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«Die Situation ist ausser Kontrolle geraten»

Der Militäreinsatz gegen die Gaza-Hilfsflotte wird weltweit verurteilt. Der Uno-Sicherheitsrat fordert eine Untersuchung des umstrittenen Einsatzes. Dies wäre das Mindeste, findet Korrespondent und Autor Ulrich Tilgner. news.ch hat den Nahost-Experten um seine Einschätzung der Lage gebeten.

Seraina Lutz / Quelle: news.ch / Dienstag, 1. Juni 2010 / 14:31 h

Der Uno-Sicherheitsrat hat eine Untersuchung zum weltweit verurteilten israelischen Militäreinsatz gegen eine Hilfsflotte für den Gazastreifen gefordert. Eine «unparteiische, glaubwürdige und transparente» Untersuchung, die internationalen Kriterien entspreche, müsse unverzüglich beginnen, erklärte der derzeitige Vorsitzende des Sicherheitsrats, der Mexikaner Claude Heller, am Dienstag in New York.

Nahost-Experte Ulrich Tilger stimmt dem zu: «Es ist das Mindeste, zu untersuchen, was genau passiert ist», sagt Tilgner. «Die Situation ist ausser Kontrolle geraten.»

Soldaten hatten Angst

Bei der Kommandoaktion israelischer Elitesoldaten wurden mindestens neun Aktivisten getötet. Mehr als 50 weitere Personen an Bord der Gaza-Flotte wurden verletzt.

Dass es Tote gab, liegt unter anderem am Zeitpunkt des Angriffs: «Es war Nacht, die Soldaten haben Angst bekommen und um sich geschossen», erklärt Ulrich Tilgner.

Zweifel am Vorgehen

Der türkische Aussenminister Ahmet Davutoglu hatte Israel bei einer Dringlichkeitssitzung der UNO eines «schweren Verbrechens» bezichtigt.

Die USA hingegen erklärten sich zwar «tief besorgt» über die Entwicklung, übten aber auch Zweifel am Vorgehen der Aktivisten.



Nahost-Experte Ulrich Tilgner. /

Es gebe bessere Wege, humanitäre Güter an der Gazaküste anzuliefern, sagte der stellvertretende US-Botschafter Alejandro Wolff.


Wegen der Blockade durch die israelische Armee gibt es keinen Zugang in das Gaza-Gebiet. «Wenn die Hilfsgüter per Flugzeug geliefert worden wären, hätte Israel diese wahrscheinlich abgeschossen», gibt Tilgner zu bedenken.

Symbolische Aktion

.

Der stellvertretende israelische UNO-Botschafter Manuel Carmon glaubt nicht, dass es sich um eine echte humanitäre Aktion gehandelt habe, vielmehr hätten die Aktivisten Israel bewusst provozieren wollen.

Diesen Vorwurf an die Organisatoren der «Solidaritätsflotte» kann auch Tilgner nicht ganz aus dem Weg räumen. Er glaubt jedoch, dass die Aktion ein symbolischer Akt war, um auf die Blockade des Gaza-Streifens aufmerksam zu machen.

Weitere Schiffe angekündigt

Dieser symbolische Akt ist gelungen, die ganze Welt spricht wieder über den Gaza-Streifen. Doch wie es weitergeht bleibt offen.

Die Organisatoren der «Flottille der Freiheit» haben angekündigt , dass zwei weitere Schiffe auf dem Weg in den Gazastreifen seien.

Videobeitrag: CNN zeigt ein Video der israelischen Verteidigungskräfte, auf dem zu sehen ist, wie auf israelische Soldaten eingeprügelt wird.

 

 


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