Der 23-jährige Josi gehört ohne Zweifel zu den weltbesten Verteidigern in seiner Alterskategorie. Deshalb wäre es gut möglich gewesen, dass er mit einem kürzeren Vertrag langfristig sogar noch mehr Geld hätte verdienen können. Doch er wählte jene Variante, die mit weniger Risiko verbunden ist. «Mit einem Vertrag über sieben Jahre hast du Sicherheit», sagte Josi. Als Sportler bestünde immer die Gefahr, eine Verletzung zu erleiden, die das Karriereende zur Folge habe. Der Berner Verteidiger weiss wovon er spricht, zog er sich doch schon einige Hirnerschütterungen zu. «Das war sicher auch einer der Gründe.»
Ohnehin ist es für Josi eine reine Spekulation, ob er insgesamt noch mehr hätte herausholen können. «Es kann auch sein, dass ich in den nächsten Jahren nicht die gleichen Fortschritte mache wie bis anhin. Für mich ist es ein Super-Vertrag. Es geht ein Traum in Erfüllung.» Entscheidend war für ihn auch, dass er sich in Nashville sehr wohl fühlt. «Ich hatte in den letzten zwei Jahren eine sehr gute Zeit. Die Organisation ist sehr professionell, es ist wie ein grosse Familie. Ich weiss, dass sie alles dafür machen werden, um erfolgreich zu sein. Ich verspreche mir sehr viel von Nashville in der Zukunft. Und die ganze Stadt hat einen gewissen Charme. Die Leute sind sehr höflich und rücksichtsvoll. Es ist ähnlich wie in Bern, wo ich eigentlich zu Hause bin. Das ganze Paket stimmt.»
Ausgezeichneten Job gemacht
Georges Müller, der den Vertrag zusammen mit Roly Thompson ausgehandelt hat, sagte: «Es waren längere Verhandlungen (die ersten Angebote sind Ende April eingegangen, die Red.), die aus meiner Sicht zu einem sehr guten Ziel geführt haben.» Erstaunlicherweise trug die Tatsache, dass Josi an der WM in Stockholm zum MVP gewählt worden war und damit massgeblich zum sensationellen Gewinn der Silbermedaille beigetragen hatte, gemäss Müller nichts zum guten Vertrag bei. Der ausgehandelte Kontrakt stand praktisch 1:1 vor dem WM-Viertelfinal fest.
Roman Josi hat den Vertrag seines Lebens unterschrieben. / Foto: EQ Images
In den USA sei die WM ein notwendiges Übel, erklärte Müller.
So oder so haben Müller und Thompson einen ausgezeichneten Job gemacht. Noch nie hat ein Schweizer Mannschaftssportler einen höher dotierten Vertrag bekommen. Jonas Hiller (4,5 Millionen pro Jahr) und Mark Streit (4,1 Millionen) erhalten respektive erhielten zwar pro Saison mehr, doch insgesamt war die Summe tiefer. «Es ist unglaublich. Wenn mir das jemand vor drei, vier Jahren gesagt hätte, hätte ich das nie im Leben geglaubt. Ich glaube, es braucht nun auch - wie bei der WM - eine gewisse Zeit, bis ich das realisiere. Du siehst die Zahl und bist dir eigentlich gar nicht richtig bewusst, wie viel Geld das ist.»
Trotz des vielen Geldes versucht Josi, «wie vorher auf dem Boden zu bleiben und mich selber zu sein.» Er hat sich zwar in Bern eine neue Wohnung gekauft, doch «Autos und all die Sachen werde ich jetzt sicher nicht kaufen gehen. Aber eine kleine Belohnung werde ich mir sicher schenken.» Auch für seine Familie und Freundin wird er sich noch etwas einfallen lassen.
Oberste Priorität
Josi wird allerdings nicht in jeder Saison gleich viel erhalten. In der nächsten Spielzeit sind es 2,5 Millionen Dollar. Dann steigt die Summe jährlich an, im sechsten Vertragsjahr nimmt er 5,25 Millionen ein, ehe der Betrag auf vier Millionen sinkt - rund 40 Prozent davon fallen jeweils noch für die Steuern weg. Müller spekuliert jedoch darauf, dass es zu einer vorzeitigen Vertragsverlängerung kommt, bei der Josi in der siebten Saison sieben bis acht Millionen bekommen könnte. «Das ist nicht auszuschliessen», so Müller.
Nashville bot dem 23-Jährigen gar einen Vertrag über acht Jahre und 32 Millionen an. Die Verlängerung mit Josi genoss für die Predators, die ihm reglementarisch bloss eine so genannte «qualifying offer» mit einer Lohnerhöhung von 10 Prozent (rund eine Million) hätten anbieten können, oberste Priorität. Die Teamverantwortlichen sind überzeugt, dass sich der Schweizer zu einem Topverteidiger in der NHL entwickeln wird. Dazu braucht er in erster Linie noch ein paar Kilos zusätzlich an Muskelkraft. Bereits in der abgelaufenen NHL-Qualifikation bildete er an der Seite von Shea Weber das erste Verteidigerduo.
Dass Josi nun genügsam wird, besteht aufgrund seines Charakters keine Gefahr. Er hat bereits wieder mit dem Sommertraining begonnen, das er zusammen mit Mark Streit und Yannick Weber absolviert. Am Montag und Dienstag trainiert er jeweils in Zürich, danach in Bern. Im Juli will er sich noch eine Woche Ferien gönnen. Ab Oktober gilt es dann in der NHL wieder ernst, wobei er nun ein Einzelzimmer erhält. Dies ist ein weiteres Goodie des Mega-Deals.
