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Wieder erlöst Drmic die Schweizer

Ein spätes Tor von Josip Drmic (83.) brachte der Schweiz einen verdienten, aber keinesfalls begeisternden 1:0-Sieg im WM-Test gegen Jamaika ein. Erst in der letzten halben Stunde konnten die Schweizer in Luzern die Weltnummer 81 nachhaltig dominieren.

bert / Quelle: Si / Freitag, 30. Mai 2014 / 22:27 h

Knapp drei Monate nach seiner Doublette gegen Kroatien war Josip Drmic auch in Luzern gegen Jamaika für das Schweizer Highlight besorgt. Als der zähe und wenig intensive Test auf ein enttäuschendes 0:0 hinsteuerte, bescherte der Bundesliga-Stürmer der SFV-Auswahl doch noch den ersten Sieg seit dem letzten Oktober. In halbrechter Position erlief Drmic einen gelungenen Steilpass von Blerim Dzemaili, machte einen Haken und bezwang Jamaikas Keeper Andre Blake mit einem Schuss mit dem rechten Aussenrist. Drmic arbeitet an seiner Tor-Quote. Sie ist nach dem dritten Treffer für die Schweiz im sechsten Länderspiel bei 50 Prozent angelangt.

Das Tor kam spät, aber es fiel natürlich verdientermassen. Die Schweizer steigerten sich nach der Pause, hatten das Geschehen je länger desto mehr in die Platzhälfte der Jamaikaner verlegt und kamen in der letzten halben Stunde auch zu mehreren guten Chancen durch Drmic, Stephan Lichtsteiner, nochmals Drmic und Granit Xhaka.

Dennoch: Der Anlauf zum Sieg war zu lang. Schon kurz vor der Pause gab es erste vereinzelte Pfiffe. Die 15'000 Zuschauer waren unzufrieden mit dem, was ihnen das Schweizer Team in den ersten 45 Minuten vorgesetzt hatte. Gegen die FIFA-Weltnummer 81 aus der Karibik gab es zunächst nicht nur keine Tore, es gab auch kaum Torchancen für die Schweiz vor der Pause. Beim einzigen Mal, als der Jamaiker Keeper Andre Blake ernsthaft intervenieren musste, war er von einem eigenen Spieler beschäftigt worden. Adrian Mariappa hatte eine Flanke von Stephan Lichtsteiner gefährlich in Richtung eigenes Tor abgelenkt (22.).

Auch die Spieler war nicht angetan von ihrer Leistung. Blerim Dzemaili verwarf mehrmals die Arme, weil sich ihm als Ballverteiler keine Teamkollegen anboten. Valon Behrami schimpfte mit Xherdan Shaqiri, der zwar der auffälligste Schweizer war, aber in ein, zwei Situationen auch zu eigensinnig agierte. Und Admir Mehmedi beklagte sich, dass zu wenige Angriffe über die linke Seite vorgetragen wurden.

Hitzfelds Konkurrenzkampf

Nationalcoach Ottmar Hitzfeld hatte am Tag vor dem ersten WM-Testspiel den grossen Konkurrenzkampf hervorgehoben. Um diese Worte zu unterstreichen, nominierte er gleich sechs Spieler in die Startformation, die während der letzten zwei Jahren nicht zur Stammelf gehört hatten. Es war sein Zeichen an die Mannschaft: Jeder bekommt seine Chance, es gibt nicht Stammspieler und Reservisten. Hitzfeld hat damit den Probables aber keinen grossen Gefallen getan. Mit den intensiven Trainingstagen in Weggis war die Wochenplanung nicht auf den Test gegen Jamaika ausgerichtet. Im heterogenen Teamgefüge war es zudem schwierig, individuelle Exploits zu leisten. Es ist schwer vorzustellen, dass die Hierarchie, die Hitzfeld im Kopf hat, grosse Veränderungen erfährt.

Einige Erkenntnisse bestätigten sich in Luzern immerhin. Die Offensive ist abhängig von der Unberechenbarkeit und Dribbelstärke von Shaqiri. Granit Xhaka besetzt die zentrale Position im offensiven Mittelfeld nicht ideal. Er wirkt in dieser Rolle zu behäbig. Es wäre interessant gewesen, Admir Mehmedi statt auf dem Flügel wenigstens eine Halbzeit lang in der Mitte hinter der Sturmspitze beobachten zu können. Blerim Dzemaili ist im Aufbau eifrig und bemüht, doch ist er weniger Stratege als etwa Captain Gökhan Inler und in der Balleroberung weniger bissig als Valon Behrami. Stürmer Haris Seferovic lebt davon, viel für die Mannschaft zu arbeiten und auf die Flügel auszuweichen, dafür fehlt er dann zu oft im Zentrum.

Die Wechsel nach der Pause brachten etwas Besserung. Das Mittelfeld wirkte nach dem Eintritt von Inler (für Behrami) ruhiger, Valentin Stocker bereitete auf der linken Seite zwei Chancen vor und Josip Drmic kam gefährlich in den Abschluss. Schon vor seinem entscheidenden Treffer war er zweimal nahe am Erfolg.

Defensive nicht gefordert

Nicht zu beurteilen sind die Innenverteidiger Johan Djourou und Philippe Senderos.



Jubel von Valentin Stocker und Josip Drmic. /

Djourou wurde nach einem Ballverlust von Xhaka bei einem Konter der Jamaikaner überlaufen und musste eine Verwarnung in Kauf nehmen. Senderos blieb ohne Fehler. In Bedrängnis geraten konnte der Schweizer Defensiv-Verbund nicht. Jamaika war ein anständiger, aber harmloser Gegner. Die Mannschaft des deutschen Trainers Winfried Schäfer hatte die WM-Qualifikation in Nord-/und Zentralamerika auf dem 6. Platz abgeschlossen. Sie befindet sich im Aufbau auf die nächste WM-Ausscheidung. Und so spielte sie auch. Sie war bemüht, geordnet zu sein, sie spielte in Luzern aber nahezu körperlos und zeigte in der Offensive keine Verrücktheiten. Die Schweizer Torhüter Diego Benaglio (vor der Pause) und Yann Sommer mussten nie eingreifen. Jamaika sollte den WM-Gegner Honduras irgendwie simulieren. Es ist schwer vorzustellen, dass das Spiel am 25. Juni in Manaus gegen die Mittelamerikaner auch nur entfernt etwas mit dem Spiel von gestern Abend in Luzern gemeinsam haben wird.

Schweiz - Jamaika 1:0 (0:0)
Swissporarena, Luzern. - 15'000 Zuschauer (ausverkauft). - SR Doyle (Irl). - Tor: 84. Drmic (Dzemaili) 1:0.

Schweiz: Benaglio (46. Sommer); Lichtsteiner, Djourou, Senderos, Ziegler (83. Rodriguez); Behrami (46. Inler), Dzemaili; Shaqiri (72. Fernandes), Xhaka, Mehmedi (64. Stocker); Seferovic (46. Drmic).

Jamaika: Blake; Doyley, Morgan, Mariappa, Lawrence; Grant, Austin; Mattocks (54. Humphrey), Phillips (78. Beckett), Dawkins (91. Simpson); Seaton (74. Campbell).

Bemerkungen: Schweiz ohne Barnetta und Gavranovic (beide verletzt). Verwarnungen: 27. Djourou, 76. Xhaka (beide Foul).

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