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«Mutter aller Schweizer Messen» feiert ein Jahrhundert

Basel - Die Schweizer Mustermesse findet ab Freitag zum 100. Mal statt. Die Messe, die im Ersten Weltkrieg in Basel als nationale Leistungsschau aus der Not entstand, legte den Grundstein für das moderne Messewesen in der Schweiz.

kris / Quelle: sda / Mittwoch, 13. April 2016 / 10:14 h

Am 14. April 1917 hat der Basler Regierungsrat Hermann Blocher, der gleichzeitig Präsident des Organisationskomitees war, die erste Schweizer Mustermesse eröffnet. Einen Tag später war die Messe für das Publikum offen. Sie fand im Stadtcasino, einigen Turnhallen sowie einer provisorischen Messehalle im Kleinbasel statt. Im Sommer 1916 hatte die Basler Regierung die nötigen Bewilligungen erteilt. Die Messe sollte als nationale Leistungsschau während des Ersten Weltkriegs den «Überlebenswillen der Schweiz und die landeseigenen Produkte stärken», wie es hiess. Im Werbeprospekt zur ersten Ausgabe waren etwa ein grosser Laib Käse, Schokolade, Messer und Uhren sowie Stumpen abgebildet. Teilnehmen durften nur Unternehmen mit einer komplett schweizerischen Belegschaft.

831 Aussteller präsentierten während fünfzehn Tagen ihre Muster. Anhand dieser konnten Bestellungen getätigt werden; einen direkten Warenverkauf gab es nicht. Mit Geschäftsabschlüssen in der Höhe von rund 25 Millionen Franken hat die Messe alle Erwartungen übertroffen, wie aus Dokumenten des Basler Staatsarchivs hervorgeht.

Konkurrenz durch Internet

Die Besucherzahlen der Messe stiegen rasant an: 1945 wurden 450'000 Besuchende gezählt, fünf Jahre später 650'000. Bei der 50. Ausgabe knackte die Messe 1966 gar die Millionengrenze. Danach gingen die Besucherzahlen wieder zurück: Im vergangen Jahr waren noch 132'234 Personen an der muba, wie die Messe seit 1984 offiziell heisst.

Mit ein Grund für den Besucherrückgang war die Auslagerung von Fachmessen, die 1957 mit der «Holz» begann.



Die Mustermesse legte den Grundstein für das moderne Messewesen der Schweiz. /

Einige der heute eigenständigen Messen haben die Mustermesse an Bedeutung klar überholt, etwa die 1973 erstmals durchgeführte Uhren- und Schmuckmesse, die heutige «Baselworld» oder die Swissbau.

Einkaufszentren bieten heute zudem ein ähnlich breites Angebot wie Publikumsmessen, und mit dem Internet sind Preisvergleiche auch international möglich. «Die Messe hat nicht mehr die Bedeutung, die sie einst hatte», sagt René Kamm, Chef der MCH Group AG der Nachrichtenagentur sda - weder für das Publikum, die Schweizer Wirtschaft, noch für die Veranstalterin selbst.

Events als Anreiz für junge Besuchende

Mit über 130'000 Personen lockt die Messe dennoch ihr Publikum an, auch wenn dieses mit einer Anschaffung nicht mehr bis zur muba wartet. Vor allem bei älteren Menschen und Familien ist die Messe mit ihrer breiten Palette nach Angaben Kamms weiterhin beliebt.

Weniger Anklang findet die muba dagegen bei den 15- bis 35-Jährigen. Das möchte Kamm ändern. Nur mit Ausstellern, die an einem Stand ein Produkt feilbieten, sei diese Zielgruppe jedoch nicht in die Hallen zu locken. Es brauche zusätzliche Anreize wie Events, stellt Kamm fest. Diese sind jedoch mit entsprechenden Kosten verbunden.

Der MCH Group, die aus der einstigen Genossenschaft Schweizer Mustermesse hervorging, dient die muba heute auch als Testmesse, mit der Themen ausprobiert werden. Dies sei günstiger und weniger riskant als eine eigenständige Messe aufzubauen, sagt Kamm.

Kamm: «Lebenserhaltende Massnahmen»

Zum Umsatz der gesamten Gruppe - 2015 waren es 416,4 Millionen Franken - steuert die muba heute noch knapp zwei Prozent bei. Sie fährt gemäss Kamm einen Verlust ein. Noch leiste die Publikumsmesse aber einen Beitrag an die Fixkosten. Daher könne es die MCH Group betriebswirtschaftlich verantworten, an der muba festzuhalten.

Ob es die muba allerdings weitere 100 Jahre in die Zukunft schafft, bezweifelt Kamm. Dennoch habe die MCH Group eine Verantwortung gegenüber der Messe: «Nur dank der muba gibt es die heutige MCH Group. Sie ist unser Vermächtnis.» Die Messe in eine erfolgreiche Zukunft zu führen, sei jedoch eine grosse Herausforderung und nur mit «lebenserhaltenden Massnahmen» zu meistern.


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