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«..dann ist die Rückkehr in die Schweiz nicht das Dümmste»

Die Euphorie um die U17-Weltmeister ist fast grenzenlos. Nur wenige wollen in der Stunde des Triumphes daran denken, dass die «Helden von Nigeria» noch einen langen Weg vor sich haben.

Stefan Wyss / Quelle: Si / Montag, 16. November 2009 / 00:00 h

Von der letzten grossen Junioren-Generation, den Europameistern von 2002, schaffte nur ein Trio den Sprung in die A-Nationalmannschaft. Einer davon ist Reto Ziegler (23). Der Sampdoria-Professional sagte im Interview mit der Sportinformation Si, worauf es ankommt. Rückschläge seien vorprogrammiert. Dann sei mentale Stärke wichtiger als gute Technik. «Und manchmal braucht es einen Schritt zurück, um die Karriere neu zu lancieren.» Von der Europameister-Mannschaft von 2002 haben nur Sie sowie Tranquillo Barnetta und Philippe Senderos den Sprung ins A-Team geschafft. Einige Ihrer früheren Teamkollegen sind nicht einmal mehr als Profi tätig. Was haben Sie besser gemacht als andere?

Reto Ziegler:

«Ich hatte wohl unmittelbar nach der U17-WM einfach mehr Glück als andere. Meine Trainer bei GC, Marcel Koller und Carlos Bernegger, förderten mich und andere Nachwuchsspieler. Deshalb wurde ich ein Jahr nach dem EM-Titel schon Schweizer Meister und war bald Stammspieler bei GC. Sich in der Schweiz durchzusetzen, ist wohl das Wichtigste auf dem Weg zur internationalen Karriere.» Ist es so einfach? Im richtigen Moment, am richtigen Ort sein, und man lanciert eine grosse Karriere?

Ziegler:

«Glück gehört immer dazu. Aber es sind natürlich auch andere Aspekte wichtig. Ich hatte immer viel Biss und grossen Willen, mich auch im Ausland durchzusetzen. Das ging vielleicht anderen ab.» Ist die mentale Stärke an der Schwelle vom Junioren- zum Profifussball wichtiger als die Technik?

Ziegler:

«Die Technik ist natürlich die Basis. Aber in einzelnen Phasen der Karriere ist die mentale Stärke tatsächlich sehr wichtig. Gerade wenn man als Junger die ersten Spiele bei den Profis macht.



Reto Ziegler: «Sich in der Schweiz durchzusetzen, ist wohl das Wichtigste auf dem Weg zur internationalen Karriere.» /

Die Schwankungen sind bei allen riesig. Konstanz erreicht kaum ein junger Spieler in seiner ersten Saison. Auf ein sehr gutes Spiel mit wunderbarem Medienecho folgen meist ein durchschnittliches und ein schlechtes Spiel. Dann darf man sich nicht verrückt machen lassen, wenn gerade im Ausland die Kritik heftig wird.» Haben es Spieler wie die U17-Internationalen Benjamin Siegrist, Frédéric Veseli, Sead Hajrovic und Pajtim Kasami einfacher, weil sie bereits im Ausland ausgebildet werden?

Ziegler:

«Die Konkurrenz ist grösser, sie müssen vielleicht härter arbeiten, um in die 1. Mannschaft zu kommen. Und wenn sie dort angelangt sind, können sie sich auch im täglichen Training bei den Top-Klubs weiterentwickeln. Aber wenn sie es dann lange nicht zum Stammspieler schaffen, müssen sie sich den nächsten Schritt genau überlegen. Womöglich ist dann die Rückkehr in die Schweiz nicht das Dümmste.» Auch Ihre Karriere im Ausland verlief nicht linear nach oben. Aber Sie kehrten nicht mehr in die Schweiz zurück.

Ziegler:

«Ich hatte schwierige Zeiten, ja. Vor allem als ich beim HSV schnell den Stammplatz verlor. Zunächst habe ich mir gesagt: ´Okay, es ist sehr schwierig, sich im Ausland einen Stammplatz zu erkämpfen. Stell dich der Herausforderung.´ Aber irgendwann wollte ich wieder spielen, und zwar regelmässig. Ich kam nicht zurück in die Schweiz, aber ich ging zu Wigan Athletic. Das war unter Umständen nach der Zeit bei Tottenham und beim HSV auch ein Abstieg. Aber ich wählte ihn bewusst. Dieser Rückschritt hat meine Karriere neu lanciert. Nur dank Wigan schaffte ich später den Sprung zu Sampdoria Genua.»

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