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Zahlreiche Fragezeichen in der Nati-Offensive

Die zweite Halbzeit gegen Ecuador hat die Hierarchie in der Schweizer Offensive über den Haufen geworfen. Valentin Stocker dürfte seinen Platz im Team verlieren, Xherdan Shaqiri könnte in die Mitte wechseln - und wegen Xhaka drängt sich sogar ein Systemwechsel auf.

ww / Quelle: Si / Dienstag, 17. Juni 2014 / 09:40 h

Shaqiri - Xhaka - Stocker: Diese offensive Mittelfeldreihe war bis zum Spiel gegen Ecuador in Stein gemeisselt. Die drei bildeten das Trio, von dem sich Ottmar Hitzfeld die grösste Balance zwischen offensiver Kreativität und defensiver Mitarbeit gewohnt war.

Shaqiri - Xhaka - Stocker: An diesen drei hielt der Trainer auch fest, nachdem sich Admir Mehmedi mit einer starken Rückrunde in der 1. Bundesliga und 12 Toren für den SC Freiburg für einen Platz in der Mannschaft aufgedrängt hatte. Valentin Stocker und Granit Xhaka waren nur für die Medien Wackelkandidaten. Bis gestern: Da hatten die Schweizer gegen Ecuador 45 Minuten lang einen offensiven Offenbarungseid geleistet, ehe die zweite Halbzeit nicht nur den Umsturz im Resultat, sondern auch in der Hierarchie des Schweizer Mittelfelds herbeiführte. Stocker musste 1:1-Schütze Admir Mehmedi Platz machen, Xherdan Shaqiri wechselte in die Mitte und Xhaka nahm den Platz auf dem rechten Flügel ein.

Seither ist nichts mehr so wie vorher. Stocker dürfte seinen Platz in der Startformation an Mehmedi verlieren, Shaqiri könnte gegen Frankreich schon von Beginn weg in der Mitte spielen und Xhaka zum ersten Mal überhaupt unter Ottmar Hitzfeld eine Position ausfüllen, die er so noch nie gespielt hat - weder beim FC Basel noch bei Borussia Mönchengladbach noch in der Nationalmannschaft.

Stocker seit 2010 ohne Nati-Tor

Die Planspiele sind eröffnet, doch klar ist, dass die zweite Halbzeit gegen Ecuador Valentin Stocker zum einzigen Schweizer Verlierer machte. Das hatte sich irgendwie abgezeichnet, denn so unwiderstehlich Stocker beim FC Basel auftritt, so unerklärlich farblos sind meist seine Darbietungen im Nationalteam. Wer kann erklären, dass ein Spieler, der im FCB auch in internationalen Spielen eine tragende Rolle spielt und der in der abgelaufenen Saison in der Super League 13 Tore erzielte, für die Schweiz letztmals am 12. Oktober 2010 getroffen hat?

Als Stocker vor einem Jahr in der WM-Qualifikation gegen Zypern eine glasklare Chance vergab, meinte er hinterher, dieses Tor hätte er im Trikot des FC Basel wohl erzielt. Dabei macht er nicht den Eindruck, sich in der SFV-Auswahl unwohl zu fühlen. Mit seinen Nebenleuten Xhaka und Shaqiri hat Stocker eine Handvoll Saisons im Klub gemeinsam absolviert, ehe die beiden Schweiz-Kosovaren 2012 in die Bundesliga wechselten. Zudem liessen die Leistungen des Harmonie bedürftigen Stocker im FC Basel auch dann nicht nach, als zwei seiner Bezugspersonen, Benjamin Huggel und Alex Frei, ihren Rücktritt erklärten.

Stockers Leistungen im Nationalteam sind ein Mysterium.



Admir Mehmedi drängt sich für die Startelf auf. /

Genauso wenig ersichtlich ist Kompatibilität von Xhaka mit der Rolle hinter der Sturmspitze. Dass der Basler wertvoll ist, wenn es darum geht, die Angriffsauslösung durch die gegnerischen Innenverteidiger zu stören, wird von Taktik-Puristen wiederholt in Erinnerung gerufen. Tatsache ist aber auch, dass ein Spieler auf Xhakas Position offensiv ebenfalls Aufgaben hat. Und diese erfüllt der 21-Jährige nur selten. Wenn die Schweiz in der Offensive abhängig sein soll von Shaqiri, ist dies indirekt eine Kritik an den Darbietungen von Xhaka. Dem grossen defensiven Input des Gladbach-Professionals steht ein kleiner offensiver Output gegenüber.

Gibt es einen Systemwechsel...?

Die Umgruppierung nach der Pause durch Hitzfeld war ein kluger Schachzug, doch sie löste für die nächsten Spiele das «Problem Xhaka» nicht. Auf dem rechten Flügel ist dieser im Prinzip keine Option. Eine Lösung könnte ein Systemwechsel zu einem 4-3-3 sein. Xhaka würde so nach hinten rücken und das defensive Mittelfeld mit Gökhan Inler und Valon Behrami verstärken. In dieser Zone des Platzes spielt er auch unter Lucien Favre bei Mönchengladbach.

Der Mittelstürmer Josip Drmic fände sich auch auf dem linken Flügel zurecht, wie er stets betont. Auf dieser Position hat er sich im FC Zürich für einen Transfer in die Bundesliga erst aufgedrängt. Die beiden anderen Plätze im Schweizer «Tridente» würden Shaqiri und Mehmedi einnehmen. Mal mit dem Bayern-Spieler als so genannte «falsche Neun» im Zentrum, mal mit dem Freiburger in der Mitte und Shaqiri auf seiner angestammten Position auf der rechten Seite.

...wohl kaum

Es ist nicht anzunehmen, dass Hitzfeld das 4-2-3-1-System, das er mit dem Team seit dem Umbruch vor drei Jahren konsequent einstudiert hat, während der WM über Bord wirft. Das ändert aber nichts daran, dass es für Stocker wohl keinen Platz mehr gibt in der Schweizer Startelf.

Stocker - Xhaka - Shaqiri: In dieser Anordnung werden wir die Schweizer Mittelfeldreihe in der Offensive wohl so schnell nicht mehr sehen.


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