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Starker Franken entzweit Krankenkassen und PharmabrancheBern - Der tiefe Eurokurs hat eine neue Runde im Streit um Medikamentenpreise eingeläutet: Während die Pharmabranche vor überstürztem Handeln warnt, fordern die Krankenkassen weitere Massnahmen, um Einsparungen rascher und umfassender weiterzugeben.nir / Quelle: sda / Dienstag, 17. Februar 2015 / 10:35 h
"Das Sparpotenzial bei den Medikamentenpreisen ist noch nicht ausgeschöpft", erklärte Verena Nold, Direktorin des Krankenkassenverbandes santésuisse, vor den Medien in Bern. Würden die Medikamentenpreise an den aktuellen Wechselkurs angepasst, könnten jährlich bis zu 405 Millionen Franken eingespart werden.
Dazu müssten laut Nold aber die Medikamentenpreise flexibler angepasst werden. Mit dem heutigen System sei dies nicht möglich, sagte Nold anlässlich der Präsentation des sechsten gemeinsamen Preisvergleichs von santésuisse und der Pharmabranche. Der Bundesrat überprüft seit 2012 jeweils im November einen Drittel aller kassenpflichtigen Medikamente und verordnet Preissenkungen. Den Wechselkurs legt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) aber bereits im Februar fest. Für die derzeitige Überprüfung wird der durchschnittliche Wechselkurs zwischen Februar 2014 und Januar 2015 verwendet - er beträgt 1.20 Franken. "Nicht länger hinnehmbar" Keinen Gefallen an Nolds Vorschlägen findet die Pharmabranche. Thomas Cueni, Generalsekretär von Interpharma, warnt vor Schnellschüssen. Durch den angewendeten Euro-Wechselkurs sind Originalpräparate der Spezialistenliste nicht mehr teurer im Vergleich zum Ausland. /
"Es weiss niemand, wie der Eurokurs sich bis Ende Jahr entwickelt." Die Prämienzahler hätten von den regulären Preissenkungen bislang profitiert und würden dies auch künftig tun. Deutlicher wird Thomas Binder, Geschäftsführer der Vereinigung Pharmafirmen in der Schweiz (vips): "Europapreise zu Schweizer Kosten sind nicht länger hinnehmbar." Wer immer mehr Preissenkungen bei Medikamenten fordere, verkenne die Kostenstrukturen hierzulande. Stattdessen fordert Binder die Kaufkraftparität zu berücksichtigen, um das heutige System abzufedern. Die Preise aller Güter und Dienstleistungen seien hierzulande im Durchschnitt etwa ein Drittel teurer als in den sechs europäischen Ländern im Preisvergleich. Fortschritte - ausser bei Generika Der sechste Preisvergleich bestätigt weitgehend das Bild der letzten Jahre: Die vom Bundesrat verordneten Senkungen bei Medikamentenpreisen zeigen Wirkung: Originalprodukte waren 2014 in der Schweiz kaum mehr teurer als im Ausland. Weiterhin das Hauptproblem sind aber die Nachahmerprodukte: Generika sind immer noch 47 Prozent teurer als im Ausland - 2013 waren es 46 Prozent. Verena Nold sieht denn auch einen Grund in den gesamthaft teureren Medikamentenpreisen in der Schweiz im wenig entwickelten Generika-Markt. Mengenmässig betrage der Marktanteil dieser Produkte 24 Prozent. In den sechs Vergleichsländern liege er durchschnittlich bei 40 Prozent. Für den Preisvergleich wurden die Fabrikabgabepreise in der Schweiz vom November 2014 mit denjenigen in Deutschland, Dänemark, den Niederlanden, Grossbritannien, Frankreich und Österreich verglichen. Zukunft unklar Wie sich die Medikamentenpreise entwickeln werden, lässt sich auch aus einem anderen Grund nur schwer abschätzen: Der Bund möchte das System zur Festlegung der Preise anpassen. Unter anderem schlägt das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) vor, beim Preisvergleich mit dem Ausland drei weitere Länder zu berücksichtigen. Das würde zu einem "noch tieferen Preisniveau" in der Schweiz führen, fürchten vips und Interpharma. Warum ziehe der Bund nicht Japan und die USA heran, wo die Medikamentenpreise noch höher seien, fragte Cueni am Dienstag ironisch. Ganz anders sieht dies Verena Nold von santésuisse: Sie fürchtet, die Berücksichtigung dieser "tendenziell teureren" Länder könnte die Kosten steigen lassen. Der Verband verlangt deshalb, dass beim Preisvergleich die wichtigsten Handelspartner und Reiseländer der Schweiz zum Zug kommen - zum Beispiel Italien und Spanien. Thomas Binder von vips schätzt, dass der Bundesrat in diesem Frühling das Geschäft verabschieden wird. Das neue System könnte dann im Sommer eingeführt werden.
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