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EU-kompatible Italo-Dysfunktion

Italien hat gewählt und alle sind schockiert: Wieder keine funktionierende Regierung! Aber hallo? Wie lange ist es denn her, dass Italien eine sogenannte «funktionierende Regierung» hatte? Mussolini und Andreotti fallen einem da ein. hmm.

Regula Stämpfli / Quelle: news.ch / Mittwoch, 27. Februar 2013 / 10:36 h

Jene Regierungen mögen ja funktionierend gewesen sein, aber demokratisch? Nein. So gesehen ist die Aufregung um Italien unverständlich und wahrscheinlich nur rhetorischer Natur. Denn was wird passieren? Die neue Regierung wird knapp ein paar Wochen halten, dann wird wieder gewählt, das Mitte-Rechts-Bündnis wird eine wackelige Mehrheit erhalten und kann dann wieder regieren, ähm sich selber und die organisierten Interessen finanzieren. Dafür werden Angela Merkel und Co. in den nächsten Monaten schön sorgen. Klar doch: Die Finanzmärkte beben ein bisserl, der Euro wird wieder diskutiert. Doch ernst nehmen solche Ablenkungsmanöver nur die meist entpolitisierten, ungebildeten Journalisten, die über Italien so berichten, als gäbe es die EU, die organisierten Interessen und die Mafia nicht. Sie reden über Italien wie gläubige Katholiken über den Papst, dessen Wahl in etwa gleich transparent sein wird wie die eben abgehaltene: Glauben ist wichtiger als Verstehen. Hören Sie die WahlkampfberichterstatterInnen an - schauen Sie die Sternstunde Philosophie über die italienischen Wahlen nach und Sie werden erstaunt feststellen: Da reden und informieren Menschen über Politik, die absolut und wahrhaftig keine Ahnung von Italien, der EU und der Globalisierung haben. Was dieses Wochenende in Italien passierte, kann nur mit der Politik von Brüssel und Berlin erklärt werden.doch davon will niemand erzählen.



Italienisches Parlament: Bloss keine stabile Regierung! Und schon gar keine demokratische. /

Brüssel und Berlin fürchten eine stabile, demokratische Regierung in Italien mehr als der Teufel das Weihwasser. Weshalb? Weil eine solche mit Sicherheit auf die unglaubliche Korruption und die organisierte Kriminalität der letzten Jahre in Italien, in Belgien, in Bulgarien und Rumänien stossen würde - Roberto Salviano berichtet in Gomorra darüber. Eine funktionierende italienische Regierung würde die Europäische Kommission aufs Ärgste beschädigen. Eine auf Transparenz und Rechtsstaat setzende italienische Regierung? Oh Gott! Da würde in Europa wesentlich mehr beben als nur die Finanzmärkte - und Brüssel würde sich schütteln wie ein nasser Hund. Deshalb: Italien hat eu-kompatibel gewählt. Besser als die Gurke passt nämlich kein anderes System so zu Brüssel wie das italienische. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Wie die Gurke werden dank Merkel und Co. auch die anderen europäischen Länder schon auf dieselbe Art und Weise «harmonisiert». Es wäre schön, wenn wir mal solche Zusammenhänge statt dem üblichen Wahlberichterstattungssschrott zu hören, zu sehen und zu lesen bekämen. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

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