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Nordkorea verlegt offenbar zweite Mittelstreckenrakete an Ostküste

Seoul - Nordkorea hat nach Angaben aus Seoul offenbar eine zweite Mittelstreckenrakete an seine Ostküste verlegt. Pjöngjang habe am Anfang der Woche insgesamt zwei Raketen per Zug zu seiner Ostküste gebracht und sie auf mobilen Abschussrampen installiert.

tafi / Quelle: sda / Freitag, 5. April 2013 / 10:24 h

Es soll sich um Raketen vom Typ Musudan handeln, die eine geschätzte Reichweite von rund 3000 Kilometern haben, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf einen Regierungsvertreter in Seoul. Die Musudan kann auf bis zu 4000 Kilometer ausgebaut werden. Damit könnten die Raketen die Pazifikinsel Guam erreichen, ein Aussengebiet der USA. Experten sehen Nordkorea allerdings nicht in der Lage, das US-Festland anzugreifen. Ein Vertreter der südkoreanischen Marine sagte der Agentur Yonhap, dass Südkorea zwei Abwehrsysteme vom Typ Aegis mit fortgeschrittenen Radarsystemen an die Küste entsandt habe - eines an die Ost- und eines an die Westküste.

Rakete zum Geburtstag

Beobachter schliessen nicht aus, dass die nordkoreanischen Raketen anlässlich der Feierlichkeiten zum 101. Geburtstag von Staatsgründer Kim Jong Il am 15. April abgeschossen werden. Nordkorea hatte schon vor einem Monat mit einem Präventivschlag gegen die USA gedroht. Vergangene Woche ordnete die Armee an, Raketen für einen Angriff in Bereitschaft zu versetzen. Am Donnerstag schliesslich teilte der Generalstab der nordkoreanischen Volksarmee mit, es sei nun offiziell grünes Licht für einen Atomangriff auf die USA gegeben worden.

Washington: Altbekanntes Verhaltensmuster

US-Präsidentensprecher Jay Carney sagte am Donnerstag an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One zu den Drohungen, diese seien ein «altbekanntes Verhaltensmuster» der nordkoreanischen Führung. Die Kriegsdrohungen seien «bedauerlich, aber vertraut». Auf der rund 3400 Kilometer südöstlich von Nordkorea gelegenen Insel Guam sind 6000 US-Soldaten stationiert. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich «zutiefst besorgt» über die Verschärfung des Konflikts und rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf. «Die nukleare Bedrohung ist kein Spiel», sagte der Südkoreaner Ban.

Berlin bestellt Botschafter ein

Deutschland bestellte wegen der Spannungen den nordkoreanischen Botschafter ein. Auf Weisung von Aussenminister Guido Westerwelle wurde der Diplomat am Freitag ins Auswärtige Amt in Berlin zitiert. Dort sei dem Botschafter «in deutlichen Worten die sehr grosse Sorge der Bundesregierung angesichts der von Nordkorea zu verantwortenden Eskalation» vermittelt worden, hiess es offiziell. Das nordkoreanische Aussenministerium hat nach russischen Angaben unterdessen mehreren Ländern eine Evakuierung der Botschaften vorgeschlagen. Russland prüfe die Bitte, plane derzeit aber keine Evakuierungen. Es gebe auch keine äusseren Anzeichen für Spannungen in Pjöngjang, hiess es aus Moskau. Russland hat eine gemeinsame Grenze mit Nordkorea.

Unklarheit über Sonderwirtschaftszone

Unterdessen sagte der südkoreanische Vereinigungsminister Ryoo Kihl Jae, Südkorea sei bereit, seine Landsleute «zu ihrer eigenen Sicherheit» aus dem gemeinsam betriebenen Industriekomplex Kaesong abzuziehen, wenn es die Situation erfordere. Das sei derzeit aber nicht der Fall. Die Führung in Pjöngjang hatte am Donnerstag den zweiten Tag in Folge den Zugang für Südkoreaner zu dem Komplex blockiert. Rund 600 Südkoreaner befanden sich noch in der in Nordkorea liegenden Sonderwirtschaftszone, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Am Freitag blieb der Komplex wegen eines Feiertags geschlossen. Wie die Südkoreaner aus Kaesong abgezogen werden sollten, sagte Ryoo nicht. Am Mittwoch hatte das südkoreanische Verteidigungsministerium erklärt, die Südkoreaner notfalls mit einer Militäraktion befreien zu wollen.

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