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Hunderte kleine Tierarten leben in Wohnungen

Raleigh - Krabbeln, kriechen, knabbern: Die Wohnung lebt - und zwar weit mehr, als viele wohl gern hätten. Über 500 verschiedene Arten von Insekten, Spinnen, Milben und anderen Tierchen haben US-Forscher in Haushalten gefunden.

cam / Quelle: sda / Dienstag, 19. Januar 2016 / 12:09 h

Das dürfte nicht jedem gefallen: In einem einzelnen Haushalt sind im Mittel etwa 100 verschiedene Arten von Krabbeltieren unterwegs - zumindest in den USA. Neben Fliegen und Käfern seien vor allem Spinnen, Ameisen und Bücherläuse typische Mitbewohner, berichten Forscher im Fachjournal «PeerJ». Die gute Nachricht: Schädlinge sind nur die wenigsten von ihnen. Die weniger gute - vor allem für Menschen mit Krabbeltier-Phobie: Komplett frei von kleinen Mitbewohnern waren nur fünf von mehr als 550 untersuchten Räumen: vier Bade- und ein Schlafzimmer.

554 Zimmer durchsucht

Die Wissenschaftler um Matt Bertone von der North Carolina State University in Raleigh hatten in der Stadt und ihrer Umgebung 50 freistehende Häuser mit insgesamt 554 Zimmern nach kleinen Lebewesen durchstöbert. Nur sichtbare Flächen, gut zugängliche Ecken unter Schränken eingeschlossen, wurden abgesucht.

Alle aufgespürten Gliederfüsser (Arthropoden) - egal ob lebend oder tot - wurden erfasst. Dieser grossen Tiergruppe gehören unter anderem die Insekten, Tausendfüsser, Krebs- und Spinnentiere an. 32 bis 211 optisch klar unterscheidbare Arten fanden die Forscher in den einzelnen Häusern, im Durchschnitt waren es um die 100. Insgesamt wurden 579 verschiedene Spezies erfasst.

«Unsere Häuser bieten viel mehr Biodiversität, als die meisten Leuten denken», wird Bertone in einer Mitteilung zur Studie zitiert. «Wir stellen uns unser Zuhause oft als sterile Umgebung vor, aber das ist sie nicht.» Unser Lebensraum sei auch der vieler anderer Arten - nur gebe es meist kaum Berührungspunkte und die Mitbewohner würden gar nicht bemerkt.

Haubennetzspinnen (Theridiidae) zum Beispiel wurden demnach in allen Häusern und in zwei Dritteln aller Räume gefunden. Immer im Haus zu finden waren zudem Speckkäfer, Gallmücken und Ameisen, fast immer gab es Bücherläuse und Trauermücken.

Versehentlich eingeschleppt

Auch versehentliche Besucher wie Kleinzikaden (Cicadellidae) wurden erfasst. Viele der gefundenen Arten lebten nicht ständig in den Haushalten, sondern seien von draussen ins Haus gelangt, etwa in Blumensträussen, erklärt Bertone.



Neben Fliegen und Käfern seien vor allem Spinnen, Ameisen und Bücherläuse typische Mitbewohner. / Foto: Martin Cathrae Lizenz: CC BY-SA-3.0

In der Wohnung lebten sie dann meist nicht mehr lange.

Zu den wenigen Schädlingen, die die Forscher aufspürten, zählten diverse Schabenarten wie die Rauchbraune Grossschabe (Periplaneta fuliginosa) und die Amerikanische Grossschabe (Periplaneta americana). Sie kamen in knapp drei Vierteln der Haushalte vor. Seltener waren Termiten (28 Prozent der Häuser), Flöhe (10 Prozent) und die Deutsche Schabe (Blattella germanica, 6 Prozent).

«Die überragende Mehrheit der Gliederfüssler, die wir in den Häusern fanden, waren keine Schädlinge, sondern friedliche Mitbewohner», betont Bertone. Lästige Arten wie Staubmilben, Silberfischchen oder Kleidermotten habe es allerdings durchaus im Grossteil der Häuser gegeben. Bettwanzen waren nicht darunter.

Die Forscher wollen ihre Analyse nun ausweiten. «Wir wollen auch in anderen Gegenden der USA Proben nehmen und erwarten da auch Unterschiede», sagt Bertone. Viele der Arthropoden seien aber weit verbreitet - in den USA und der ganzen Welt. «Sie reisen seit Jahrhunderten mit den Menschen mit.»

Keine Daten über Artenvielfalt Schweizer Wohnungen

Eine ähnliche Studie für die Schweiz gibt es laut Bundesamt für Umwelt (BAFU) bisher nicht. Einige der von den US-Forschern gefundenen Gliederfüssler leben vermutlich auch in Schweizer Haushalten, viele bleiben jedoch unbemerkt. Erfasst werden lediglich lästige Tiere oder Schädlinge, die bei Beratungsstellen oder Schädlingsbekämpfungsfirmen gemeldet werden.

Laut der Beratungsstellen zur Schädlingsbekämpfung der Stadt Zürich ist beispielsweise die Zahl der Anfragen zu Bettwanzen in den letzten 20 Jahren stark gestiegen. Auch in Europa, Amerika und Australien sei ein solcher Anstieg beobachtet worden. Grund dafür sei vermutlich die grössere Reiseaktivität und verstärkter Handel mit Second-Hand-Gegenständen.


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