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Nur eine Medaille - zu vieles lief schief

Die WM in Garmisch verkam für Swiss-Ski zu einer Mission voller Enttäuschungen. Zu vieles war vor und während den Wettkämpfen in Oberbayern schief gelaufen.

fest / Quelle: Si / Sonntag, 20. Februar 2011 / 23:08 h

«Wir sind am Ende.» So akut, wie sich Mauro Pini zu Beginn seines WM-Resumées ausdrückte, ist die aktuelle Situation bei den Schweizer Alpinen natürlich bei Weitem nicht. Der Cheftrainer der Frauen-Equipe, als Tessiner der deutschen Sprache nicht vollends mächtig, wollte lediglich auf das «Ende der WM in Garmisch» verweisen. Fakt ist allerdings, dass Swiss-Ski das angestrebte Ziel, die von Präsident Urs Lehmann und Dierk Beisel, dem Chef Leistungssport, genannten sechs Medaillen, deutlich verpasst hat. Wie auch immer die Vorgabe aus der Chefetage gelautet hätte: Einmal Edelmetall, die «Silberne» von Didier Cuche in der Abfahrt, ist eine zu karge Ausbeute für die alpine Grossmacht Schweiz.

Vierte Plätze und Verletzungen

Als einer der Gründe für das enttäuschende Abschneiden kann das «sprichwörtliche Pech» mit den vierten Plätzen erwähnt werden. In Garmisch gabs durch Didier Cuche im Super-G, Lara Gut in der Abfahrt und im Super-G sowie Dominique Gisin in der Super-Kombination vier «Lederne» für die Schweizer Delegation. Fehlendes Wettkampfglück hatten auch Beat Feuz, Silvan Zurbriggen und Lara Gut in der Super-Kombination zu beklagen.

Der Hinweis auf Verletzungen und physische Probleme der Cracks ist ebenfalls nachvollziehbar. Die gewünschte Situation, mit gesunden Athleten und der stärkstmöglichen Delegation antreten zu können, sei nicht gegeben gewesen, sagt Martin Rufener, der scheidende Cheftrainer der Männer. Olympiasieger Didier Défago fehlte nach seinem Kreuzbandriss ohnehin. Dazu plagt sich Sandro Viletta seit langem mit Rückenbeschwerden herum. Ambrosi Hoffmann war zu Beginn des Winters wegen einer angerissenen Achillessehne zu einer Pause gezwungen, Patrick Küng wegen einer Hirnerschütterung temporär zum Zuschauen verurteilt und unmittelbar vor dem ersten Abfahrtstraining an Grippe erkrankt. Carlo Jankas Probleme wegen der neuerlichen Virusinfektion umfassen seit einigen Wochen auch Herzrhythmusstörungen.

Zu schmale Spitze

All die Ausfälle und körperlichen Defizite hatten natürlich einen Qualitätsverlust zur Folge. Im Moment ist die Spitze im Schweizer Männer-Team zu schmal, als dass Top-Athleten adäquat ersetzt werden könnten. Diesbezüglich sieht Rufener indessen rosigere Zeiten auf das Team (und seinen Nachfolger Osi Inglin) zukommen als etwa 2005 nach der Nullnummer an der WM in Bormio.

Damals war der Nachwuchsbereich praktisch ausgedörrt. Die elf an der Junioren-WM gewonnenen Medaillen bieten zwar keine Gewähr für spätere Erfolge im Weltcup. Die Tatsache aber, dass an der Basis gute Arbeit geleistet wird, stimmt zuversichtlich. Rufener kann beim Blick in die Zukunft unter anderem auf Beat Feuz und Justin Murisier verweisen, die schon in Garmisch als belebende Elemente in Erscheinung getreten sind. Um die beiden herum soll die neue Generation aufgebaut werden, die dereinst das Potenzial an der Spitze erhöhen beziehungsweise die entstandenen Lücken schliessen soll.

Zweiter Nuller in Folge

Das Frauen-Team ging nach dem «Nuller» bei den Olympischen Spielen zum zweiten Mal in Folge an einem Grossanlass und wie schon an den Weltmeisterschaften 2005 und 2007 leer aus. Mauro Pini hatte sich im Speed-Bereich verständlicherweise mehr erhofft, mochte das Abschneiden aber nicht dramatisieren. Wie Rufener kann auch der Tessiner das Pech mit den (drei) vierten Rängen, Verletzungen und Krankheit als Gründe für die neuerliche Medaillen-Flaute anführen.

Das Unheil hatte längst vor der WM seinen Lauf genommen. Fränzi Aufdenblatten und Martina Schild sind nach ihren Kreuzbandrissen erst auf dem Weg zurück, Nadia Styger ist nach wie vor ausser Gefecht. Während der Titelkämpfe erwischte es auch noch Lara Gut und gehörte Fabienne Suter zu den vielen Grippe-Opfern. Demgegenüber darf aber nicht darüber hinweg gesehen werden, dass Swiss-Ski mit Lara Gut, Fabienne Suter und Dominique Gisin in Garmisch nur drei Fahrerinnen mit dem Potenzial für Medaillengewinne am Start gehabt hat. Nadja Kamer kam von Beginn weg mit den Verhältnissen auf der «Kandahar» nicht zurecht.

Alarmierender ist die notorische Schwäche in den technischen Disziplinen. Im Riesenslalom und vor allem im Slalom stehen die Trainer auf einer riesigen Baustelle. Eine einzige Athletin, Denise Feierabend im Slalom, hatte für die zu Ende gegangene WM die Selektionskriterien erfüllt. Das ist beschämend für eine Ski-Nation wie die Schweiz. Da besteht gewaltiger Nachholbedarf.

Alle WM-Medaillengewinner und Schweizer Platzierungen von Garmisch-Partenkirchen (De):

Männer

Abfahrt:
1. Erik Guay (Ka)
2. DIDIER CUCHE (Sz)
3. Christof Innerhofer (It)
9. Beat Feuz (Sz)
10. Ambrosi Hoffmann (Sz)
12. Silvan Zurbriggen (Sz)

Super-G:
1. Christof Innerhofer (It)
2. Hannes Reichelt (Ö)
3. Ivica Kostelic (Kro)
4. Didier Cuche (Sz)
7. Carlo Janka (Sz)
13. Silvan Zurbriggen (Sz)
A Tobias Grünenfelder (Sz)

Riesenslalom:
1. Ted Ligety (USA)
2. Cyprien Richard (Fr)
3. Philipp Schörghofer (Ö)
7.



Die einzige Medaille für die Schweiz: Routinier Didier Cuche. / Foto: EQ Images

Carlo Janka (Sz)
8. Didier Cuche (Sz)
13. Justin Murisier (Sz)
21. Marc Berthod (Sz)
24. Sandro Viletta (Sz)

Slalom:
1. Jean-Baptiste Grange (Fr)
2. Jens Byggmark (Sd)
3. Manfred Mölgg (It)
25. Justin Muriser (Sz)
27. Markus Vogel (Sz)
37. Marc Gini (Sz)
A Silvan Zurbriggen (Sz)

Super-Kombination:
1. Aksel Lund Svindal (No)
2. Christof Innerhofer (It)
3. Peter Fill (It)
A Beat Feuz (Sz)
A Silvan Zurbriggen (Sz)

Frauen.

Abfahrt:
1. Elisabeth Görgl (Ö)
2. Lindsey Vonn (USA)
3. Maria Riesch (De)
4. Lara Gut (Sz)
8. Dominique Gisin (Sz)
13. Fabienne Suter (Sz)
14. Nadja Kamer (Sz)

Super-G:
1. Elisabeth Görgl (Ö)
2. Julia Mancuso (USA)
3. Maria Riesch (De)
4. Lara Gut (Sz)
8. Fabienne Suter (Sz)
13. Nadja Kamer (Sz)
A Dominique Gisin (Sz)

Riesenslalom:
1. Tina Maze (Sln)
2. Federica Brignone (It)
3. Tessa Worley (Fr)
20. Lara Gut (Sz)
29. Wendy Holdener (Sz)
35. Denise Feierabend (Sz)

Slalom:
1. Marlies Schild (Ö)
2. Kathrin Zettel (Ö)
3. Maria Pietilä-Holmner (Sd)
21. Denise Feierabend (Sz)
A Wendy Holdener (Sz)

Super-Kombination:
1. Anna Fenninger (Ö)
2. Tina Maze (Sln)
3. Anja Pärson (Sd)
4. Dominique Gisin (Sz)
6. Denise Feierabend (Sz)
A Fabienne Suter (Sz)
A Lara Gut (Sz)

 


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