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Wissenschaftler erklären: Deshalb sind wir WM-FansKöln/Eichstätt - Die Fussball-Weltmeisterschaft stellt die Welt auf den Kopf. Menschen outen sich als Fans, nehmen an Tippspielen teil oder besuchen Public Viewings, oft ohne zuvor sonderliche Nähe zu der Sportart verspürt zu haben.fkl / Quelle: pte / Montag, 14. Juni 2010 / 13:19 h
«Im Grunde geht es dabei gar nicht um Fussball selbst, sondern um soziale Zugehörigkeit», erklärt der Sportpsychologe Jens Kleinert von der Deutschen Sporthochschule Köln das Phänomen. «Menschen haben das Bedürfnis, Dinge mit anderen zu teilen und eingebunden zu sein. Die WM bietet dafür optimale Bedingungen.»
Glühende Fans oder erbitterte Gegner
Dieses Wir-Gefühl beginnt für Kleinert mit einer gemeinsamen Hoffnung. «Das Ziel in den Köpfen heisst: Wir - nicht das Fussballteam - wollen die WM gewinnen. Sichtbar wird dies, indem sich die Menschen als Anhänger outen - in Deutschland durch rot-schwarz-goldene Fahnen, Kleidung, Tätowierung und sogar Würstchen. Man zeigt sich verbindlich als Teil der Gruppe.» Mit jedem Erfolg werde dieses Ziel stärker und attraktiver. «Denn damit wird es nicht nur wünschenswert, sondern erreichbar», so der Experte. Verstärkend wirkt die Thematisierung in Gesprächen, insbesondere aber auch in den Medien.
Doch es gibt auch Gegentrends. Da sich Gruppen nicht nur zugehörig fühlen, sondern auch voneinander abgrenzen, ist eine starke Kontrastierung vorprogrammiert.
Im Grunde geht es nicht um Fussball selbst, sondern um soziale Zugehörigkeit. /
![]() «Entweder man ist glühender Fan oder Hasser. Neutralität gegenüber der WM wird schwer gemacht.» Zu einem WM-Gegner deklariert sich ein an Fussball Desinteressierter nur dann, wenn er Gesinnungsgenossen wahrnimmt, mit denen er sich gruppieren kann. «Ein völliger Aussenseiter will man ja nicht sein. Das ist genau wie beim Karneval - einen Mittelweg gibt es nicht», so der Kölner Sportpsychologe. Ungefährliches Gesprächsthema Etwas anders ist die Situation freilich in Ländern, deren Team den Einzug in die WM-Finalrunde nicht geschafft hat. Hier fehlt laut Kleinert die gemeinsame Idee. Wem der Einzelne die Daumen drückt, ist von vielen Faktoren abhängig. «Während das bei Fussball-Fans oft die Stärke einer Mannschaft ist, so spielt bei anderen auch die Sympathie zu einem Land, dort lebende Bekannte oder bei bestimmten Personengruppen auch das Aussehen der Spieler eine Rolle.» Der Fussballkultur-Forscher Florian Basel von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt führt die Begeisterung auf vier Gründe zurück. «Erstens handelt es sich um ein ungefährliches Gesprächsthema. Zweitens kann man mitreden, da jeder schon selbst einen Ball gekickt hat.» Als weitere Faktoren sieht er auch die emotionale Inszenierung von Fussball, sowie sein Überraschungspotenzial. «Für einen Torerfolg müssen elf Gegenspielern überwunden werden. Man hofft, dass auch kleinere Mannschaften diesen Effekt gegen grosse Gegner ausnützen können», so der Historiker.
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