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«Peak Water»: Eine Entgleisung in der Umweltdiskussion

Die maximal mögliche Wassernutzung sei in den USA überschritten, warnt eine amerikanische Studie. Entwickelt sich Wasser zu einer begrenzten Ressource wie Erdöl, dessen Förderung in den USA seit dem Höhepunkt um 1970 zurückgeht? Unsinn - hier läuft eine verfehlte Debatte!

Prof. Bernhard Wehrli / Quelle: ETH-Zukunftsblog / Freitag, 18. Oktober 2013 / 15:50 h

Der Begriff «Peak Water» geistert seit Juni 2010 durch die Umweltdiskussion. Peter Gleick und Meena Palaniappan haben in einer Studie drei Definitionen für die maximal mögliche Wassernutzung vorgestellt. Die Autoren unterscheiden zwischen erneuerbaren und «fossilen» Wasservorräten und postulieren ein Maximum des nachhaltigen Wasserverbrauchs. Sie beziehen sich dabei auf «Peak Oil», den absehbaren Höhepunkt der preiswerten Erdölförderung. Leider fällt dabei der wichtigste Unterschied zwischen dem Erdöl- und dem Wassermarkt unter den Tisch: Erdöl wird auf einem globalen Markt gehandelt und dorthin transportiert, wo es möglichst Gewinn bringend verbrannt werden kann. Geht die globale Ölförderung zurück, so steht die Weltwirtschaft vor einer ernsthaften Herausforderung. Die Versorgung mit Trink- und Brauchwasser liegt dagegen in der Verantwortung von lokalen oder regionalen Wasserwerken und beruht zum grössten Teil auf dem erneuerbaren Wasserkreislauf. Ein globales Maximum der Wasserförderung ist nicht absehbar, wohl aber viele lokale Versorgungslücken. Wer vor einem «Peak Water» warnt, inszeniert eine falsche Diskussion.

Natürliches Recycling

Zwei von drei Regentropfen, die aufs Land fallen, sind zuvor auf dem Land verdunstet und haben so bereits einmal zur Bodenfeuchte und zum Pflanzenwachstum beigetragen. Frischwasser ist in diesem Sinn immer ein «Recyclingprodukt». Im Gegensatz zu den begrenzten Erdölvorräten werden die Frischwasservorkommen permanent erneuert. Das verfügbare Wasservorkommen in einer Region ermittelt man deshalb aus den Niederschlägen und dem Zustrom über Bäche, Flüsse und Grundwasserleiter.



Bernhard Wehrli ist Professor für Aquatische Chemie an der ETH Zürich und an der Eawag. /

Eine verfügbare Wassermenge von weniger als 500 Kubikmeter pro Person und Jahr gilt als extreme Wasserknappheit. Die Bevölkerung in vielen Ländern Nordafrikas und im Nahen Osten ist mit dieser Situation konfrontiert. Zwar reicht der natürliche Wasserkreislauf für die Grundbedürfnisse von Trink- und Brauchwasser, der Bewässerungslandwirtschaft sind damit jedoch Grenzen gesetzt.

Fossiles Wasser

Um den Wasserbedarf für die Landwirtschaft zu decken, werden vieler Orts Grundwasservorkommen angezapft, welche sich nur langsam erneuern. Im extremen Fall handelt es sich um «fossiles» Grundwasser, das sich über zehntausende von Jahren angesammelt hat. Diese fossilen Wasservorkommen gehören wie das Erdöl zu den nicht-erneuerbaren Ressourcen. Sie können lokalen Wassermangel kurzfristig überbrücken - hier mag das Peak-Konzept zutreffen. Global betrachtet leisten diese Reserven aber nur einen geringen Beitrag an die Wasserversorgung von Landwirtschaft, Industrie und Haushalten.

Der Tomatenfisch

Anstatt den schiefen Vergleich mit einer Erdölkrise zu bemühen, können wir die Wasserkreisläufe optimieren. Am Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin steht ein Gewächshaus mit einer Reihe von Fischtanks. Darin vermehren sich tropische Speisefische - sogenannte Tilapia. Das Abwasser der Fischzucht fliesst in eine Tomatenkultur. Die Pflanzen erhalten auf diese Weise genügend Stickstoff und produzieren einen guten Ertrag. Das verdunstete Wasser ist sehr sauber, es kondensiert in einer Kühlfalle und fliesst zurück in die Fischtanks. Die «Tomatenfische» wachsen so mit minimalem Wasserverbrauch, und die Tomaten benötigen kaum zusätzlichen Dünger.

«Kann der Welt das Wasser ausgehen?» stand als Überschrift zu einem kurzen Artikel über das «Peak Water»-Konzept. Solange uns nicht die Ideen ausgehen, können wir diese Frage getrost mit «nein» beantworten.

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