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ZDF-Experte Urs Meier über die ersten EM-Fehlpfiffe

Schon am ersten EM-Tag entbrannte in Polen eine Schiedsrichter-Debatte. Im Zentrum stand der spanische Schiedsrichter Carlos Velasco Carballo, der den Griechen Papastathopoulos im Startspiel gegen Polen (1:1) zu Unrecht ausgeschlossen hatte. Experten kritisieren ihn scharf.

pad / Quelle: Si / Sonntag, 10. Juni 2012 / 09:50 h

Die sogenannte Rudelbildung will die UEFA an sich verbieten. In der 44. Minute des Eröffnungsspiels war die Ansammlung heftig Protestierender indes nicht mehr zu verhindern. Umringt von wütenden Griechen rechtfertigte sich Carballo für seinen umstrittenen Entscheid. Er hatte Papastathopoulos ein Foul unterstellt - in Tat und Wahrheit war der Pole Rafal Murawski aber ohne gegnerisches Verschulden ausgeglitten. Urs Meier verfolgt die EM- und WM-Endrunden seit 2006 als Regel-Experte für das ZDF. Der langjährige Top-Referee taxierte den frühen Ausschluss gegenüber der Sportinformation als grossen Fehler: «Schon bei der ersten Verwarnung hat der Schiedsrichter den Massstab zu tief angesetzt. Die zweite gelbe Karte war ebenfalls keine. Er hat die Szenen schlicht falsch bewertet.»

Kein Verständnis

Für die entscheidenden Fehlpfiffe bringt Meier kein Verständnis auf: «Alles passierte im offenen Feld. Es war eine gut einsehbare 1:1-Situation.



Urs Meier übt harte Kritik. /

Der Pole rutschte klar weg, das muss man auf diesem Niveau sehen.» Und wenn er schon so entscheide, müsse er Rot zücken: «Der Grieche war der letzte Mann. Die Leistung des Spielleiters hat mir gar nicht gefallen.» Das Duell zum EM-Auftakt beinhaltete wenig Zündstoff. Die Aggressionen hielten sich trotz zweier Ausschlüsse - der polnische Keeper Szczesny sah nach einem Notbremsefoul ebenfalls Rot - in Grenzen. «Das Spiel war fair. Es gehört auch zur Aufgabe des Schiedsrichters, den Spielcharakter zu erkennen und den Massstab entsprechend zu setzen.»

Auch Magath meldet sich zu Wort

Für den ehemaligen Schweizer Schiedsrichter-Chef war aber auch das Verhalten der Gastgeber nicht einwandfrei: «Der polnische Spieler hätte intervenieren können. Er wurde auf dem Platz ja kurz zur strittigen Aktion befragt. Das wäre wahres Fairplay gewesen.» Nicht nur Meier, der 2002 den WM-Halbfinal und im gleichen Jahr den Champions-League-Final leitete, äusserte sich dezidiert zur missratenen Darbietung des Iberers. Wolfsburgs Trainer Felix Magath platzierte in seinem «Facebook»-Status eindeutige Zeilen: «Die zweite Karte halte ich für absolut falsch. Bei dieser Regelauslegung könnte man streng genommen fast jeden Spieler nach Belieben vom Platz stellen.»

Schiris müssen mit Druck umgehen können

Die Drucksituation an einer EM ist Meier persönlich ausreichend bekannt: «Vor solchen Turnieren setzt der europäische Verband immer Druck auf. Das ist ganz klar.» Aber damit müsse man als Schiedsrichter umgehen können und den geeigneten Weg finden.

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