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Streit um Grass-Gedicht schwelt weiter

München - Der deutsche Schriftsteller Günter Grass und der israelische Innenminister Eli Jischai haben nachgelegt: Beide heizten ihren Streit am Donnerstag mit scharfen Worten weiter an - nicht ohne in Nebensätzen Versöhnlichkeit vorzugeben.

bg / Quelle: sda / Donnerstag, 12. April 2012 / 10:37 h

Grass bezeichnete das gegen ihn verhängte Einreiseverbot Israels, das der Innenminister am Sonntag als Reaktion auf ein israelkritisches Gedicht des Autors verhängt hatte, als «Zwangsmassnahme», die an DDR-Methoden erinnere. Bislang hatte sich Grass nicht zu dem Verbot äussern wollen. Ihm sei zuvor zweimal die Einreise in ein Land verboten worden - in die DDR und Ende der 80er Jahre nach Burma, schreibt Grass in der «Süddeutschen Zeitung» vom Donnerstag. In beiden Fällen sei «die in Diktaturen übliche Praxis» vollzogen worden.



Günter Grass ist die Einreise nach Israel verboten worden. /

Das Einreiseverbot werde seine Erinnerungen an frühere Aufenthalte in Israel nicht auslöschen können, hielt Grass in dem Beitrag fest: «Immer noch sehe ich mich dem Land Israel unkündbar verbunden.»

Treffen in «neutralem Land»?

Grass irre sich, wenn er Israel in eine Reihe mit «düsteren Regimes» stelle, liess Innenminister Eli Jischai am Donnerstag über einen Sprecher erklären. Israel sei ein «kluges und sorgfältig abwägendes Regime, das auf seine Politik, Stärke und sein Judentum stolz ist», hielt Jischai demnach fest. «Wenn er (Grass) daran interessiert sein sollte, mit dem Schreiben antisemitischer Gedichte aufzuhören, werde ich ihm gerne in einem neutralen Land erklären, warum ein Mensch, der sich freiwillig zu den SS-Totenkopfverbänden gemeldet hat, kein Recht hat, in das Land eines Volkes zu reisen, dessen Vernichtung er mitbetrieben hat.» Jischai erklärte, sein einziger Fehler sei gewesen, dass er das Einreiseverbot gegen Grass nicht schon mit seinem Amtsantritt vor drei Jahren verhängt habe. Hintergrund des Einreiseverbotes für Grass ist sein israelkritisches Gedicht «Was gesagt werden muss», das am Mittwoch vergangener Woche ebenfalls in der «Süddeutschen Zeitung» erschien. Der Literaturnobelpreisträger («Die Blechtrommel») hatte darin geschrieben, die Atommacht Israel bedrohe den Weltfrieden und könne das iranische Volk mit einem Erstschlag auslöschen.

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