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Federer nochmals im Mittelpunkt

Bis zur Auslosung am Donnerstag und den ersten Ballwechseln am Freitag stand in Lüttich (Be) rund ums Schweizer Davis-Cup-Team nochmals Roger Federer, der grosse Abwesende, im Zentrum.

bg / Quelle: Si / Donnerstag, 5. März 2015 / 09:13 h

Eine gute Woche nach «Roger Federers Abrechnung mit dem Davis Cup» in Dubai mochte in Belgien, wo sich die Schweizer auf das Erstrundenspiel vom Wochenende vorbereiten, niemand ein böses Wort sagen. Severin Lüthi, der Schweizer Team-Captain und Trainer Federers in Personalunion, brachte noch einmal grosses Verständnis hervor für die speziellen Situationen, aus denen Roger Federer vermutlich für das ganze Jahr und Stan Wawrinka zumindest für das Auswärtsspiel gegen die Belgier dem Team Absagen erteilt hatten. «Ich will nicht für Roger Federer sprechen», so Lüthi in Lüttich, «aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es zwischen ihm und dem Schweizer Verband irgendwelche Probleme gibt. In Dubai wurde von den Medien aus zwei, drei Zitaten eine grosse Geschichte gemacht.» Und aus der Optik des langjährigen Betreuers von Federer fügte Lüthi an, dass «Federer im letzten Jahr auch wegen des Davis Cups das obere Limit des Machbaren fast überschritten hat». Manchmal gehe vergessen, dass Federer schon 33 sei, «weil es auf dem Platz den Anschein macht, er sei noch viel jünger».

Verdienste für den Tennissport unbestritten

Federer hatte vor zehn Tagen in Dubai mit wohl gewählten Worten erklärt, der Davis Cup sei für ihn in den letzten Jahren eine grosse Bürde gewesen - etwas, was ihm übermässig viele Probleme bereitet habe. Derartige Probleme stehen auch jetzt wieder im Raum. Denn wo immer es möglich ist, in Online-Foren Kommentare zur aktuellen Davis-Cup-Kampagne abzugeben, kommt Federer in der Gunst der Leute nicht gut weg. «Die Leute denken sehr schnell negativ», stellt auch Severin Lüthi fest, der letzte Woche in Dubai nicht zugegen war. «Ich sehe die Angelegenheit anders. Für mich tritt Roger (Federer) das ganze Jahr über für die Schweiz an.» Mit dieser Sicht der Dinge liegt Lüthi zweifellos nicht falsch. Federers Verdienste für den Tennissport sind nicht nur in der Schweiz unbestritten. Andererseits sind die Schweizer Tennisfans auch dank Federer fachkundig geworden. Und deshalb rümpfen sie die Nase, wenn als Absage-Gründe für den Davis Cup von notwendigen Pausen und Überbelastungen die Rede ist. Denn sie registrieren durchaus, dass Federer zwar nicht am Wochenende in Lüttich, dafür aber am Montag eine Exhibition in New York spielt, dass er nach dem Davis-Cup-Final noch einen Teamwettbewerb für die «Micromax Indian Aces» in Asien absolviert hat und dass er im Frühling vier Sandplatzturniere innerhalb von fünf Wochen plant.

Offene Kommunikation vermisst

Es ist nicht so, dass Federer nicht Davis Cup spielen und gleichzeitig seine persönlichen Ziele erreichen kann.



Roger Federer sorgt mit seiner Davis-Cup-Absage für Wirbel. /

Richtig ist hingegen, dass Federer zumindest im Moment einfach nicht Davis Cup spielen will. Vielleicht hat Ehefrau Mirka bei diesem Entscheid ein paar Worte mitgesprochen, wie um das Team herum gemutmasst wird. Mit einer offenen Kommunikation in Sachen Davis Cup wäre Federer womöglich besser gefahren. In Dubai führte er aus, dass für ihn schon sehr schnell nach dem Titelgewinn in Lille feststand, dass er 2015 nicht spielen werde. Nur sagte er es so niemandem. Für viele wäre vieles einfacher gewesen. Stan Wawrinka hätte gewusst, dass es an ihm liegt, das Team heuer in der Weltgruppe zu halten. Verbandspräsident René Stammbach hätte sich eine Reise durch die Schweiz zur Inspektion und Vorreservierung von Fussballstadien für ein Tennisfest im Juli sparen können. Und die Fans hätten es womöglich verstanden, wenn Federer nach dem Höhepunkt von Lille eine temporäre Auszeit genommen hätte.

Mit Chiudinelli als Assistent

Nach all den Irrungen und Wirrungen um die «Mannschaft des Jahres 2014» in den letzten drei Monaten begannen am Montag immerhin die Schweizer Vorbereitungen auf Lüttichs Hallenhartplatz wunschgemäss. Yann Marti (ATP 292), der am besten klassierte Schweizer, freut sich riesig auf seinen ersten Davis-Cup-Grosseinsatz, wenn auch mit einem krassen Aussenseiter-Team. Der 26-jährige Walliser aus Sitten hat das Gefühl, dass ihm die Trainings bereits geholfen haben, den Knoten in seinem Spiel zu lösen. Sowohl Marti wie Henri Laaksonen (ATP 344), die beide als Einzelspieler erwartet werden, blieben bislang in der neuen Saison weit unter ihren Möglichkeiten. Dass die belgischen Medien einem Schweizer Team ohne Federer und Wawrinka rein gar nichts zutrauen, motiviert die Schweizer zusätzlich. Neben den weiteren Akteuren Adrien Bossel (ATP 321) und Michael Lammer (ATP 576) und den beiden «Schnupperstift-Junioren» Marko Osmakcic (16) und Johan Nikles (17) gehört auch Marco Chiudinelli wieder dem Team an. Chiudinelli, der sich nach einer Ellenbogenoperation auf dem Weg zurück befindet, wurde von Severin Lüthi als Trainerassistent nach Lüttich eingeladen.

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