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Kolumne


Ideologischer Mehltau

Regula Stämpfli / Mittwoch, 9. März 2016

Am 13. Februar sprachen Lukas Bärfuss und Slavoij Zizek in der Gessnerallee zum Thema «Freiheit.» Unsere #1968kritik hatte dabei die Möglichkeit, kurz mit Lukas Bärfuss über Zizek zu sprechen und musste mit Entsetzen feststellen: Der linke Vorzeigeintellektuelle der Schweiz kann weder mit Zizek noch mit Varoufakis oder gar etwas mit Kritik, die dieses Wort verdient, anfangen. Auf Varoufakis angesprochen, meinte Bärfuss sogar, dass dieser selbstverliebte «Intellektuelle» (bitte mit Verachtung auszusprechen) die Griechenlandkrise verschärft hätte und alles hätte daran setzen müssen, eine Lösung der «Schuldenfrage» anzustreben. Auf meinen Einwand hin, dass dies gar nicht im Sinne von Schäuble&Co gewesen wäre, da an Griechenland ein ideologisches Exempel statuiert wurde, um künftig alle Linksregierungen in Europa zu verhindern, meinte Bärfuss nur: «Verschwörungstheorie» und verliess unseren Tisch.

Nach diesem Erlebnis wurde mir klar, weshalb die neoliberale Gehirnwäsche auch bei selbsternannten Anti-SVP-Positionierern und sogenannten neoliberalen Kritikern funktioniert. Kritik ist in der Postdemokratie nur noch erlaubt, wenn sie sich als Pose, als Inszenierung gut verkaufen lässt. Kritik, die auf die wunden Stellen hinweist, auf Zusammenhänge und Unerklärbares, auf Leerstellen, auf den Mangel aller Argumente, wird unter «Verschwörungstheorie» abgekanzelt. Dies bedeutet: Kritik ist unerwünscht. Vor allem bei denen, die vorgeben, Kritiker zu sein. Kritik ist also eigentlich unmöglich geworden.

Woher kommt das?

In den letzten Jahrzehnten wurde gründlich mit Kritik aufgeräumt. Kritisches Denken, das Aufzeigen von Alternativen ist vor allem in der Wissenschaft unerwünscht - siehe die Verlautbarungen der amtierenden Rektorin an der Universität Basel, dass Geisteswissenschaften nur noch notwendig sind, um die Gesellschaft auf die Life-Sciences vorzubereiten oder der Elitediskurs an der ETH, dessen Bibliothekar Bibliotheken grundsätzlich unnötig findet. Kritik und Kreditpunktesystem gehen eben nicht zusammen. Echte Kritik wird sofort diffamiert mit dem Hinweis auf die Ist-Zustände und die Doofheit, respektive das historische Scheitern von Utopien. Diese Haltung korrespondiert mit den technischen Errungenschaften beispielsweise in der Medizin: Leben wird so verstanden dass es dem gegenwärtigen technischen IST-Zustand entsprechen muss: Es wird angepasst, geplant, normiert und selektioniert. Polemisch formuliert: Wer Embryonen nach Handicap sortiert, verbietet sich jede Kritik.

Wer dies dennoch wagt, wird im Klima der «symbolischen Gewalt» (Bourdieu) mit Kritik-Gruppen identifiziert, die nichts mit dem grundsätzlichen Hinterfragen, dafür alles mit demselben ideologischen Mehltau der Herrschenden zu tun haben. In einem solchen Klima der «symbolischen Gewalt» dürfen gewisse Fragen oder gar Kritiken gar nicht mehr geäussert werden. Oder sie werden im Vorfeld ihrer allfälligen Äusserung schon ironisiert und lächerlich gemacht. Beispiel gefällig? «Sind Striptease-Kurse gut für Fünfjährige oder schlecht?» Darauf gibt es keine Antwort, ausser «selbstverständlich schlecht» (dann die Frage: Weshalb? Es geht doch nur um Gymnastik und die Sexualisierung liegt doch im Blick, aber nicht bei den Kindern...etc). Dabei geht es in dieser Frage gar nicht um Pro-oder Kontra Strip, sondern darum, wie Babies und Kleinkinder für die Warengesellschaft inklusive Fetischisierung getrimmt werden - Strippen für den Kapitalismus erfüllt ähnliche Funktionen wie die Hitlerjugend für den Führer. Deshalb sind auch die «Sexarbeiterinnen»-Diskussionen kritiklos, da die dahinterliegende Struktur, nämlich das grundsätzliche Ja zum Kauf von Menschen, nie diskutiert werden kann, darf und wird.

Das Lieblingsargument gegen Kritik ist übrigens meistens: «Das ist doch nicht neu» oder «Das war doch immer schon so.» Nicht neu ist ein Warenargument und besagt überhaupt nichts und das «immer schon so» legitimiert alles: Sklaverei, Frauenunterdrückung, Ungleichheit etc.

Hier treffen sich Ist-Legitimationen mit historischer Naturalisierung, deren Zweck immer ist: Kritik verboten. Mangels Kern-Kritik, mangels echter Kritik, gewinnen eben immer die IST-Zustände - (ISST-Zustände würde auch passen, doch hier zu weit führen...)

Was also zeigte Bärfuss oder andere, die sich gerne mit «Kritik» oder «intellektuell» schmücken?

Die Kritik ist keine Kritik (vor allem weil sie auch nie Selbstkritik ist), sondern sie ist eine Pose, ja eine Posse gar, ein Widerspruch einzig und allein mit dem Zweck des Wi(e)dersprechens, also des ständigen Wiederkäuens eines unwidersprochenen Ist-Zustandes. Das gleiche Menü, etwas anders gewürzt. Die hegemoniale Wahrheitspos(s)e gewinnt also fast immer. Zeit, dies zu ändern, weitere Versuche folgen hier...und ja: Sie haben grad was Kritisches gelesen - nun kommt es drauf an, die Welt zu verändern...

PS: Dank an #1968kritik, die aber an diesem Text völlig unschuldig sind - den muss ich allein verantworten. Dies ist mehr, als was die meisten Verantwortlichen tun.

Empfohlener Text: Andrea Maihofer, Virginia Woolf - Zur Prekarität feministischer Kritik, in: B. Hünersdorf, J. Hartmann (Hg): Was ist und wozu betreiben wir Kritik in der Sozialen Arbeit?, DOI 10.1007/978-531-18962-8-15, Springer Fachmedien Wiesbaden 2013


Links zum Artikel:

Springer Verlag Das im Text erwähnte Buch, «Was ist und wozu betreiben wir Kritik in der Sozialen Arbeit?» auf der Seite des Verlages.


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