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Blatter und der Graben zwischen FIFA und UEFA

Am Mittag nach der Wahl zum FIFA-Präsidenten trat Joseph Blatter in Zürich vor die Medien. Die ihm feindlich gesinnten Journalisten aus England und Deutschland stellten bissige Fragen. Blatter liess sich nicht in die Enge treiben und übte selbst Kritik an der UEFA.

bg / Quelle: Si / Samstag, 30. Mai 2015 / 17:27 h

Frage: Haben Sie Angst, dass Sie wegen Korruption selbst einmal hinter Gitter müssen? - Antwort: Verhaftet, wofür? Nächste Frage! - Frage: In jedem Unternehmen müsste der Chef für eine solche Situation die Verantwortung übernehmen und gehen. Weshalb sind Sie noch da? - Antwort: Der Kongress hat mir das Vertrauen ausgesprochen. 133 Verbände haben mich gewählt. - Frage: Weshalb kommt es in Ihrem Exekutivkomitee so oft zu Fällen von Korruption? - Antwort: Das sind Einzeltäter. Jeder ist für sein eigenes moralisches und ethisches Verhalten verantwortlich. Joseph Blatter schien aus Teflon zu sein. Kritische Fragen perlten am 79-jährigen FIFA-Präsidenten einmal mehr ab. Er liess sich nicht in die Enge treiben. Vielmehr setzte er selbst den einen oder anderen Nadelstich gegen die UEFA und deren Präsidenten Michel Platini. «Ich kann verzeihen, aber ich vergesse nicht», sagte er. Ihn haben die persönlichen Angriffe von Platini gekränkt.



Joseph Blatter setzte auch Nadelstiche. /

Der Franzose, einst sportpolitischer Ziehsohn von Blatter und bei der FIFA früher auch dessen Berater, hatte den Walliser am Donnerstag zum Rücktritt aufgefordert.

Angriff auf UEFA

Angesprochen auf korrupte Mitglieder im FIFA-Exekutivkomitee gab Blatter zu bedenken, dass er keinen Einfluss habe auf die Zusammenstellung des Gremiums. «Die Konföderationen bestimmen ihre Leute und schicken sie dann zu mir.» Aber an der Spitze der FIFA stehe immerhin die Ethikkommission, welche auch schon korrupte Funktionäre ausgeschlossen habe, so Blatter. Mit dieser Aussage bestellte er das Feld für seinen nächsten Angriff auf die UEFA. «Im Gegensatz zur FIFA funktionieren die Konföderationen und die nationalen Verbände noch nicht so. Nicht einmal die reiche UEFA hat eine solche Einrichtung.» Dass der Graben zwischen dem Weltverband und seiner mächtigsten und reichsten Konföderation in den letzten Tagen noch tiefer geworden ist, wurde am Samstag bei der ersten Sitzung des neuen Exekutivkomitees deutlich. Der Engländer David Gill blieb der Veranstaltung fern. Der frühere CEO von Manchester United erklärte nach der Wiederwahl von Joseph Blatter seinen sofortigen Rücktritt aus dem Komitee - womöglich auf politischen Druck, nachdem der britische Premierminister David Cameron vor dem FIFA-Kongress ebenfalls den Rücktritt von Blatter gefordert hatte.

Aufeinander angewiesen

«Dieser Schritt fällt mir nicht leicht, aber die fürchterlich beschädigenden Ereignisse der letzten drei Tage haben mich überzeugt, dass es nicht angemessen ist, unter der aktuellen Führung ein Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees zu sein», so Gill. Ob weitere Europäer aus dem Exekutivkomitee austreten, ist noch offen. Die Europäer wollen ihre Strategie bei einem Treffen in den Tagen vor dem Champions-League-Final in Berlin von nächster Woche beraten. Es deutet trotz allem wenig darauf hin. Denn Blatter schoss zwar gegen die UEFA zurück, doch sagte er auch: «Die FIFA braucht die UEFA und die UEFA braucht die FIFA.»

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