Armstrongs «Tour des Lebens»

Alle wollten wissen: Wie tickt dieser Mann? Einblick in seine Seele gewährte er allerdings kaum. Die Memoiren des Vaters von fünf Kindern sind eine Aneinanderreihung von Erfolgsgeschichten.

«Ich weiss, dass ich polarisiere», gab der am 18. September 1971 in Plano bei Dallas geborene Armstrong zu. «Manche Menschen mögen mich halt nicht.» In einem Punkt waren sich Fans und Kritiker stets einig: Armstrongs beherrschender Charakterzug ist die Erfolgsbesessenheit. Sein Credo lautet: «Schmerz ist vergänglich, Aufgeben hält ewig.» Er fürchte nur den Misserfolg, sagte der Amerikaner.

Armstrongs starker Wille lässt sich bis in seine Kindheit zurückverfolgen. Als er zwei Jahre alt war, verliess sein Vater die Familie.




Der Stiefvater soll ihn immer wieder geschlagen haben. Sein Fluchtweg waren endlose Radtouren. «Wenn ich nur lang genug mit dem Rad fahre, dann führt mich diese Strasse aus meinem Elend heraus» - diesen Gedanken habe er schon als Kind gehabt, erinnerte er sich später.

Als sich die ersten sportlichen Erfolge einstellten, erfuhr er zum ersten Mal im Leben Anerkennung. Sieben Gesamtsiege bei der Tour de France machten Armstrong weltweit zum Superstar. Dopingvorwürfe konterte er stets mit dem Hinweis, er seit sehr oft kontrolliert, aber nie positiv getestet worden. Das Verfahren der USADA bezeichnete Armstrong als «Hexenjagd». Diese ist nun zu Ende - ohne Happyend für den Hauptdarsteller, dessen Lebenswerk auf Lug und Trug basierte.