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Fortes Absprung und Dosés Einschätzung

Wenige Stunden vor dem letzten Spiel der Saison mussten die Hoppers über den Wechsel ihres Trainers Uli Forte zum Liga-Konkurrenten YB orientieren. Die unerwartete Wende war für die finanziell eingeschränkten Hoppers nicht zu verhindern.

dap / Quelle: Si / Samstag, 1. Juni 2013 / 20:49 h

Am Donnerstag früh informierte Forte die Klubleitung über ein anstehendes Gespräch mit YB. Noch am selben Abend tauschten sich Präsident Dosé und Sportchef Rapic bei einem Nachtessen mit dem umworbenen Coach aus. Tags darauf erfuhr die GC-Delegation, dass sich die YB-Offerte nicht nur konkretisierte, sondern auch so gut dotiert war, «dass wir nicht mehr mithalten konnten», wie Dosé eingestand. Forte pokerte gemäss GC-Angaben nicht. Er habe die Karten offen auf den Tisch gelegt, bestätigte Dosé. «Aber die Dimension des YB-Vertrags übersteigt unsere finanziellen Möglichkeiten.» Aus Bern sickerte allerdings durch, auch die Hoppers hätten nochmals nachgelegt - aber wohl nur bis zu einer gewissen Schmerzgrenze. Sie waren nicht bereit, ihren Erfolgs-Coach um jeden Preis zu halten: «Das Gefüge muss stimmen, das ist in jeder Unternehmung so. Und wenn einer oben aus schwingt, gibt es Unruhe», räumte Dosé ein.

Die von Forte bei der Anstellung selber gewünschte Ausstiegsklausel ermöglichte Forte einen vertragsgemässen Ausstieg. Die Hoppers akzeptierten den heiklen Passus im Frühling 2012 - ihre Situation sei damals eine andere gewesen, betonte Dosé. «Wir schwebten in Abstiegsgefahr. Und ein Vertrag ist immer ein Geben und Nehmen mit beidseitigen Kompromissen.»

Für die Führungs-Crew war wohl das steigende Interesse an Forte absehbar, aber offensichtlich nicht das Tempo der Entwicklung und die Intensität der Begehrlichkeiten. Sowohl Dosé als Rapic hätten einen derart rasanten Abschied Fortes nicht für möglich gehalten.



Die von Forte bei der Anstellung selber gewünschte Ausstiegsklausel ermöglichte Forte einen vertragsgemässen Ausstieg. /

Vor sechs Wochen hatten sie im Rahmen eines ausführlichen Meetings die Bedürfnisse ihres leitenden Angestellten ausgelotet und dabei keinerlei Anzeichen registriert, Forte könnte sich mit einer persönlichen Neuausrichtung befassen.

Der Trainer habe keine Aufbesserung des Vertrages angeregt, versicherten Dosé und Rapic gleichermassen. Und nach dem Cupsieg hielten es die Entscheidungsträger zumindest nicht für dringlich, Fortes Bezüge sofort anzuheben. «Wir planten im Sommer weitere Gespräche mit ihm», sagte Rapic zur Thematik.

Stilvoll, aber unter Druck

Dosé, der um Haltung bemühte Klub-Chef, sprach von einer «unerwarteten Wende» und davon, «dass das System eben so funktioniert. Im Sport passiert viel kurzfristig.» Sie hätten das nun zu akzeptieren und den Blick sofort gegen vorne zu richten. Mit einem sportlichen Kollaps rechnet Dosé nicht: «Es gibt keinen Grund, es in der nächsten Saison nicht wieder gleich gut zu machen.»

Zumindest gegen aussen hin grenzte Dosé die Dimension der Personalie ein: «Das Problem kam durch unseren Erfolg. Es ist keine Katastrophe. Wir stehen vor einer neuen Challenge, die wir jetzt mit einem deutlichen Mehraufwand zu lösen haben.» Über Forte verlor er kein schlechtes Wort: «Er hat eine sehr grosse Leistung vollbracht und hier hervorragend gearbeitet.»

So stilvoll und souverän die Hoppers den Verlust ihres Aushängeschilds in der Öffentlichkeit kommentierten, so schwer fällt ihnen Fortes Entscheid. Der Zeitpunkt sei denkbar ungünstig, redete Rapic nichts schön. Eine Kettenreaktion befürchtet er nicht, auch wenn er weitere Avancen der nationalen Konkurrenz natürlich nicht ausschliesst: «In diesem Geschäft ist alles möglich. Das haben wir heute ja gesehen.»

Die Verantwortlichen der Hoppers wiederholten auch am Tag von Fortes Unterschrift in Bern, das Kader zusammenhalten zu wollen und so rasch wie möglich einen neuen Coach zu präsentieren. «Wir wollen den Aufbau nicht gefährden. Der neue Trainer muss menschlich passen und den modernen Angriffs-Fussball weiter pflegen.» Namen nannten Dosé keine, ins Zentrum der Spekulationen rückte aber bereits René Weiler, der Aarauer Super-League-Aufsteiger.

Womöglich müssen sich die Zürcher nun aber neben der Trainersuche (Rapic: «Eine riesige Aufgabe») mindestens so leidenschaftlich um die Verteidigung ihres Personals kümmern - ansonsten ist der Aufwärtskurs ernsthaft gefährdet. Mit Forte verliert der Klub erheblich an Substanz, sollte dem Chef an der Linie mit Vero Salatic auch noch der Captain auf dem Rasen folgen, wäre das kaum mehr zu verkraften.


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