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Intelligente Strommesser - ein Flop? Mitnichten!

Geringe Energieeinsparungen, Gefährdung der Privatsphäre: Smart Metering bekommt derzeit schlechte Noten. Zu unrecht. Mit einer geeigneten Aufbereitung der Verbrauchsinformationen und klaren Regeln für den Datenschutz lassen sich beachtliche Erfolge erzielen.

Dr. Thorsten Staake / Quelle: ETH-Zukunftsblog / Dienstag, 25. Februar 2014 / 09:22 h

Geht es nach der Energiestrategie 2050 des Bundes, soll der Energieverbrauch pro Person um 43 Prozent sinken. Dieses extrem ambitionierte Ziel setzt voraus, dass die Bürger ihren Energiekonsum in allen Bereichen reduzieren. Verhaltensänderungen bei energieintensiven Tätigkeiten bieten dabei ein erhebliches Einsparpotenzial. Zeitnahe Verbrauchsinformationen («Feedback») sollen den Bürgerinnen und Bürgern aufzeigen, wo und wie sie effektiv sparen können. Elektronische Stromzähler, auch «Smart Meter» genannt, sind ein Beispiel für eine Technologie, die solche Informationen bereitstellt.

Besorgte Bürger

Die anfänglichen Erwartungen an Smart Meter waren hoch: Von 15 Prozent Einsparungen war die Rede. Wissenschaftlich solide Feldversuche zeigen aber Effekte um die 3 Prozent. Dazu kommt die Sorge der Bürger, dass die Stromversorger sie ausspionieren könnten und so beispielsweise wüssten, wann wer zu Hause ist.

Ist die Kritik begründet? Ja und nein. Zum Kritikpunkt Datenschutz: Ja, Lastprofile lassen zahlreiche Rückschlüsse auf die Kunden zu. Es muss also sichergestellt sein, dass ein Haushalt selbst bestimmen kann, was mit den Daten passiert. Das ist bei Smart Metering schon zu einem hohen Grad der Fall, ähnlich wie bei Bankkontobewegungen, Mobilfunk-Standortdaten oder Log-Profilen von Navigationssystemen. Wer Haushalte ausspionieren möchte, findet andere, fruchtbarere Wege. Die Sorge rührt vermutlich eher daher, dass der Nutzen von Smart Metering derzeit noch gering erscheint und die Risiken in der Diskussion daher grosses Gewicht bekommen.

Spielerischer Ansatz

Zu den Energieeinsparungen: Die derzeit kleinen Effekte hängen nicht von der Technologie ab, sondern von der Art und Weise, wie man die Verbrauchsinformationen aufbereitet und einsetzt.



Thorsten Staake ist Leiter des «Bits to Energy Lab» an der ETH Zürich und Professor für Energieeffiziente Systeme an der Universität Bamberg. /



Verhaltensänderungen bei energieintensiven Tätigkeiten bieten ein erhebliches Einsparpotenzial.(Symbolbild) /



Montiert zwischen Duschkopf und -schlauch, misst Amphiros Smart Meter Temperatur und Wasserverbrauch beim Duschen. /

Wenn ein Energieversorger lediglich Verbrauchskurven und einige Kennzahlen angibt, ist das ungefähr so spannend wie das Online-Portal zur Steuererklärung. Man nutzt es nicht freiwillig, und dass so keine Einsparungen erzielt werden, ist klar. Die Branche muss erst lernen, die Informationen sinnvoll zu nutzen - ansprechender, unterhaltender, spielerischer, etwa indem man die Wettbewerbsfreude der Kunden anspricht und Anreize für das gewünschte Verhalten bietet. Das fällt einer Abteilung im Zähler- und Messwesen natürlich erst einmal schwer und erfordert einiges an Aufbauarbeit.

Feedback in der Duschkabine

Doch erste Erfolge gibt es vorzuweisen: In einer Studie, die wir gemeinsam mit der Universität Lausanne und den Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (ewz) durchführten, untersuchten wir die Wirkung von Verbrauchsinformationen auf die Nutzung von Warmwasser. Und um den Kritikern zuvorzukommen: Nein, es ging nicht ums Wassersparen, sondern um den Energieverbrauch. Die Resultate sind beeindruckend: Haushalte mit einer Verbrauchsanzeige des ETH-Spin-offs Amphiro  sparten aufs Jahr hochgerechnet durchschnittlich 443 Kilowattstunden (kWh) Strom ein. Das ist mehr als ein Fünftel des Energieverbrauchs beim Duschen und entspricht rund 114 Franken pro Jahr. Zudem sparten die Verbraucher im Schnitt 8 500 Liter Trinkwasser ein.

Beachtliches Sparpotenzial

Warum sind die Effekte so hoch? Das hat vermutlich mehrere Gründe: Die Rückmeldung erfolgt direkt während der Handlung, also zu einem Zeitpunkt, an dem man den Verbrauch noch beeinflussen kann. Der Bezug zum eigenen Verhalten ist klar, denn es gibt beim Duschen keinen Standby-Verbrauch, und das Feedback richtet sich jeweils gezielt an die verbrauchende Person. Und schliesslich ist die tatsächliche und wahrgenommene Einflussmöglichkeit gross - die Armatur ist ja nur eine Armlänge entfernt. Angst um die Privatsphäre gab es hingegen kaum, da die Daten nur lokal gespeichert werden.

Entsprechend ist das Potenzial gross: Würden 10 Prozent der Schweizer Haushalte das Studiengerät benutzen, liessen sich 155 Gigawattstunden (GWh) Strom einsparen - dies entspricht dem Zweifachen der jährlich produzierten Energie aus Schweizer Windkraftanlagen. Zur Zeit läuft eine Langzeitstudie, um zu prüfen, ob die Einspareffekte auch über eine Dauer von einem Jahr konstant bleiben. Die ersten Zahlen stimmen uns zuversichtlich.

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