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Schwerste Angriffe in Gaza seit Beginn der israelischen Offensive

Gaza-Stadt - Nach der schlimmsten Bombennacht seit Beginn der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen macht sich zunehmend Verzweiflung in der Enklave breit. Am Dienstag wurde auch noch das einzige Kraftwerk von Granaten in Brand gesetzt.

fest / Quelle: sda / Dienstag, 29. Juli 2014 / 16:53 h

Palästinenser und Israelis bezichtigten sich gegenseitig, die Geschosse abgefeuert zu haben. Das Kraftwerk deckt bis zu zwei Drittel des Energiebedarfs von Gaza. Die Stromversorgung für Gaza und viele andere Gebiete im Gazastreifen war nach dem Ausfall des Kraftwerks unterbrochen.

Die Energiebehörde erklärte, das Kraftwerk könnte für ein Jahr ausfallen. Die Stadtverwaltung von Gaza rief die Einwohner auf, ihren Wasserverbrauch einzuschränken, weil viele Wasserpumpen vom Strom abgeschnitten seien.

Israel beschoss in der Nacht zum Dienstag nach eigenen Angaben über 110 Ziele im Gazastreifen, darunter zwei Kommandozentralen der radikal-islamischen Hamas und vier Waffenlager sowie Hafenanlagen. Auch das Haus des Hamas-Spitzenpolitikers Ismail Hanija wurde getroffen, verletzt wurde dabei niemand.

Nach Darstellung der Hamas wurden zudem die Gebäude ihres Fernsehsenders Al-Aksa TV und des Radiosenders Al-Aksa Radio bombardiert. Das Fernsehen sendete aber weiter, das Radio blieb indes stumm.

Tausende fliehen aus ihren Häusern

Die israelische Armee forderte vor der Angriffswelle Tausende Bewohner der Gebiete rund um Gaza auf, ihre Häuser zu verlassen. Hunderte Palästinenser kamen diesem Aufruf nach, viele flüchteten sich in die ohnehin überfüllten UNO-Schulen im Norden des Gazastreifens.

Die Situation der Menschen in Gaza wird von Tag zu Tag dramatischer. "Wir wissen jetzt nicht, wo wir hingehen sollen. Das ist das Problem", sagte eine Deutsche mit palästinensischen Wurzeln, die in der Stadt lebt.



Panzerbeschuss durch israelische Einheiten. (Archivbild) /

An Schlaf sei nicht zu denken, da in der Nacht bombardiert werde, sagte die 18-Jährige.

Allein seit Montagabend wurden nach Angaben der palästinensischen Rettungsdienste mehr als 100 Menschen getötet. Die Zahl der Toten bei israelischen Angriffen im Gazastreifen stieg damit auf mehr als 1100 Menschen. 6700 wurden verletzt. Die meisten der Opfer seien Zivilisten, teilten die Rettungskräfte mit.

Nach Angaben des israelischen Militärs starben 53 israelische Soldaten. Auch drei Zivilisten kamen bei Angriffen militanter Palästinenser ums Leben.

In der israelischen Mittelmeermetropole Tel Aviv wurden die Menschen erstmals auch mitten in der Nacht von Luftalarm aus den Betten geholt. Zwei Raketen aus dem Gazastreifen seien nahe Rischon Lezion südöstlich von Tel Aviv eingeschlagen, teilte die Armee mit.

Waffenstillstand in weiter Ferne

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Montag seine Landsleute auf einen längeren Krieg eingestellt. Dieser werde erst dann enden, wenn das Tunnelsystem der Hamas zerstört und der Gazastreifen entmilitarisiert seien.

"Wir werden diese Operation nicht vorher beenden, bis die Tunnel ausgeschaltet sind, deren einziger Zweck es ist, unsere Bürger und unsere Kinder zu töten", sagte Netanjahu in einer Fernsehansprache.

Mit der jüngsten Eskalation und der Erklärung Netanjahus scheint auch ein Waffenstillstand in weite Ferne gerückt zu sein. Die Appelle von US-Präsident Barack Obama und des UNO-Sicherheitsrates, die Waffen schweigen zu lassen, verhallten ungehört.

Die Hamas dementierte am Dienstag eine Mitteilung eines PLO-Funktionärs, wonach die militanten Palästinenser-Fraktionen in Gaza einer 72-stündigen Waffenruhe zugestimmt hätten. Das sei erst denkbar, wenn sich auch Israel dazu verpflichte und es internationale Garantien gebe, sagte ein Hamas-Sprecher in Gaza.

Hasstiraden aus Teheran

Die iranische Führung verschärfte ihrerseits ihre Tiraden gegen Israel. Der oberste politische und religiöse Führer des Landes, Ajatollah Ali Chamenei, nannte Israel einen "tollwütigen Hund" und "raubgierigen Wolf". Die muslimische Welt rief er auf, die Palästinenser mit Waffen zu versorgen, damit sie sich gegen "diesen Völkermord" zur Wehr setzen könnten.

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