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Notstand in Ungarn wegen Giftschlamm-Lawine

Budapest - Eine Schlammlawine mit giftigen Stoffen hat in West-Ungarn nach einem Unfall in einer Aluminiumfabrik mindestens vier Menschen in den Tod gerissen. Die ungarische Regierung rief in drei westlichen Bezirken den Notstand aus.

ht / Quelle: sda / Dienstag, 5. Oktober 2010 / 21:38 h

Ein Auffangbecken mit Bauxitschlamm in der Stadt Ajka nördlich des Plattensees war am Montag zerborsten. Bis Dienstag hatten sich über eine Million Kubikmeter einer giftigen roten Schwermetallbrühe über ein Gebiet von geschätzten 40 Quadratkilometern ergossen. In den Bezirken Veszprem, Vas und Györ gilt der Notstand. Umweltstaatssekretär Zoltan Illés sprach gegenüber der Nachrichtenagentur MTI von einer Umweltkatastrophe, die auch die Donau und den Fluss Raba bedrohe. Unter den Toten in der Gemeinde Kolontar waren laut den Behörden zwei Kleinkinder. Bei dem Unfall wurden 120 Menschen verletzt, zwei davon seien in kritischem Zustand. Sechs Personen galten weiterhin als vermisst. Mehrere Hundert Menschen mussten ihre Häuser verlassen.

Aufs Dach geflohen

«Der Schlamm war zweieinhalb Meter hoch», sagte ein Anwohner dem staatlichen Fernsehen. «Mein Kind war zu Hause, es konnte sich auf das Dach retten». Die Schlammflut zog Autos mit sich und beschädigte Häuser und Brücken.



Die Schlammlawine durchbrach einen Damm, ergoss sich in einen Bach und vermischte sich mit Hochwasser. (Symbolbild) / Foto: René Maier ex-press.ch

Anwohner mussten von Rettungstrupps aus ihren Häusern geholt werden. Rettungskräfte waren in der Nacht dabei, in Schutzanzügen die Strassen zu säubern. Die Verletzten erlitten vor allem Verätzungen. Die rote Giftbrühe verursacht chemische Verbrennungen, die zu Schäden des tiefer sitzenden Hautgewebes führen können, wie der Arzt Peter Jakabos erklärte.

Bekämpfen mit Gips

Die giftige Brühe sollte nun mit Gips gestoppt werden. «Wir haben viele Tonnen Gips in den Fluss Marcal geschüttet und hoffen so, den giftigen Strom einzudämmen», sagte eine Sprecherin des nationalen Katastrophenschutzes. Die Toxizität des Schlamms nehme mit jedem Kilometer ab. Die Umweltkatastrophe könnte laut Greenpeace grössere Folgen haben. Der toxische Rotschlamm würde nicht nur ins Grundwasser sickern und dieses vergiften. Er könnte in getrocknetem Zustand durch Winde bis zu 15 Kilometer weit transportiert werden. Die Umweltorganisation schickte umgehend ein Team in die stark betroffenen Dörfer Kolontar und Devecser.

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