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Tempo, Intelligenz und Leidenschaft

Mit der Partie gegen Aufsteiger Österreich startet das Schweizer Nationalteam am Samstag in die WM in Prag. Es wird der erste Ernstkampf unter der Leitung von Glen Hanlon sein. Der neue Nationaltrainer ist zuversichtlich, die Viertelfinals erreichen zu können.

bg / Quelle: Si / Freitag, 1. Mai 2015 / 09:15 h

Hanlon, vor einem Jahr noch an der Bande von Weissrussland tätig, setzt auf die drei Qualitäten Tempo, Spielintelligenz und Leidenschaft. Die drei Punkte hätten bereits bei der Nomination des Kaders eine Rolle gespielt, sagt der Kanadier. «Wir wollen Spieler, die beim Schlittschuhlaufen eine hohe Geschwindigkeit erreichen können, die einen hohen Eishockey-IQ haben und die Leidenschaft, Feuer und den Stolz, das Schweizer Trikot zu tragen, reinbringen.» In den letzten Wochen während der Vorbereitung betonte der Nachfolger von Sean Simpson stets, wie viel Freude es mache, diese Mannschaft zu trainieren. Und er spüre, dass es dem Team ebenfalls Spass mache. Der Zusammenhalt in der Equipe war einer der ausschlaggebenden Punkte, der 2013 zum sensationellen Gewinn der Silbermedaille von Stockholm führte. Von den Spielen um die Medaillen träumt auch Hanlon («das wäre ein Spass»). In der Realität geht es aber vorerst darum, die Viertelfinals zu schaffen. Dafür müssen die Schweizer in der Achtergruppe mindestens Vierte werden. «Von einer Schweizer Mannschaft darf man die Erwartung haben, dass sie die Viertelfinals erreicht», bestätigte Raeto Raffainer, der seit diesem Winter zuständige Verbandsdirektor für die Nationalteams, die offiziellen Zielsetzungen. Mit dem Einzug in die ersten acht würden sich die Schweizer zudem sicher den 8. Rang in der Weltrangliste und damit die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2018 sichern.

Start gegen die «Kleinen»

Im Gegensatz zum letzten Jahr, als die Schweizer gegen Topteams in das Turnier gestartet sind (0:5 gegen Russland und 2:3 gegen die USA) und am Ende die K.o.-Runde verpasst haben, beginnt die WM für Hanlons Auswahl mit dem Spiel gegen den nominell schwächsten Gegner Österreich. Danach folgen der Reihe nach Frankreich, Deutschland und Lettland, ehe es zum Abschluss gegen die drei «Grossen» Schweden, Kanada und Gastgeber Tschechien geht. Hanlon ist die Reihenfolge der Gegner egal. «Wenn du gegen die guten Teams zuerst spielst und verlierst, dann stehst du ebenso unter Druck wie im umgekehrten Fall. Wenn gegen die schwächeren Teams etwas schief geht, musst du dann plötzlich gegen die Starken gewinnen.» Hanlon vergleicht die Vorrunde mit einer Playoff-Serie. «Du musst vier von sieben Spielen gewinnen, um die Viertelfinals zu schaffen. Das muss unser Ziel sein.



Glen Hanlon träumt von den Spielen um eine Medaille. /

Egal, wie.»

Startet Hanlon wie seine Vorgänger?

Die ersten Weltmeisterschaften mit einem neuen Nationaltrainer wurden zuletzt für die Schweiz zu Erfolgsgeschichten. 1998 unter der erstmaligen Leitung von Ralph Krueger erreichten die Schweizer an der Heim-WM Platz 4, 2010 klassierten sie sich beim Debüt von Sean Simpson in Deutschland im 5. Rang. Die Mannschaft, die Hanlon zur Verfügung steht, hat durchaus das Potenzial, ebenfalls ein solches Resultat zu erreichen - auch wenn mehrere Leistungsträger zurückgetreten (Martin Plüss, Roman Wick, Julien Vauclair), noch in den NHL-Playoffs beschäftigt (Jonas Hiller, Nino Niederreiter) oder aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sind (u.a. Luca Sbisa, Yannick Weber, Mathias Seger, Patrick von Gunten, Severin Blindenbacher, Simon Moser). 68 Spieler (inklusive jener aus der NHL) hat Hanlon in dieser Saison aufgeboten, um sein 25-Mann-Kader für die WM zu bestimmen. Am Ende stehen mit dem Neo-Schweizer Cody Almond sowie Tristan Scherwey und Dino Wieser trotzdem nur drei WM-Debütanten im Team. Mit Patrick Geering ist faktisch ein vierter Neuling dabei. Der Verteidiger gehörte 2010 zum Kader, spielte damals aber keine Sekunde. Von der erfolgreichen WM-Mannschaft 2013 nominierte Hanlon elf Akteure.

Prunkstück Defensive

Das Prunkstück des Teams ist - trotz der vielen Absenzen - einmal mehr die Defensive mit dem Goalie-Duo Reto Berra/Leonardo Genoni und den Verteidigern um die NHL-Stars Roman Josi und Mark Streit. Josi und Streit spielen erstmals zusammen an einer WM, seit sie in Nordamerika zu den Leistungsträgern gehören. Erstaunlich: Obwohl er erst 24 Jahre alt ist, spielt Josi, der wertvollste Spieler (MVP) beim «Wunder von Stockholm», bereits seine sechste WM. Das offensiv starke NHL-Duo soll auch mithelfen beim Skoren, stets einer der Schwächen in den Schweizer Teams. Im Sturm fehlt im Vergleich mit der WM 2013 und dem Olympia-Turnier in Sotschi die komplette erste Linie (Niederreiter, Plüss, Moser). Und in der Vorbereitung glänzten eigentliche Skorer wie zum Beispiel Damien Brunner nicht unbedingt. Der aus der NHL zurückgekehrte Stürmer erzielte in den acht Partien keinen einzigen Treffer. Generell vermochten die Schweizer in der Vorbereitung aber zu gefallen, insbesondere gegen die Topteams Finnland und Russland. In diesen Partien deutete die Mannschaft ihr Potenzial an - nicht zuletzt mit den von Hanlon geforderten Kriterien Tempo, Spielintelligenz und Leidenschaft.

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