Ein Silberstreifen in Silverstone

Angesicht der Tatsache, dass Sauber in Mittelengland sowohl in den freien Trainings als auch am Samstag im Qualifying einen wenig hoffnungsvollen Eindruck hinterlassen hatte, konnte mit Hülkenbergs Ergebnis nicht zwangsläufig gerechnet werden. Der 25-jährige Deutsche wurde als Zehnter abgewinkt und sorgte so für ein versöhnliches Wochenende, an dem Sauber primär wegen des Abgangs von Chefdesigner Matt Morris und wegen der angespannten Finanzlage Gesprächsthema war.

Hülkenberg sprach nach dem gewonnenen Punkt von einem Rennen «mit hohem Spassfaktor». Wegen eines schleichenden Plattfusses war Saubers Teamleader gezwungen, den zweiten Stopp etwas früher einzulegen als geplant. Hatte Hülkenberg nach dem Qualifying noch über den fehlenden Speed geklagt, zeigte er sich gestern diesbezüglich zufriedener. «Insgesamt war der Speed im Rennen etwas besser.»

Wie sein Teamkollege Esteban Gutierrez hatte sich Hülkenberg unmittelbar nach dem Start zwar um drei Plätze verbessert, beide schienen bei Rennhälfte aber kaum mehr ernsthaft in den Kampf um WM-Punkte eingreifen zu können.




Hülkenberg machte in der Schlussphase jedoch Position um Position wett, sodass sich die Mienen beim Sauber-Team zusehends aufhellten. «Im Moment können wir von diesem Auto keine Wunder erwarten, aber dieses Resultat ist dennoch gut für die Moral des Teams», sagte die Teamchefin Monisha Kaltenborn.

Während sich Hülkenberg zum dritten Mal in diesem Jahr unter den ersten zehn klassierte, muss Gutierrez (14.) weiterhin auf seinen ersten Punkt in der Formel-1-WM warten. Der 21-jährige Mexikaner wurde durch zwei ausserplanmässige Boxenstopps, die wegen Reifenproblemen notwendig geworden waren, entscheidend zurückgeworfen.

In der WM-Wertung der Konstrukteure durfte sich Sauber dank Hülkenberg zwar erstmals nach vier Rennen ohne Ertrag wieder einmal einen Punkt gutschreiben lassen, der Rückstand auf Platz 7 wuchs aber an. Da der Australier Daniel Ricciardo als Achter für Toro Rosso vier Zähler erringen konnte, liegt Sauber nun 18 Punkte hinter Red Bulls Schwesterteam zurück. Noch ist dieser Rückstand freilich wettzumachen. Ein einfaches Unterfangen wird dies allerdings nicht, da die technischen Weiterentwicklungen aufgrund der finanziellen Restriktionen beschränkt sind. Verhandlungen mit neuen (finanzkräftigen) Partnern sollen gleichwohl weit fortgeschritten sein.