Der strenggläubige Katholik Santorum, der das Thema Religion im Wahlkampf wie kein anderer betont, hat mit seinen Bemerkungen zu Glaubensfragen viele Amerikaner aufgeschreckt. «Satan greift die Institutionen Amerikas an», sagte er Berichten zufolge im Jahr 2008 in einer Rede, die diese Woche wieder aufgetaucht ist.
«Das ist ein spiritueller Krieg. Der Vater der Lüge hat die USA − ein gutes, anständiges, mächtiges, einflussreiches Land − ins Visier genommen.»
Santorum ist die grosse Überraschung im Wahlkampf der Republikaner. Der ehemalige Senator Pennsylvanias galt noch zu Beginn des Rennens als unscheinbarer Kandidat. Wie die anderen Anwärter hat auch er ein Programm zur Rettung der amerikanischen Wirtschaft vorgelegt. Doch als einziger von ihnen legt er darin einen weiteren Fokus auf die Ablehnung von Abtreibungen und Schwulenehen und bedient damit den rechten Flügel seiner Partei.
Noch vor einem Jahr konnte er nur auf einen Bruchteil der Unterstützung hoffen, die der langzeitige Spitzenkandidat Mitt Romney damals genoss: Laut dem vom Onlinedienst «Real Clear Politics» errechneten Mittelwert mehrer Umfragen war es genau genommen ein Zehntel. Inzwischen führt er jedoch deutlich vor Romney und den anderen Kandidaten.
CNN befragte Santorum zu seinen Äusserungen über Satan und er leugnete sie nicht.
Sanorum meint, dass Barack Obama einer «gefälschten Theologie» anhänge. /
Doch seine alten Bemerkungen sind nicht die einzigen, die Aufmerksamkeit erregen. Bei einer Rede am Samstag in Ohio sagte Santorum, dass Barack Obama einer «gefälschten Theologie» anhänge. Es handle sich dabei um «keine Theologie, die auf der Bibel beruhe».
Damit traf er einen sensiblen Punkt, denn Obama wird immer wieder unterstellt, er sei ein Muslim, der sich als Christ ausgebe. Obamas Pressesprecher Jay Carney tat Santorums Kommentare jedoch mit beiläufiger Geringschätzung ab: «Ich hatte heute ein 45-minütiges Treffen mit dem Präsidenten, aber erstaunlicherweise hat er das gar nicht erwähnt.» Santorum liess später verlauten, sein Kommentar habe sich auf Obamas Klimapolitik bezogen, die dem Planeten mehr Bedeutung einräume als den Menschen.
Was Obama über Santorums Äusserungen denkt, ist nicht bekannt. Doch vielleicht tröstet ihn ein Umstand, der viel wichtiger sein könnte. Unsere aktuellesten Umfragen zeigen, dass der Präsident mit Leichtigkeit wiedergewählt würde, wenn die Republikaner Santorum als Gegenkandidaten aufstellen: In der jüngsten CNN-Umfrage liegt Obama mit 52 Prozent deutlich vor Santorum, der auf 45 Prozent kommt.
Jonathan Mann - POLITICAL MANN
Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Er moderiert das wöchentliche Politmagazin «Political Mann» auf CNN International. Der Text steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung.
