Atletico und Bilbao kämpfen um den Europa-League-Titel

In Spanien hofften sie auf den grossen Final von München. Real Madrid vs. FC Barcelona sollte es werden am 19. Mai im Endspiel der Champions League. Der Traum zerschellte an der Abwehrmauer von Chelsea und an den Fäusten von Bayern-Keeper Manuel Neuer. Doch ganz leer gehen die Spanier nicht aus. Immerhin im kleinen europäischen Final steht iberische Kost im Programm. Es soll eine Fiesta werden in Bukarest, auch wenn statt der Nummern 1 und 2 nur die Nummern 5 und 9 der Primera Division auf dem Rasen stehen. Nationale Angelegenheiten sind im Final der Europa League (bzw. des früheren UEFA-Cup) keine Seltenheit. Seit 1990 gab es sechsmal das Duell zwischen Liga-Konkurrenten auf zweithöchster europäischer Bühne. 2007 standen sich der FC Sevilla und Espanyol Barcelona in einem rein spanischen Final gegenüber, vor einem Jahr siegte der FC Porto in einem portugiesischen Duell gegen Sporting Braga.

Falcao - der europäische Rekordtorschütze

Jenen Final in Dublin entschied der Kolumbianer Radamel Falcao mit dem 1:0-Siegestor. Es war sein 17.




Saisontor im Europacup. Jetzt greift der europäische Rekordtorschütze wieder nach dem Titel. Für 40 Millionen Euro wechselte er im vergangenen Sommer zu Atletico Madrid - und hatte erneut grossen Anteil am internationalen Erfolg seiner Mannschaft. Mit zehn Europa-League-Treffern führt er das Ranking des Wettbewerbes an. Nach Startschwierigkeiten ist Falcao auch in Madrid in Form gekommen. 14 seiner 23 Tore in der Primera Division schoss er nach der Weihnachtspause und unter Trainer Diego Simeone, der Ende 2011 Gregorio Manzano ersetzte und das Team von Rang 11 auf Platz 5 führte. In der Europa League gewann Atletico in der K.o.-Phase alle acht Partien.

Aus dem Schatten der Übermächte treten

Diese Zahlen machen die Hauptstädter im Final zum (leichten) Favoriten. Allerdings liegen die Protagonisten nicht falsch, wenn sie «ein enges Spiel» erwarten, «weil die Mannschaften ziemlich gleichwertig sind und sich aus der Liga sehr gut kennen», wie Simeone sagte. Auch die beiden Trainer aus Argentinien haben kaum Geheimnisse voreinander. Bilbaos Coach Marcelo Bielsa war zwischen 1998 und 2004 Nationaltrainer und damit Chef von Simeone, der in dieser Zeit die Höhepunkte seiner Karriere erlebte. Der Final in Bukarest bietet beiden Klubs die Möglichkeit, mit einem Sieg wenigstens für ein paar Tage aus dem Schatten der übermächtigen Real Madrid und FC Barcelona zu treten. Die beiden Schwergewichte sind dem Rest der Primera Division längst entrückt und lassen aktuell vergessen, dass auch Atletico und Athletic durchaus beachtliche Palmares aufweisen. Die Madrider waren neunmal Meister (letztmals 1996) und Cupsieger und gewannen einmal die Europa League (2010) sowie den Cup der Cupsieger (1962). Bilbao war achtmal Meister (letztmals 1984) und 24-mal Cupsieger. Jetzt streben die Basken nach dem ersten internationalen Titel.

Die Sieger der letzten zehn Jahre:

2002 Feyenoord Rotterdam
2003 FC Porto
2004 Valencia
2005 ZSKA Moskau
2006 FC Sevilla
2007 FC Sevilla
2008 Zenit St. Petersburg
2009 Schachtjor Donezk
2010 Atletico Madrid
2011 FC Porto