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Dioxin-Skandal: «Systematisches Panschen»

Peking/Berlin - Im Dioxin-Skandal in Deutschland befürchten Ermittler, dass Futtermittel absichtlich gepanscht worden sind. Ein Versehen des Futterherstellers rückt immer mehr in den Hintergrund. Politik und Justiz halten ein kriminelles Vorgehen für immer wahrscheinlicher.

ht / Quelle: sda / Mittwoch, 12. Januar 2011 / 20:50 h

Die Staatsanwaltschaft Itzehoe geht dem Verdacht nach, dass der fehlbare Futtermittelhersteller Harles und Jentzsch belastete Vorprodukte möglicherweise systematisch so lange verdünnt haben könnte, bis der Dioxin-Grenzwert von 0,75 Nanogramm erreicht war. Wie die Nachrichtenagentur dpa aus Behördenkreisen der beteiligten Bundesländer erfuhr, wurden von einem Produktionstag Mischproben beschlagnahmt, bei denen hohe Dioxin-Eingangsbelastungen immer weiter reduziert worden waren. Damit das Labor nicht Alarm schlägt, seien die Proben als technische Fette deklariert und eingeschickt worden. Die Ermittler haben den Verdacht, dass der Eintrag über eine nicht registrierte Mischanlage im niedersächsischen Bösel erfolgte, die für Harles und Jentzsch betrieben worden sein soll. Auch Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner hält ein kriminelles Vorgehen für wahrscheinlich. Die Ministerin, die selbst im Kreuzfeuer der Kritik steht, kündigte am Mittwoch einen Aktionsplan zur Verringerung der Dioxin-Gefahr in Lebensmitteln an.

Verseuchtes Schweinefleisch

Am Mittwoch wurde zudem bekannt, dass - entgegen anderslautenden Angaben vom Dienstag - das Fleisch von rund 150 mit dioxinverseuchtem Futter gemästeten Schweinen doch in den Handel gelangt sein könnte. Ob das verdächtige Fleisch tatsächlich überhöhte Dioxinwerte aufwies, ist derzeit allerdings unklar. Die an einen Grossschlachthof gelieferten Schweine stammen von einem inzwischen gesperrten Betrieb im Kreis Verden. Bei Probeschlachtungen waren überhöhte Dioxin-Werte gemessen worden. Der Landwirt hatte aber offenbar vor der Sperrung schon 150 mit verseuchtem Futter gemästete Schweine zu einem niedersächsischen Grossschlachthof gebracht.



Dioxin-Fleisch gelangte auch in den Verkaufshandel. /

Auch aus einem mittlerweile gesperrten Mastbetrieb in Sachsen-Anhalt ist möglicherweise dioxinbelastetes Schweinefleisch ausgeliefert und verkauft worden. Betroffen wäre die Region Nordbayern. Der Hof ist Behördenangaben zufolge mittlerweile gesperrt worden. Ob dort Fleisch tatsächlich mit Dioxin belastet war, lasse sich nicht mehr feststellen - die Ware sei längst verkauft. Noch am Dienstag hatte der niedersächsische Agrar-Staatssekretär kategorisch ausgeschlossen, dass Dioxin-Fleisch aus dem Betrieb in den Handel ging. Heute Mittwoch korrigierte ein Ministeriumssprecher diese Aussage.

China verbietet Einfuhr

Wegen des Skandals um dioxinverseuchte Lebensmittel hat China die Einfuhr von Schweinefleisch und Eiprodukten aus Deutschland ausgesetzt. Das Verbot sei am 11. Januar in Kraft getreten, hiess es am Mittwoch auf der Internetseite der Behörde für Lebensmittelsicherheit. Ladungen, die sich bereits im Land befänden, würden auf Dioxin untersucht. Auch Südkorea hat Einfuhrbeschränkungen verhängt. Das Dioxin war über einen Futterfett-Hersteller aus Schleswig-Holstein in den Lebensmittelkreislauf gelangt. Vorsorglich war zeitweise über Tausende Höfe in Deutschland eine Handelssperre verhängt worden.

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