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Schweizer Vogelkundler nach Geiselhaft zurück in der Schweiz

Zürich - Der 49-jährige Vogelkundler, der fast drei Jahre lang auf den Philippinen in Geiselhaft war, ist am Morgen auf dem Flughafen Zürich angekommen. Er sei sehr erleichtert, wieder in der Schweiz zu sein, sagte er.

flok / Quelle: sda / Freitag, 12. Dezember 2014 / 08:53 h

«Es ist wunderbar.» Nun brauche er vor allem Ruhe und Zeit mit seiner Familie. «Ich muss so viel nachholen. Ich habe so viel verpasst», sagte der sichtlich abgemagerte und geschwächte Schweizer, der um halb acht Uhr morgens, kurz nach seiner Landung, vor die Medien trat. Aus gesundheitlichen Gründen gab er seine Erklärung im Sitzen ab.

Bei seiner Flucht vor der islamischen Terrorgruppe Abu Sayyaf wurde der Schweizer durch ein Buschmesser verletzt, er verlor viel Blut und drei Zähne. Neben seiner Familie brauche er deshalb vor allem Ruhe, sagte er. Sein Körper müsse sich von den Strapazen erholen.

Keine dritte Weihnacht auf Jolo

Den Entschluss, zu flüchten, fasste er an seinem Geburtstag im November. «Ich wollte auf keinen Fall eine dritte Weihnacht auf der Insel Jolo verbringen», sagte der zweifache Vater.

Zusammen mit dem Niederländer, der gemeinsam mit ihm in Geiselhaft sass, bereitete er sich auf die Flucht vor und lernte ein wenig die Sprache, um sich mit allfälligen Rettern verständigen zu können. Als die Mitglieder von Abu Sayyaf Anfang Dezember eine Hochzeit feierten, sah der Schweizer seine Chance gekommen.



Die Männer seien durch Essen und Frauen abgelenkt gewesen, erzählte er. Nur ein Wachmann sei in der Nähe gewesen. Sein niederländischer Freund habe es leider nicht gewagt, ebenfalls zu fliehen. «Er sagte mir, ich solle allein gehen. Zu zweit sei es zu gefährlich.»

So habe er eben allein sein Buschmesser genommen, sich in eine geblümte Decke gewickelt und sei zuerst zur Küche, dann in Richtung Toilette gegangen. «Hätten sie mich gefasst, hätte ich gesagt, ich hätte Hunger oder Durchfall.»

«Ich wollte ihm nicht weh tun»

Doch die Terroristen waren offenbar müde vom Feiern - niemand war zu sehen. Knapp 100 Meter vor dem nächsten, rettenden Dickicht sei aber plötzlich doch ein Wachmann vor ihm gestanden.



Der 49-jährige Vogelkundler wurde 3 Jahre lang auf den Philippinen festgehalten. /

«Ein etwa 60-jähriger, kleiner, hagerer Mann. Ich wollte ihm nicht weh tun.»

Als der Wächter angefangen habe zu schiessen, habe er ihm einen Tritt in den Schritt verpasst und ihn in die Hand gebissen. Offenbar hatte der Ornithologe den Wächter - entgegen ersten Berichten - aber nicht getötet, sondern nur verletzt. Zu dieser Version passt auch, dass die Leiche des Terroristen nicht gefunden wurde.

Der Vogelkundler wurde beim Kampf durch ein Buschmesser verletzt. «Ich robbte auf allen Vieren, ich verlor viel Blut, meine Brille war weg.» Mit letzter Kraft habe er es zu einem Bach und einer Kokosnuss-Plantage geschafft.

Die Leute von Abu Sayyaf hätten auf ihn geschossen, aber nicht getroffen. Nur wenig später sei er in der Obhut von amerikanischen Ärzten gewesen, noch am gleichen Tag habe er den Schweizer Vertreter getroffen.

«Geht nicht hin. Es ist zu gefährlich»

Das Erste, was er zu Hause tun will: seine Website aktualisieren. Er habe den philippinischen Behörden versprochen, eine Warnung aufzuschalten. «Geht nicht hin. Es ist zu gefährlich.» Er selber war seit 1988 immer wieder im philippinischen Urwald unterwegs. Die Natur sei unbeschreiblich schön.

Nun hofft er, dass es sein holländischer Ornithologen-Kollege ebenfalls in Freiheit schafft. Die beiden Männer waren Anfang Februar 2012 mit einem einheimischen Führer in die abgelegene Provinz Tawi-Tawi gereist, um seltene Vögel zu fotografieren. Dabei wurden sie von Bewaffneten entführt und später den Terroristen übergeben. Der Einheimische konnte entkommen.

Abu Sayyaf wurde in den 1990er Jahren mit Geld des Al-Kaida-Führers Osama bin Laden gegründet. Die Gruppierung kämpft nach eigenen Angaben für einen islamischen Staat im Süden der überwiegend katholischen Philippinen.

Bei den örtlichen Behörden gibt es jedoch Zweifel an ihren politischen Zielen. Sie halten Abu Sayyaf in erster Linie für eine Bande Krimineller, die Geiselnahmen als Gelderwerb betreibt.

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