Zwei angeschlagene Favoriten gegen unbeschwerte Aussenseiter

José Mourinho blieb nicht viel Zeit, um das unerfreuliche Wochenende zu verarbeiten. Der Portugiese verlor am Samstag erstmals seit neun Jahren und 150 Partien ein Heimspiel in der Meisterschaft, mit 0:1 gegen Sporting Gijon. Ärgerlicher noch: Der Meistertitel dürfte nun unerreichbar sein. Der FC Barcelona besitzt acht Punkte Vorsprung auf den neunfachen Champions-League-Sieger. Der Europacup hat durch den unerwarteten Rückschlag in der Primera Division nochmals an Bedeutung gewonnen für die Madrilenen. Nur ein Sieg in der Champions League kann die Saison noch retten. Mildernde Umstände für die peinliche Pleite gegen Gijon konnte Real Madrid mit dem Verweis auf die Verletztenliste geltend machen. Mit Xabi Alonso, Marcelo, Cristiano Ronaldo und Karim Benzema fehlten wichtige Spieler. Bis auf Goalgetter Benzema (6 Tore in der Champions League) dürfte Real gegen Tottenham aber seine beste Formation aufs Feld schicken. Der französische Stürmer fällt mit einer Muskelverletzung aus, dafür könnte Gonzalo Higuain nach monatelanger Absenz wie bereits gegen Gijon zu einem Teileinsatz kommen.

Werbespot an Fans

Die personelle Lage hat sich in den letzten zwei Tagen entschärft, selbst wenn der Einsatz vor Ronaldo nicht sicher ist. Mehr zu schaffen macht Real Madrid aber offenbar die Verfassung seiner Fans. Um diese wieder aufzurichten, wurde ein Werbespot geschaltet. Darin wünscht sich Xabi Alonso, dass das Publikum «uns zum Sieg führt». «Lasst uns nicht im Stich», bittet Alvaro Arbeloa im anderthalb Minuten langen Clip. Trotz beeindruckender Bilanz (23 Siege, 4 Remis, 3 Niederlagen) schaffen es die «Königlichen» auch in dieser Saison nicht, in der Meisterschaft mit dem grossen Rivalen aus Barcelona Schritt zu halten. Doch Möglichkeiten, sich gegen die Katalanen zu behaupten, könnte es noch reichlich geben.




Am 17. April spielen die erfolgreichsten spanischen Teams in der Primera Divison gegeneinander, drei Tage später duellieren sie sich um den Cupsieg. Und sollten sich beide für die Champions-League-Halbfinals qualifizieren, folgen zwei weitere «Clasicos» Ende April und Anfang Mai.

Tottenham mit personellen Sorgen

Tottenham soll auf dem Weg zu einem versöhnlichen Saisonabschluss der Madrilenen nur eine kleine Etappe sein. Die Londoner, deren erste Champions-League-Kampagne ohnehin bereits ein Erfolg ist, nehmen die Aussenseiterrolle gerne an. «Wir wissen, dass wir einen perfekten Tag erwischen müssen, um zu bestehen. Doch wir reisen ohne Angst ins Bernabeu», äusserte sich Trainer Harry Redknapp, der einige personelle Sorgen hat. Mit Steven Pienaar, Ledley King, Jonathan Woodgate, Younes Kaboul und Alan Hutton fallen fünf vorab in der Defensive wertvolle Spieler aus. Zudem ist der Einsatz von Innenverteidiger William Gallas fraglich.

Schalkes gute Erinnerungen an Inter

Die Lage von Inter Mailand ist der von Real Madrid ähnlich. Auch der italienische Champion hat ein Wochenende zum Vergessen hinter sich. Er verlor am Samstagabend das Derby gegen die AC Milan 0:3 und damit auch einen Grossteil seiner Hoffnungen auf die erfolgreiche Titelverteidigung in der Serie A. Die Aufholjagd - Inter hatte den Rückstand auf Milan in den letzten drei Monaten von 13 auf zwischenzeitlich zwei Punkte verkürzt- ist jäh gestoppt worden. Wie Real muss sich der letztjährige Champions-League-Sieger nun gegen einen Gegner rehabilitieren, der nichts zu verlieren hat. Inter kann heute erstmals seit zwei Monaten wieder auf Stürmer Diego Milito zählen. Der Argentinier, der den letzten Champions-League-Final mit zwei Toren gegen Bayern München entschieden hatte, hat seine Oberschenkelverletzung überwunden. Das zum zweiten Mal von Ralf Rangnick betreute Schalke, das unter anderen auf Mario Gavranovic verzichten muss, zählt mit dem 34-jährigen Raul den besten Europacup-Torschützen (71 Treffer) in seinen Reihen und hat gute Erinnerungen an Inter. 1997 feierten die Gelsenkirchener gegen die Italiener mit dem Finalsieg im UEFA Cup den grössten europäischen Erfolg ihrer Vereinsgeschichte.