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Spinnen-Sex: Vorsichtige Männchen leben länger

Greifswald/Hamburg - Spinnenmännchen, die bei der Paarung vorsichtig sind, haben grössere Chancen, während des Geschlechtsakts nicht vom Weibchen gefressen zu werden.

bg / Quelle: pte / Mittwoch, 16. Dezember 2015 / 11:43 h

Zu diesem Schluss kommen Forscher der Unversitäten Greifswald und Hamburg. Ihre Ergebnisse wurden in der internationalen Fachzeitschrift «Scientific Reports» veröffentlicht.

Aushärtung bedeutet Gefahr

Bei manchen Spinnenarten wurde schon früher beobachtet, dass Kopulationen auch dann stattfinden können, wenn sich die Weibchen gerade zum letzten Mal häuten und folglich noch eine weiche Körperhülle haben. Erst nach der Aushärtung der Körperhülle sind die Weibchen wieder in der üblichen Lauerstellung, in der sie Beute fangen. Die Experten haben solche «weichen» Paarungen im Freiland und unter Laborbedingungen an der Wespenspinne (Argiope bruennichi) untersucht. In Experimenten zeigte sich im Freiland und Labor, dass die Verpaarung mit noch weichen Weibchen für die Männchen tatsächlich vollkommen risikofrei ist: Alle Männchen überlebten. Auch diese Männchen können, wie bei den Verpaarungen mit ausgehärteten Weibchen üblich, ihre Genitalstrukturen im Weibchen zurücklassen, um dadurch je einen von zwei Paarungsgängen des Weibchens für Nachfolger zu verstopfen. Die Weichheit des weiblichen Gewebes verhindert also des Steckbleiben der Pfropfen nicht.



Erst nach Aushärtung der Körperhülle sind Weibchen in Lauerstellung. /

Weibchen versprüht Duftstoff

Da sich die Männchen sterilisieren, können sie ihre beiden Übertragungsorgane nur je einmal benutzen. Durch die Paarung mit noch weichen Weibchen können die Männchen die maximale Anzahl von zwei Paarungen erreichen, während sie bei ausgehärteten Weibchen mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent schon bei der ersten Paarung gefressen werden. Wenn also die Paarung mit weichen Weibchen so sicher für Männchen ist und das Verpfropfen genauso gut funktioniert, stellte sich die Frage, warum nur bei 44 Prozent aller Weibchen der Freilandstudie eine weiche Verpaarung stattfand. Nur voll ausgehärtete Weibchen signalisieren ihre Anwesenheit und Paarungsbereitschaft durch die Produktion und Abgabe eines spezifischen Duftstoffes, den Männchen aus der Ferne wahrnehmen können. Weibchen, die sich häuten, produzieren keine solchen Duftstoffe, was auch dahingehend interpretiert werden kann, dass es günstig für Weibchen ist, solche weichen Verpaarungen zu vermeiden. Männchen, die auf der Suche nach Weibchen durch die Wiese streifen, haben daher zwei Möglichkeiten: Entweder treffen sie auf ein noch nicht erwachsenes Weibchen und warten, bis es sich häutet oder sie suchen gezielt ein signalisierendes Weibchen auf. Beide Strategien der Männchen haben Nachteile: Die langen Wartezeiten bis zur Häutung der Weibchen bei den weichen Paarungen führen dazu, dass andere Paarungschancen verpasst werden. Der andere Nachteil ist die hohe Wahrscheinlichkeit, bei Verpaarungen mit ausgehärteten Weibchen gefressen zu werden. Da Kosten und Nutzen von beiden Verhaltensweisen aufgezeigt werden konnten, wird verständlich, warum sie in einer Population gleichzeitig vorkommen.

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