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Lufthansa-Piloten streiken vierten Tag in Folge

Berlin - Auch nach vier Streiktagen bei der Lufthansa zeichnet sich keine Lösung für den festgefahrenen Tarifkonflikt mit dem Cockpit-Personal ab. Am Samstag musste die Fluglinie 74 von 160 geplanten Langstrecken-Routen streichen.

nir / Quelle: sda / Samstag, 21. März 2015 / 08:44 h

Auf der Langstrecke habe es aus betrieblichen Gründen noch einzelne Ausfälle gegeben. Ob und wann die Piloten ihren Streik fortsetzen, blieb bislang unklar. Neue Ausstände seien jederzeit möglich, würden aber 24 Stunden vorher angekündigt, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC).

Derweil steht bei der Lufthansa am Montag der nächste schwierige Tarifkonflikt an: Die Gewerkschaft Verdi verlangt für rund 33'000 Bodenbeschäftigte 5,5 Prozent mehr Geld.

Der Streik der Piloten hatte - in der seit einem Jahr inzwischen zwölften Welle - von Mittwoch bis Samstag um Mitternacht gedauert. Lufthansa hatte am Samstag nach eigenen Angaben 74 von 160 geplanten Langstreckenrouten streichen müssen. Gut 20'000 Passagiere seien davon betroffen gewesen, hiess es.

Auch bei den Frachtflügen war es zu Ausfällen gekommen - jedoch weniger stark als zunächst angenommen. Der Tarifkonflikt, der sich vor allem um die Frühpensionierungsregelung für das Cockpitpersonal dreht, ist nach wie vor ungelöst.

Weitere Streitpunkte

In den Verhandlungen mit Verdi zum Bodenpersonal geht es unterdessen nicht nur um Geld. Der eigentliche Konfliktpunkt dürfte die Weigerung der Gewerkschaft sein, mit der Fluglinie in dieser Runde auch über die betriebliche Altersversorgung der Beschäftigten zu sprechen.

Lufthansa hatte die bisherigen Regelungen zur Betriebsrente zum Jahresende 2013 gekündigt, weil die Rentenzusagen auf einem Zinssatz oberhalb von sechs Prozent basierten, der aktuell am Kapitalmarkt nicht mehr zu erreichen sei.

Der Dax-Konzern will den Mitarbeitern künftig nur noch feste Beiträge zu ihrer Alterssicherung zahlen. Bis zu einer Neuregelung gelten noch die alten Bestimmungen.

Wenig Rückhalt

Der Streik der Piloten findet in der Bevölkerung nur noch wenig Rückhalt. Bei einer repräsentativen Yougov-Umfrage im Auftrag der Kommunikationsagentur Ketchum Pleon erklärten 55 Prozent der Teilnehmer, sie hielten den Streik nicht mehr für verhältnismässig.

Eine Mehrheit von 52 Prozent sieht die Pilotengewerkschaft als den wesentlichen Verursacher der laufenden Streikwelle. Rund eine Million Passagiere waren bisher von den Ausständen des Cockpit-Personals betroffen. Das Lufthansa-Management sahen nur 19 Prozent als Urheber des heftigsten Tarifkonflikts in der Unternehmensgeschichte.

Auch bei Aktionärsschützern braut sich immer mehr Unmut über das Vorgehen der kleinen Spartengewerkschaft zusammen. Sie verlangen laut einem Bericht der "Bild am Sonntag", dass die Vertreter der Vereinigung Cockpit den Lufthansa-Aufsichtsrat verlassen. "Das Mass der Aktionäre ist voll", sagte Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), der Zeitung.grösstem Flughafen entstand durch den Streik allerdings nicht.



Es werde die Option offen gehalten, auch während der Osterfeiertage zu streiken, wenn die Lufthansa ihre Blockadehaltung nicht aufgebe. /

«Es zeigt sich, dass sich viele Passagiere rechtzeitig selbst informieren oder von uns benachrichtigt werden und deshalb gar nicht erst zum Flughafen kommen», sagte der Sprecher. Vorerst können Lufthansa-Kunden aufatmen: Am Sonntag zeichnet sich eine Streikpause ab. Die Tarifexpertin der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC), Ilona Ritter, hatte angekündigt, mögliche weitere Ausstände wie bislang mit einem Vorlauf von 24 Stunden anzukündigen. «Wir gehen davon aus, dass wir am Sonntag bei den Langstreckenflügen zum Normalbetrieb zurückkehren können», hiess es bei der Lufthansa.

Keine Fortschritte

Schon am Montag könnte die Verschnaufpause in dem festgefahrenen Tarifkonflikt vorbei sein: «In der Sache gibt es keine Fortschritte. Wir wollen den Druck aufrechterhalten», sagte ein VC-Sprecher am Samstag. Der Arbeitskampf könne durchaus auch in den Osterferien fortgesetzt werden: «Mit Samthandschuhen kommen wir nicht weiter.»

Kurz- und Mittelstreckenflüge waren am Samstag nicht von dem Arbeitskampf betroffen. Das Gros der Flüge konnte planmässig stattfinden, nur vereinzelt mussten Verbindungen wegen der Nachwehen des Streiks vom Vortag gestrichen werden.

Zudem fielen am Samstag nur rund 20 Prozent der Cargo-Verbindungen in Frankfurt aus. Ursprünglich war die Fluggesellschaft von rund 60 Prozent gestrichener Flüge in ihrer Frachtsparte ausgegangen.

Der Streik der Lufthansa-Piloten findet keinen grossen Rückhalt in der Bevölkerung. Bei einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag der Kommunikationsagentur Ketchum Pleon erklärten 55 Prozent der Befragten, dass sie den Streik nicht mehr für verhältnismässig halten.

Eine Mehrheit von 52 Prozent sieht die Gewerkschaft VC als wesentlichen Verursacher des Streiks an, der den Flugbetrieb der Lufthansa seit einem Jahr in inzwischen zwölf Wellen behindert hat - und der das Ergebnis des Konzerns allein 2014 mit 220 Millionen Euro belastete. Rund eine Million Passagiere waren betroffen. Das Lufthansa-Management sahen nur 19 Prozent als Urheber des heftigsten Tarifkonflikts in der Unternehmensgeschichte.

Drohender Imageverlust

Der Arbeitskampf schade dem Image des Unternehmens, glauben 58 Prozent der Befragten. Grösster Streitpunkt in dem Tarifkonflikt sind die Vorruhestandsregeln für die rund 5400 Piloten, die nach dem Konzerntarifvertrag bezahlt werden. Die Gewerkschaft sieht ihre Forderungen nicht erfüllt und verlangt, dass auch künftige Piloten in den Genuss unternehmensfinanzierter Frührenten kommen.

Der nächste Tarifkonflikt bei der Lufthansa steht mit der Gewerkschaft Verdi an, die ab Montag über die Einkommen von rund 33'000 Lufthansa-Beschäftigten am Boden verhandelt. Verdi will dabei ausdrücklich nicht über die Betriebsrenten sprechen, die Lufthansa wegen zu hoher Kosten dringend reformieren will. Dieser Punkt ist auch bei den Piloten und den Flugbegleitern strittig.


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