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Bayern demütigt Barcelona 4:0

Bayern München hat allerbeste Chancen, sich zum dritten Mal seit 2010 für den Final der Champions League zu qualifizieren. Der deutsche Meister bot gegen den FC Barcelona eine Gala und fertigte die chancenlosen Spanier gleich mit 4:0 ab.

fest / Quelle: Si / Dienstag, 23. April 2013 / 22:38 h

Barcelona kann nach der höchsten Europacup-Niederlage seit einem 0:4 gegen Dynamo Kiew im November 1997 dem dritten Halbfinal-Out in den letzten vier Saisons nur noch durch ein Wunder entgehen. Das Team von Tito Vilanova war wohl seit Jahren nie mehr derart chancenlos wie in diesem Auswärtsspiel in München. Ehrrettend können die Katalanen anfügen, dass zwei der vier Gegentore nicht hätten zählen dürfen. Ansonsten dürfte der designierte spanische Champion kaum Argumente haben, den schwachen Auftritt schönzureden. Auf Seiten der Gewinner gab es nach dem verdienten Kantersieg selbstredend nur strahlende Gesichter. «Ein 4:0 gegen die beste Mannschaft der Welt ist wie ein Traum», sagte Verwaltungsrats-Präsident Karl-Heinz Rummenigge nach der Revanche für die Viertelfinal-Niederlage von 2009.

Barcelona brach nach der Pause unter dem Druck der Bayern vollends zusammen. Schlüssel zum Erfolg war die «taktische Disziplin», wie es Captain Philipp Lahm formulierte. Dass Barcelona nach 69 Minuten durch Innenverteidiger Marc Bartra (!) zum ersten Torschuss und in der 76. durch selbigen Spieler zur ersten wirklich gefährlichen Aktion kam, sagte alles über den offensiv wie defensiv missratenen Auftritt der Gäste aus. «Wir haben eben die richtigen Spielertypen, um einem solchen Team wehzumachen», sagte Lahm. Damit meinte er unter anderem das defensive Mittelfeld mit Bastian Schweinsteiger und Javi Martinez. Das Duo spulte ein aussergewöhnlich hohes Laufpensum ab, war omnipräsent und griff in den entscheidenden Momenten physisch ein.

Kurzpassspiel unterbunden

Bayerns Trainer Jupp Heynckes sprach im Vorfeld der Partie von drei Pressingzonen, die sein Team zu bearbeiten und zu beachten habe. Die mutmasslich wichtigste, jene im Mittelfeld, hatte der deutsche Meister schon vor der Pause trotz klar weniger Ballbesitz (38:62 Prozent) unter Kontrolle. Durch die hohe physische Präsenz der Bayern kam Barcelona gar nie dazu, sein Kurzpassspiel aufzuziehen. In der ersten Viertelstunde war zu beobachten, wie Schweinsteiger Manndeckung auf Xavi spielte und Bayerns Defensivakteure die Bewachung von Lionel Messi bei jeder Veränderung von dessen Laufweg neu beurteilten. Folglich konnte sich der argentinische Superstar, der erstmals nach dreiwöchiger Pause (Oberschenkelverletzung) wieder eingesetzt wurde, kaum entfalten. Es schien allerdings, als sei Messi nicht im Vollbesitz seiner Kräfte.

Die Bayern liessen sich durch die sehr lauten Nebengeräusche der letzten Tage und Stunden vor dem Spiel (Steueraffäre um Präsident Uli Hoeness) nicht beeindrucken. «Das ist in der Mannschaft überhaupt kein Thema», behauptete Heynckes im TV-Interview vor der Partie. Die konzentrierte Leistung liess darauf schliessen, dass es der Trainer einmal mehr vorzüglich verstanden hat, den Fokus des Teams auf die spielentscheidenden Dinge zu legen. Eine Schwäche hatte Heynckes in Barcelonas Abwehr ausgemacht. Unter den vier Verteidigern, die infolge zweier gewichtiger Absenzen (Puyol, Mascherano) in noch nie gesehener Zusammensetzung spielen mussten, fehlte prompt bei den ersten beiden Gegentreffern die Zuordnung.

Tore nach Eckbällen

Diese Tore fielen jeweils nach Eckbällen. Einmal nach 25 Minuten, als Topskorer Thomas Müller (sechstes Saisontor im Europacup) einen Kopfball von Dante ebenfalls per Kopf über die Linie beförderte. Und einmal nach 49 Minuten, diesmal leitete Müller den Ball weiter und Mario Gomez vollendete volley - allerdings aus stark abseitsverdächtiger Position. In der Bundesliga gehört dem intern besten Goalgetter der letzten beiden Saisons (54) hinter dem gestern gesperrten Mario Mandzukic oft nur die Reservistenrolle. Über diese beklagt sich der zwölffache Champions-League-Torschütze des Vorjahres, stattdessen lieferte er als «Joker» stets Leistung ab. Das 2:0 war Gomez' siebtes Tor aus den letzten vier Partien. Und es entschädigte die Bayern für mindestens einen nicht gepfiffenen Handspenalty aus der ersten Halbzeit. Nach Gerard Piqués Intervention mit dem Arm im eigenen Strafraum (17.) wäre ein Pfiff durchaus angebracht gewesen.

Auch Barcelona fühlte sich in (mindestens) einer Situation stark benachteiligt. Vor dem dritten Gegentreffer monierten die Katalanen zurecht eine irreguläre Bewegung von Müller. Er blockte den Weg für Arjen Robben im gegnerischen Strafraum regelrecht frei. Der weggecheckte Jordi Alba konnte den Holländer so nicht am erfolgreichen Torabschluss hindern. Mit dem 4:0 machte wiederum Müller das Debakel von Barcelona komplett.



Der überragende Spieler des Abends Thomas Müller köpft zum 1:0 ein. /

Der neunte Sieg in Serie (der 39. im 46. Saisonspiel!) und nunmehr 36:5 Tore waren für den Final vom 25. Mai im Wembley, den die Bayern mutmasslich werden bestreiten dürfen, eine eindrückliche Empfehlung. Unabhängig davon, ob der Gegner Dortmund oder Real Madrid heissen wird.

Bayern München - Barcelona 4:0 (1:0)
Allianz Arena. - 68'000 Zuschauer (ausverkauft). - SR Kassai (Un). - Tore: 25. Müller 1:0. 49. Gomez 2:0. 73. Robben 3:0. 82. Müller 4:0.

Bayern München: Neuer; Lahm, Boateng, Dante, Alaba; Martinez, Schweinsteiger; Robben, Müller (83. Pizarro), Ribéry (89. Shaqiri); Gomez (71. Luiz Gustavo).

Barcelona: Valdes; Dani Alves, Piqué, Bartra, Jordi Alba; Busquets, Xavi, Iniesta; Alexis Sanchez, Messi, Pedro (83. Villa).

Bemerkungen: Bayern München ohne Badstuber, Kroos (beide verletzt) und Mandzukic (gesperrt), Barcelona ohne Mascherano, Puyol (beide verletzt) und Adriano (gesperrt). Verwarnungen: 37. Gomez. 39. Bartra. 46. Martinez. 86. Sanchez (alle wegen Fouls). 87. Schweinsteiger (Reklamieren). 89. Jordi Alba (Unsportlichkeit/im Rückspiel gesperrt). 92. Iniesta (Foul).  


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