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Schweizer Nati braucht das Messer am Hals

«Testspiele sind offenbar nicht unsere Sache», sagte Peter Stadelmann, der Nationalmannschafts-Delegierte, gestern nach dem Rückflug aus Malta. Nur gerade drei der insgesamt zwölf Testländerspiele unter Ottmar Hitzfeld konnten gewonnen werden.

bg / Quelle: Si / Donnerstag, 10. Februar 2011 / 15:40 h

Testspiele sind zum Testen da, ernst gilt es erst, wenn es um Punkte und Qualifikationen geht. So funktioniert das offensichtlich im Kopf eines Fussballers. Der Auftritt in La Valletta bestätigte diesen Eindruck einmal mehr, obwohl vor dem Spiel jeder von der grossen Bedeutung dieser Hauptprobe und eines positiven Ergebnisses sprach. Nehmen wir also das 0:0 auf Malta am Mittwoch als das hin, was es zu sein scheint: Nur ein vorübergegangenes Ärgernis. Am Ende, nach dem peniblen, für viele gar blamablen 0:0 in La Valletta wurde nach Gründen gesucht für das beinahe kollektive Versagen bei der Hauptprobe für das eminent wichtige nächste EM-Ausscheidungsspiel Ende März in Bulgarien. Und man war versucht, deren viele anzuführen:
Ungewohntes Terrain, hohe Temperaturen tagsüber und massive Abkühlung am Abend, mangelnde Frische bei den einen nach neun Spielen im letzten Monat (Serie-A-Spieler), fehlender Rhythmus bei den anderen nach erst einem Pflichtspiel in der Axpo Super League. Zudem war die Match-Vorbereitung durch Nebengeräusche (fehlendes Gepäck am Montag, Diskussionen um Hitzfelds anstehende Vertragsgespräche und Schelte für Blerim Dzemaili wegen einem undiplomatischen Zeitungs-Interview im Vorfeld) gestört worden. Eigentlich aber gibt es zu einem Testspiel im Februar bei einem unbequemen Aussenseiter nur eines festzuhalten: Das favorisierte Team kann dabei nur verlieren. Gewinnt es klar, heisst es «Na und?», gewinnt es nicht, folgen harsche Kritik und tiefschürfende Analysen, die nicht selten am Ziel vorbeischiessen.

Erprobt in kritischen Situationen

Tatsächlich zählt nur eines, das nächste Spiel! Mit dem Messer am Hals gilt es für die Schweizer Nationalmannschaft, in sechs Wochen gegen Bulgarien einen Sieg einzufahren. Wenn möglich, mit einem überzeugenden Auftritt. Und in solchen Situationen hat das Team von Ottmar Hitzfeld bisher stets überzeugt. Die Reaktion auf die blamable Heimniederlage gegen Luxemburg gleich zu Beginn von Hitzfelds erster Amtszeit war beeindruckend ausgefallen.



Hoffentlich müssen die Fans nicht mehr lange auf eine überzeugende Schweizer-Nati warten. (Archivbild) /

Die restliche WM-Qualifikation wurde ohne weitere Niederlage absolviert. Vor dem WM-Beginn im letzten Juni gingen dann gleich drei Testspiele in Serie verloren, als letztes die Partie gegen Aussenseiter Costa Rica in Sion (0:1). Danach jedoch wurde im ersten WM-Gruppenspiel gleich Europameister Spanien bezwungen. Und auf den missglückten Auftakt in die laufende EM-Ausscheidung mit zwei Niederlagen reagierte das Schweizer Team im letzten Herbst mit einem 4:1 gegen Wales. Auch damals hatte ihm das Wasser bis zum Hals gestanden.

Kritische Fragen

Soll man demnach als Beobachter jetzt erneut zur Tagesordnung übergehen und hoffen, dass es in Sofia wieder nach dem gleichen Muster abläuft? Man wäre wohl gut beraten, jetzt nicht alles zu hinterfragen und auf den Kopf zu stellen. Erst der nächste Ernstkampf wird aufzeigen, ob diese Mannschaft wirklich lebt, funktioniert und harmoniert. Scheitert die Mission Bulgarien, ist die EM-Teilnahme wohl nur noch ein Traum. Dann wäre die Zeit gekommen, grundsätzliche Fragen aufzuwerfen, solche, die jetzt schon da und dort kursieren:
Wird das aktuelle Kader überschätzt? Ist Ottmar Hitzfeld noch der richtige Coach für die Schweizer Nationalmannschaft? Spielen die richtigen Akteure im A-Team? Sind die Leistungsträger bereits gesättigt und deshalb zu wenig erfolgshungrig? Soll ein sofortiger Neuaufbau gestartet werden mit dem Risiko, dass auch die übernächste Endrunde ohne Schweizer Beteiligung stattfindet? Die Direktbeteiligten können die Zweifel in sechs Wochen auf dem grünen Rasen zerstreuen. Am 26. März in Sofia. Sie haben bis dahin Zeit, sich selber die richtigen Fragen zu stellen und hoffentlich passende Antworten zu finden. Und vielleicht kommen sie dann zur Erkenntnis, dass man auch einmal ein Testspiel dominieren und überzeugend gewinnen kann. Den Zuschauern zuliebe, die nicht selten viel Geld dafür ausgeben, ihrem Team in ganz Europa nachzureisen.

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