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Franzosen geben Protest nicht auf

Paris - Nach der Verabschiedung der Rentenreform im Parlament ebben die Proteste in Frankreich ab: Dem Aufruf der Gewerkschaften zum landesweiten Streiktag folgten am Donnerstag gemäss Gewerkschaften und Arbeitgebern deutlich weniger Menschen als bei den vorherigen Aktionstagen.

ade / Quelle: sda / Donnerstag, 28. Oktober 2010 / 09:35 h

Bei der Staatsbahn SNCF, an den Flughäfen und im Nahverkehr kam es zwar erneut zu Verspätungen und Ausfällen. Doch waren die Behinderungen geringer als beim vorangegangenen Streiktag am 19. Oktober. So fuhren laut SNCF zwischen Paris und anderen Städten immerhin acht von zehn TGV-Hochgeschwindigkeitszügen. Bei den vorherigen Protesten war einer von zwei TGV betroffen. Am Pariser Flughafen Orly wurde mit der Streichung der Hälfte aller Flüge und an anderen französischen Flughäfen von rund 30 Prozent gerechnet. Dort blieben die Behinderungen damit in etwa gleich zu früheren Protesttagen.

Verbindungen mit der Schweiz

Auch die Zug- und Flugverbindungen zwischen Frankreich und der Schweiz waren am Donnerstag beeinträchtigt. Mehrere TGV-Verbindungen zwischen Genf sowie Bern mit Frankreich und vier Verbindungen zwischen Basel und Brüssel fielen aus, wie die SBB mitteilte. Flugverbindungen über die Flughäfen Genf, Zürich und Basel waren ebenfalls betroffen. So fielen Verbindungen mit Paris, Lyon, Nizza, Toulouse, Marseille und Bordeaux aus.

Noch immer wenig Treibstoff

Im Energiebereich wirkten sich die Proteste noch am stärksten aus, obwohl in mehreren Raffinerien die Streiks beendet und Blockaden vor Treibstoff-Lagern aufgelöst worden waren. Dennoch war am Donnerstag nach Angaben des französischen Erdölindustrie-Verbandes Ufip noch jede fünfte Tankstelle ohne Treibstoff. Besonders betroffen sind weiterhin die Region rund um Paris und der Westen Frankreichs. Vor dem Hafen von Marseille liegen Dutzende Tanker vor Anker.



Der grösste Demonstrationszug sollte sich am Mittag am Pariser Place de la République in Bewegung setzen. /

Streikende Hafenarbeiter hindern sie daran, ihre Ladung zu löschen. Auch der Hafen von Le Havre wird weiterhin blockiert. Die Proteste der Hafenarbeiter dauern bereits einen Monat.

Schüler in den Ferien

Die Schülerproteste der vergangenen Woche waren wegen der derzeitigen Schulferien in Frankreich bereits weitgehend zum Erliegen gekommen. Bei den sechs vorherigen nationalen Aktionstagen gegen die Rentenreform waren Rekordzahlen von zwischen einer Million und laut Gewerkschaften 3,5 Millionen Demonstranten erreicht worden. Für den Streiktag am Donnerstag hatten die Gewerkschaften die Erwartungen schon im Vorfeld heruntergeschraubt, nachdem die Reform am Mittwochabend in der Nationalversammlung die letzte parlamentarische Hürde genommen hatte. Dennoch galt der landesweite Protesttag noch einmal als Test für die Breite des Widerstandes gegen die Politik von Staatspräsident Nicolas Sarkozy. Für den 6. November haben die Gewerkschaften erneut zu landesweiten Protesten aufgerufen.

Vor Verfassungsgericht

Kern der umstrittenen Reform ist eine Verlängerung des Renteneintrittsalters von 60 auf 62 Jahre. Wer mindestens 40,5 Jahre Beiträge gezahlt hat, kann derzeit mit 60 Jahren die volle Rente beziehen. Diese Altersgrenze soll nun bis 2018 auf 62 Jahre angehoben werden. Wer nicht genügend Beitragsjahre hat, soll künftig erst mit 67 die volle Rente bekommen. Bislang war dies mit 65 Jahren möglich. Die oppositionellen Sozialisten wollen die Rentenreform nun vor dem französischen Verfassungsgericht zu Fall bringen. Sarkozy muss die Genehmigung des Gerichts abwarten, bevor er das Gesetz vermutlich Mitte November unterschreiben kann.

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