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Herbert Bolliger

Es war der Skandal des Monats, der weltweit Millionen bewegte und in der Schweiz Tausende Direktbetroffene traumatisierte.

Marco Ratschiller / Quelle: Nebelspalter / Dienstag, 11. November 2014 / 10:46 h

Auf dem Alu-Deckeli einiger Kaffeerahmportionen, von Migros-Tochter «Elsa» abgefüllt, war ein Zigarren-Band mit dem Konterfei von Adolf Hitler aufgetaucht. Der CEO des Schweizer Detailhandelsriesen Migros, Herbert Bolliger, hat hart durchgegriffen und die Zusammenarbeit mit der Herstellerfirma Karo-Versand umgehend beendet.

Doch nicht nur das: Jetzt mistet der Konzern erst richtig aus und streicht 35000 Artikel aus dem Sortiment, die ethisch nicht hundert Prozent vertretbar sind. «Gross ist der Applaus gewesen, als die Migros beim Hitler-Deckeli umgehend gehandelt und mit dem Karo-Versand ein Schweizer KMU für einen zwei Jahre lang unbemerkten Faux-pas in den sicheren Konkurs getrieben hat», so Migros-Sprecher Urs Peter Naef gegenüber den Medien nicht ohne Stolz. Konzernchef Bolliger hat deshalb schnell reagiert und die Überprüfung sämtlicher 38000 Produkte angeordnet.

Die klare Weisung: «Alles, was nicht in allen Faktoren und über den gesamten Produktionsprozess ethisch, ökologisch oder gesundheitspolitisch unbedenklich ist, fliegt raus.» Also nicht nur sämtliche Ex-Libris-Geschichtsbücher, die Hitler zeigen. Allein der Verzicht auf Waren, die aus Ländern ohne demokratische Volksrechte oder ohne ausgebauten Arbeitnehmer- und Umweltschutz stammen, habe Zehntausende von Produkten aus unseren Regalen gefegt.

«Es ist ein mutiger Schritt, aber wir wollen uns nicht mehr dem Risiko aussetzen, uns dereinst vor künftigen Generationen rechtfertigen zu müssen, weil wir heute in der Gegenwart Produkte verkaufen, an denen so viel Ungerechtigkeit und so wenig Respekt gegenüber der Umwelt hängen.



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Denn das tun wir heute nur, weil sich die Leute lieber über Kaffeerahmdeckeli empören als über die wirklichen Missstände auf dieser Welt», so Urs Peter Naef, «aber wer weiss schon, welches Produkt als nächstes einen moral­triefenden Shitstorm auslöst.»

Am Ende - der von einer internationalen Ethik-Kommission begleiteten Sortimentsbereinigung - stehen der Migros pro Woche durchschnittlich noch 400 Bio-Eier, 2000 Salatköpfe und monatlich ein halbes Kilo Waldhonig zur Verfügung. Ein Sortiment, das mit Bedacht auf die zehn regionalen Genossenschaften verteilt werden will. «Die Produkte-Bereinigung führt natürlich zu einer leichten Unterbelegung unserer Verkaufsflächen und Warenlager», so der Sprecher weiter, «weshalb wir uns auch die Rückkehr zu Gottlieb Duttweilers Migros-Wagen vorstellen könnten.»

Vorher noch muss der Konzern aber ein anderes Problem lösen. Da die neuen Ethik-Richtlinien vorschreiben, nicht mehr mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, die Monatsgehälter unter 4000 Franken zahlen, verweigert die Konzernleitung die Zusammenarbeit mit sich selbst.

Um den historischen Schritt in der Unternehmensgeschichte zu dokumentieren, hat die Migros auch sein bekanntes Logo modifiziert. «Der Kreis, der neu über dem O schwebt, symbolisiert die neue, ganzheitliche Perspektive unserer Konzernphilosophie», sagt Naef, der energisch dementiert, dass das überarbeitete Logo vor allem an einen Heiligenschein erinnert.

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In eigener Sache:

Anzeigenleitung und Marketing des «Nebelspalter»-Verlag machen mit Verweis auf die redaktionelle Freiheit den geschätzten Herrn Herbert Bolliger darauf aufmerksam, dass sich die sarkastische Haltung der Autorin Carole Starrmilch keinesfalls mit der Verlagsgruppe deckt. Wir möchten an dieser Stelle der Hoffnung Ausdruck verleihen, dass wir trotzdem weiterhin mit dem äusserst generösen Anzeigenvolumen in der Höhe von jährlich durchschnittlich CHF 00000.00 rechnen dürfen

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