Stocker: «Ein Sieg mit trügerischer Leichtigkeit»

Die Art, wie der Sittener Trainer Victor Muñoz beim Comeback in der Super League in seiner "Coaching Zone" wieder und wieder die Hände verwarf und vor sich her fluchte, konnte man auf sein spanisches Temperament zurückführen. Oder auf die Leistung seiner Mannschaft. Oder eine Mischung aus beidem. Was er sah, konnte ihm, zumindest was sein Team offensiv bot, nicht gefallen haben. "Das Ergebnis liess einen im Glauben, als habe Basel einfaches Spiel gehabt", sagte Muñoz. "Dabei war das Resultat nach der ersten Halbzeit unglaublich. Basel machte aus einer Chance ein Tor."

Dieses eine Tor, das Muñoz ansprach, hatte das Duell zwischen dem Zweiten und Vierten der Super League endlich lanciert. Kurz vor der Pause beging Sions Verteidiger Adailton einen der raren Sittener Fehler, sein unvorteilhaftes Stellungsspiel ermöglichte Marco Streller dessen elftes Saisontor zum 1:0. Mit diesem Gegentreffer, eingeleitet durch Geoffrey Serey Die, dem klar besten aller in der Winterpause transferierten Spieler auf dem Rasen des St.-Jakob-Parks, wurde Sions Gameplan über den Haufen geworfen. Er zwang die Walliser, offensiv selber aktiv zu werden und mehr zu bieten als die hohen langen Bälle auf Kyle Lafferty.

Doch wenig bis gar nichts geschah. "Wir haben dem Gegner überhaupt keinen Raum gelassen", konstatierte der Basler Trainer Murat Yakin erfreut. "Sion kam ja zu keiner einzigen Torchance", sagte Fabian Frei. Null Schüsse auf FCB-Goalie Yann Sommer und ein einziger nennenswerter Abschluss durch Lafferty (27.) lautete die magere Offensivbilanz der Sittener. Trainer Muñoz, so sagte er es zumindest im Nachhinein, wusste, dass es nach dem 0:2 schwer werden würde, in die Partie zurückzukehren.

Dieses 0:2 durch Mohamed Salah (52.) nahm allenfalls schwachen Bemühungen der Walliser jeden Schwung. "Und nach dem 0:3", dem herrlichen "Chip" von Valentin Stocker nur sechs Minuten später, "war es vorbei", wie es Muñoz formulierte. "Danach hat es Basel ruhig zu Ende gespielt." Im Hinblick auf das bevorstehende Hinspiel in der ersten K.o.-Runde gegen Dnjepr Dnjepropetrowsk vom kommenden Donnerstag kam es dem Schweizer Meister entgegen, dass der Vorsprung früh in der zweiten Halbzeit so komfortabel war.

In der Nachbearbeitung des recht einseitigen Spitzenkampfs freute sich zumindest ein Basler öffentlich etwas mehr als die anderen. "Ein 3:0 zum Rückrundenstart ist das Wunschresultat jedes Trainers und Spielers", sagte Fabian Frei. "So wissen die Konkurrenten, dass wir wieder da sind. Es war ein Zeichen an sie, und wir selber wissen, dass wir auf dem absolut richtigen Weg sind." Trainer Yakin umschrieb den vierten Heimerfolg ohne Gegentor in Folge wesentlich nüchterner. "Ich bin einfach froh, dass wir mit einem Sieg begonnen habe. Sion war ein guter Massstab für uns."

Auf die Frage nach dem taktischen System wollte Yakin - zum wiederholten Male - nicht konkret eingehen. Mit drei Geheimtrainings unter der Woche hatte der FCB-Coach Spekulationen genährt. Die "Basler Zeitung" schrieb in der letzten Vorbereitungswoche von einem "Übermass an taktischen Dispositionen", was Valentin Stocker mit ironischem Unterton kommentierte. "Wir haben eine derart schlechte Vorbereitung hinter uns, dass wir auch wieder einmal ein gutes Spiel erwarten konnten." Weitaus ernster relativierte der Innerschweizer, der mit einem Tor und einem Assist geglänzt hatte, das Resultat. "Diese Leichtigkeit, gerade wie die zweite Halbzeit für uns lief, ist sehr trügerisch. Auch wir werden noch Spiele verlieren. Falls nicht, stehen wir dann ja berechtigterweise auf dem ersten Platz."

Basel - Sion 3:0 (1:0)

St.Jakob-Park. - 24'265 Zuschauer (Saison-Minusrekord). - SR Studer. - Tore: 45. Streller (Flanke Serey Die) 1:0. 52. Salah (Stocker) 2:0. 58. Stocker (Streller) 3:0.

Basel: Sommer; Philipp Degen, Schär, Dragovic, Park; Cabral; David Degen (46. Salah), Serey Die (74. Elneny), Fabian Frei, Stocker (84.




Zoua); Streller.

Sion: Vanins; Vanczak (46. Sauthier), Adailton, Dingsdag, Bühler; Fernandes, Gattuso, Basha, Wüthrich (53. Ndjeng); Lafferty (65. Crettenand), Leo.

Bemerkungen: Basel ohne Bobadilla (gesperrt), Alex Frei (krank), Diaz und Jevtic, Sion ohne Margairaz und Yoda (alle verletzt). Verwarnungen: 44. Gattuso (Foul). 50. Philipp Degen (Reklamieren) und Dingsdag Unsportlichkeit). 57. Fernandes (Foul). 64. Ndjeng (Foul).

Rangliste:
1. Grasshoppers 19/40 (24:17). 2. Basel 19/36 (35:18). 3. St. Gallen 18/33 (22:13). 4. Sion 19/32 (27:23). 5. Young Boys 19/27 (31:23). 6. Lausanne-Sport 19/21 (16:22). 7. Zürich 19/20 (21:25). 8. Thun 18/18 (19:28). 9. Luzern 19/18 (20:27). 10. Servette 19/11 (13:32).

Torschützenliste:

1. Marco Streller (Basel/+1) 11 Tore. 
2. Leo (Sion), Oscar Scarione (St. Gallen) je 7 Tore
4. Anatole Ngamukol (Thun/GC), Izet Hajrovic (GC), Raphael Nuzzolo (YB/+1) je 6 Tore
7. Raul Bobadilla (YB/Basel), Chris Malonga (Lausanne), Alex Frei (Basel), Xavier Margairaz (Sion) je 5 Tore
11. Stephan Andrist (Basel/Luzern), Nassim Ben Khalifa (GC), Dzengis Cavusevic (St. Gallen), Moreno Costanzo (YB/+2), Josip Drmic (Zürich/+1), Alexander Farnerud (YB), Mario Gavranovic (Zürich), Kyle Lafferty (Sion), Steven Zuber (GC) je 4 Tore