Belgisches Modegenie der Avantgarde

Von Limburg nach New York: die ersten Schritte

Raf Simons wurde 1968 im belgischen Neerpelt geboren. Schon früh interessierte er sich für Formen und Farben, was ihn auch dazu veranlasste, ein Studium des Industriedesigns abzuschliessen. Der berühmte belgische Designer Walter Van Beirendonck bat Simons noch während seines Studiums, eine Boutique zu gestalten. Es blieb jedoch nicht bei der einen Boutique, denn schon bald wurde Simons damit beauftragt, verschiedene Showrooms zu designen. Darauf folgten weitere Aufträge, unter anderem für Galerien und Privatkunden, die sich exklusive Interieurs wünschten. Von der Fashion-Branche träumte Raf Simons damals nicht, denn Mode war zu jenem Zeitpunkt eigentlich gar nicht sein Ding. Bis ihn eine Dozentin an der Akademie der Schönen Künste in Antwerpen vom Gegenteil überzeugen konnte.

Die ersten Erfolge in der Modebranche

1995 brachte Raf Simons seine erste Herrenkollektion heraus und eröffnete auch seine erste Boutique. Wie es das damalige Modediktat verlangte, waren die von ihm kreierten Silhouetten betont schmal und erinnerten an den beliebten Britpop-Look. Somit gilt er heute als Wegbereiter der minimalistischen, schmalen Männer-Silhouette, die in späteren Jahren von Hedi Slimane aufgegriffen wurde und diesen zum Star-Designer machte.

In bester Gesellschaft

Jil Sander, Christian Dior, Calvin Klein: Diesen Labels ist eine Zusammenarbeit mit Raf Simons gemein. Wer in eine Boutique der oben erwähnten Brands stolziert, wird wohl einige Stücke erkennen können, die ganz deutlich von dem belgischen Designer entworfen wurden. Jil Sander war das erste Modehaus, das Simons anstellte. Sieben Jahre lang war er bei dem deutschen Label als Kreativdirektor tätig, bevor er 2012 John Galliano bei Christian Dior ablöste. 2016 kam dann der Wechsel zu Calvin Klein nach New York. Da Simons bis dahin ausschliesslich für europäische Marken gearbeitet hatte, kam dies als eine willkommene Überraschung. Allerdings hielt die Euphorie nicht lange an, denn Raf Simons war dem US-amerikanischen Modepublikum dann wohl doch etwas zu futuristisch angehaucht.







Nach zwei Jahren beschloss man, sich in gegenseitigem Einvernehmen zu trennen.

Raf Simons: nicht wie alle anderen

Raf Simons' Kollektionen als Mode zu bezeichnen, wäre wohl wenig wahrheitsgetreu. Hier geht es vielmehr um Stil, denn Simons ist seinem eigenen Modeverständnis über Jahre hinweg treu geblieben. Seine Entwürfe lassen sich auch als luxuriöser Street-Style bezeichnen. Raf Simons kreiert Mode mit Zukunft. Mode, die auch morgen genauso trendig sein wird wie heute. Das zeigt sich auch in seinen Collabs, beispielsweise mit Adidas, Eastpak und Fred Perry. Ausserdem scheut sich Raf Simons nicht, die Öffentlichkeit zu provozieren - mit Hoodies im Punk-Look, Graffiti-Prints und Destroyed-Details. Gleichzeitig wird nichts dem Zufall überlassen: Die Materialien sind hochwertig, die Schnittführung perfekt.

Minimalismus für das 21. Jahrhundert

Schon seit seinen ersten Kollektionen liebäugelt Raf Simons mit dem Minimalismus. So auch 2022: Gemeinsam mit dem dänischen Textillabel Kvadrat ist eine Home-Kollektion entstanden. Als Inspiration wurde auf die Shaker zurückgegriffen, eine protestantische Bewegung aus dem 18. Jahrhundert, deren Anhänger sich von unnötigem Besitz losgesagt hatten. Hier kehrt Raf Simons zu seinen Wurzeln im Bereich des Industriedesigns zurück: Die Stücke sind einfach und betont funktionalistisch. Zum Einsatz kommt der von Simons entworfene und von Kvadrat hergestellte Wollstoff Vidar 4, dessen grobe, körnige Struktur der Kollektion eine tiefgründige Dimension verleiht. Und es könnte gar nicht anders sein: Was immer Raf Simons auch entwirft, versetzt er mit einer Prise Rebellion.