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Die Stolpersteine auf dem Weg zum Traumfinal

Heute Montag wird in Wimbledon die zweite Woche eingeläutet, welche gemäss vielen Auguren den Traumfinal zwischen Roger Federer und Andy Murray bringen soll. Stanislas Wawrinka möchte dieses Endspiel schon heute verunmöglichen.

Marco Keller, Wimbledon / Quelle: Si / Montag, 29. Juni 2009 / 00:00 h

Man muss nicht unbedingt der langen Reihe britischer Star-Regisseure angehören, um sich ein ideales lokales Szenario für die zweite Woche der All England Championships vorzustellen. Tatsächlich ist es ziemlich einfach: Andy Murray spielt sich weiter durch die obere Tableauhälfte, steigert sich dabei erneut von Runde zu Runde und qualifiziert sich am Freitag fürs Endspiel. Dann, am Sonntag, bezwingt er unter den Augen von Queen Elizabeth - bei deren erstem Besuch an der Church Road seit Virginia Wade 1977 das Frauenturnier gewann - den Sieger der unteren Tableauhälfte, vorzugsweise Roger Federer, und lässt sich dann aus den Händen der Monarchin jene Trophäe überreichen, welche die Tennis-Welt bedeutet und welche in den letzten 72 Jahren stets in Gebiete ausserhalb des Vereinigten Königreichs abwanderte.

Murray gibt sich selbst gute Noten

Viele Experten und Laien träumen bereits von einem solchen Szenario, Murray tut dies zumindest in der Öffentlichkeit aber noch nicht: «Bis dahin bleibt noch viel Tennis zu spielen. Ich würde mir aber für die Art und Weise, wie ich die erste Woche überstanden habe, eine sehr gute Note geben.» Tatsächlich verlor Murray zwar in der Startrunde gegen den aufschlagstarken Robert Kendrick (USA) einen Satz, blieb aber ebenso ungefährdet wie danach gegen Ernests Gulbis und am Samstag gegen Viktor Troicki, gegen den er in seinem 96-minütigen Monolog 17 Asse schlug. Murray verbrauchte nur sehr wenig Energie - ganz im Gegensatz zu früher, wo er sich oft in den Startrunden Schwierigkeiten eingebrockt hatte, die ihm dann in den späteren Runden zum Verhängnis wurden. Er weiss, dass er noch weit entfernt vom Titel ist: «Wenn ich gewinnen will, muss ich gegen Gegner, die immer stärker werden, noch besser spielen.»

Wawrinka, der Aussenseiter

Der erste, der ihm heute auf den Zahn fühlt, ist Stanislas Wawrinka, der ihn in sieben Duellen immerhin schon dreimal bezwungen hat.



Andy Murray lässt die Engländer von einem Wimbledonsieg träumen. /



Roger Federer wird alles tun, um einen Sieg Murrays zu verhindern. /

Der Romand, der sich bisher in der Anonymität der Aussenplätze mehr oder weniger überzeugend durchs Tableau spielte, avancierte am Samstagabend mit einem Male zum temporären Staatsfeind Nummer 1. Wawrinka stört es aber nicht, dass mit Ausnahme von Coach Dimitri Zavialoff heute wohl kaum jemand auf dem Centre Court auf seiner Seite sein wird: «Im Gegenteil, das gibt sicher eine sehr gute Atmosphäre und macht mir überhaupt nichts aus. Es wird in jedem Fall ein tolles Erlebnis.»

Federers Kampfansage

Eröffnet wird das Programm auf dem Centre Court heute mit der Wiederholung des Paris-Finals zwischen Roger Federer und Robin Söderling. Der fünffache Wimbledon-Champion hat allen Grund, zuversichtlich in die zweite Woche zu steigen. Er hat sich problemlos durch die drei Runden gespielt und zuletzt am Freitag gegen Philipp Kohlschreiber über weite Strecken mit grossartigem Tennis eine Kampfansage an seine Konkurrenten geschickt. Der Satzverlust (nach Breakvorsprung) gegen den Deutschen kann angesichts der vorher gezeigten Qualität und der anschliessenden Reaktion (6:1) getrost als Schönheitsfehler abgetan werden. «Ich bin mit meiner ersten Woche sehr zufrieden», so Federer, der nach 14 Major-Titeln und 20 Halbfinals in Serie zweifelsfrei routiniert genug ist, um im Tableau nicht schon zu weit nach vorne zu schielen.

Erstmal Söderling

Vorerst gilt seine ganze Aufmerksamkeit Robin Söderling. Trotz einer 10:0-Bilanz gegen den Schweden und 22:1 Sätzen besteht für Federer die Gefahr des Unterschätzens nicht: «Ich unterschätze nie jemanden und schon gar nicht einen Spieler wie ihn. Ich hatte auch gegen Spieler wie Fernando Gonzalez und James Blake lange immer gewonnen, aber dann riss die Serie doch.» Der Schwede, der vor Paris in 21 Grand-Slam-Turnieren nie die Achtelfinals erreicht hatte, nun aber zweimal hintereinander, überzeugte bisher im Turnierverlauf noch nicht so sehr durch sein Tennis, aber dadurch, dass er auch bei widrigen Umständen (wie den Satzrückständen gegen Gilles Muller und Marcel Granollers) ruhig blieb. Diese neue Qualität wird heute speziell nötig sein, Söderling weiss um die Herausforderung: «Federer in Wimbledon zu schlagen, ist etwa gleich schwierig, wie Nadal in Paris.»

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