All das, was in vielen Massenmedien und in der politischen Elite bisher zu einem grossen Teil fehlt.


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