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Der Älteste hat den längsten Schnauf

Roger Federer fährt mit einem breiten Rücken zum US Open. Mit seinem sechsten Sieg beim Masters-1000-Turnier in Cincinnati schloss er am Sonntag seine Vorbereitung auf den letzten Grand-Slam-Event des Jahres so erfolgreich ab wie seit 2007 nie mehr.

bg / Quelle: Si / Montag, 18. August 2014 / 11:18 h

Zwei Jahre hatte Roger Federer auf seinen 22. Erfolg bei einem Turnier der zweithöchsten Kategorie warten müssen. Dass die Erlösung wiederum in Cincinnati gelungen ist, ist kein Zufall. Die Bedingungen auf dem schnellen Belag in der Wirtschaftsmetropole Ohios behagten ihm schon immer - mit 24 Jahren beim ersten Sieg genauso wie neun Jahre später beim sechsten. Besonders beeindruckend: Als einziger Spieler, der bereits in Toronto stark gespielt hatte, wusste der Basler auch in der Woche darauf zu überzeugen. Nach dem hart erkämpften 6:3, 1:6, 6:2 im Final gegen die Weltnummer 5 David Ferrer zeigte sich Federer am Sonntagabend denn auch uneingeschränkt zufrieden. «Ich bin von Spiel zu Spiel stärker geworden.» Dabei hatte er am Montag nach dem gegen Jo-Wilfried Tsonga verlorenen Final in Kanada noch ernsthaft darüber nachgedacht, auf das Turnier in Cincinnati zu verzichten. «Ich muss in meiner Turnierplanung gescheit sein und ich darf keine Risiken eingehen», erklärte er. «Ich hätte nicht gedacht, dass es möglich ist, noch einmal eine so gute Woche anzuhängen.» Zudem wäre er auch bei einem Verzicht mit einem guten Gefühl nach New York gereist.

Ein anderer Federer

Doch der Federer des vergangenen Jahres und der aktuelle haben kaum etwas gemeinsam. Der Rücken bereitet ihm keinerlei Probleme mehr, so dass er sich die hohe Belastung zutraute und mit einem weiteren starken Turnier belohnt wurde. «Ich zweifle nun wieder keine Sekunde mehr, dass ich drei Sätze durchhalte und auch die Bälle in den Ecken erlaufen kann», freute sich der Schweizer. «Letztes Jahr war es schon fast ein kleines Wunder, wenn ich das schaffte.» So gewann er in Toronto und Cincinnati sämtliche fünf Dreisätzer, die er spielte.



Roger Federer wusste in Cincinnati zu überzeugen. /

Ein Final und ein Sieg in den beiden grossen Hartplatz-Events vor dem US Open - so erfolgreich ist Federer seit 2007 nie mehr in den nordamerikanischen Sommer gestartet. Damals holte er sich in der Folge mit einem Finalsieg über Novak Djokovic auch das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres. Einzig ein solcher ganz grosser Triumph fehlt Federer nun noch, um sein «Comeback 2014» perfekt zu machen. Seit der Zweitrunden-Niederlage in Rom, direkt nach der Geburt seines zweiten Zwillingspärchens, hat er an jedem Turnier den Final erreicht. Angesichts der Formschwäche seiner härtesten Konkurrenten Djokovic (hat nach seinen Flitterwochen beide Male schon seine zweite Partie verloren) und Rafael Nadal (sagte seine Teilnahme am US Open wegen Problemen mit dem Handgelenk ab) stehen die Aussichten auf einen 18. Major-Titel günstig. Ausgerechnet der 33-jährige Federer macht derzeit den frischesten Eindruck.

Selbstvertrauen wieder gefunden

Musste Federer 2013 bis zum letzten Turnier in der Halle von Paris-Bercy um die Qualifikation für die ATP Finals zittern, hat er diese nun bereits Mitte Jahr auf sicher. Mit 49 Siegen (vier mehr als im gesamten letzten Jahr) und acht Finals führt er auf der ATP Tour beide Statistiken an. Das wieder gefundene Selbstvertrauen zeigt sich zum einen in seiner äusserst offensiven und aggressiven Spielweise. Der neue Co-Trainer Stefan Edberg scheint seinen Schützling definitiv inspiriert zu haben, auch wenn Federer betont, dass seine Volleys nie so gut würden wie die des ehemaligen schwedischen Netzkünstlers. Zum anderen steckt Federer Rückschläge wie das brutale 1:6 im zweiten Satz des Finals gegen Ferrer mühelos weg und kehrt in den entscheidenden Phasen jeweils umso stärker zurück. Kein Wunder kann Federer ohne falsche Bescheidenheit bilanzieren: «Ich gehe mit enormem Selbstvertrauen ins US Open und werde New York richtig geniessen können. Letztes Jahr hatte ich zu diesem Zeitpunkt viel Arbeit vor mir.»

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