Bis vor vier Monaten wartete die Streunerhündin noch verzweifelt in einem privaten rumänischen Tierheim auf ein neues Zuhause, zusammen mit vielen anderen Streunerhunden. Seit Anfang Mai hat sie einen neuen Besitzer: Mircea Campeanu aus Bukarest, dessen Leben sich vor vier Jahren schlagartig gravierend veränderte, als er bei einem Autounfall beide Beine verlor. Er und Karma trainieren nun gemeinsam. Karma kann bereits viele Dinge, z.B. Schubladen öffnen, Gegenstände aus Schubladen herausholen, Türen auf- und zumachen, neben dem Rollstuhl sitzen und Licht anschalten.
Eine neue Freundin für Mircea
Mircea Campeanu freut sich über seine neue Freundin: «Schon beim ersten Treffen mochten wir uns sehr gern und Karma fühlte sich gleich wie zu Hause. Sie wollte gar nicht mehr gehen. Nach meinem Unfall wollte ich mir einen Hund zulegen, aber die Idee schien mir schwer in die Tat umzusetzen, denn man muss sich ja auch um das Tier kümmern, und das konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Da Karma zum Assistenzhund ausgebildet wird und wir miteinander daran arbeiten, dass sie mir hilft, habe ich meine Einstellung geändert. Ich bin so glücklich darüber, wie die Dinge sich entwickeln. Sie ist eine sehr gute Hündin und dass sie eine Streunerin war, ist ein Vorteil. Ich hätte nie gedacht, dass Streunerhunde so talentiert sein könnten, und ich bin so froh, dass sie gerettet wurde.»
Karma ist die Protagonistin der «The Good Dog Catcher»-Kampagne, die von der Werbeagentur GMP für «Vier Pfoten» kreiert wurde. Die Kampagne wurde im Dezember 2013 ins Leben gerufen als eine kreative Idee während der Krise in Rumänien, die im September ausgelöst wurde durch einen tragischen Vorfall, bei dem ein Kind von Streunerhunden tödlich verletzt wurde. Die Öffentlichkeit ist seitdem gespalten in zwei Lager: Hundefreunde und Hundehasser.
Mircea und Karma: Liebe auf den ersten Blick. /
Eine innovative Lösung für Streuner
Die Lösung dieses Problems ist komplex, und Experten müssen beide Lager auf einer rationalen Ebene zusammenbringen. «Vier Pfoten» und GMP haben eine innovative Lösung für einige Streuner gefunden: Ihre Ausbildung zum Assistenzhund für behinderte Menschen. Im Januar 2014 wählte der Hundetrainer Cătălin Cornea Karma aus einem Tierheim aus, um sie als den ersten rumänischen Streunerhund als Assistenzhund für Menschen mit körperlichen Behinderungen auszubilden. Er trainierte mit ihr vier Monate lang. Bisher wurden nur Hunde bestimmter Rassen zum Assistenzhund ausgebildet.
Letzten Monat änderte die Regierung ein Gesetz für Menschen mit Behinderungen dahingehend, dass sie Unterstützung von bestimmten Tieren erhalten können, zum Beispiel Assistenzhunde, darunter auch Streunerhunde, deren Ausbildung mit öffentlichen Mitteln finanziert wird.
«Innerhalb nur weniger Monate stellte sich Karma um vom Leben im Tierheim auf ein Leben in einem schönen Zuhause bei einem lieben Menschen, der aufgrund seiner Behinderung ihre Hilfe braucht», betont Gabriel Paun, Kampagnendirektor bei «Vier Pfoten». «Das beweist, dass Streunerhunde bisher unerforschte Talente haben, von denen die Gesellschaft profitieren könnte. Die Gesetzesänderung zeigt, dass die rumänische Regierung auch andere Lösungen als die des Massentötens in Betracht zieht», so Paun.
Aus Feindschaft wird Liebe
«Die Idee für dieses Projekt entstand während eines sehr aggressiven und negativen Diskurses, beide Seiten überhäuften sich mit Vorwürfen. Mit einem einzigen Beispiel konnte die ,Good Dog Catcher'-Kampagne Feindschaft in Liebe verwandeln. Wir freuen uns darüber, dass die Behörden auf diese Initiative reagiert haben, und wir wünschen uns für die Zukunft viele gute Tierfänger», erklärt Ioana Gheorghita von GMP Advertising.
Die «Good Dog Catcher»-Kampagne ist vor wenigen Tagen von der «Best Ads on TV» Webseite in die Top 6 der besten Aussenwerbekampagnen weltweit aufgenommen worden. Auf der populärsten Seite dieser Kategorie, www.bestadsontv.com, können Agenturen ihre kreativsten Projekte registrieren. Jede Woche werden die besten Arbeiten von einer internationalen Jury ausgewählt.
«Good Dog Catcher» ist die zweite Initiative von «Vier Pfoten», bei der Streunerhunde Menschen mit Behinderungen helfen. Seit mehr als zehn Jahren leitet die Tierschutzorganisation ein Tier-Therapie-Projekt namens Dogs for People, bei dem ehemalige Streunerhunde, begleitet von Hundetrainern und Psychologen, Kindern mit Behinderungen helfen.
