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Briten erklären Luftwaffe für «geschlagen»

Tripolis - Luftangriffe der Koalitionsstreitkräfte haben das Vorgehen des libyschen Militärs gegen Aufständische am Mittwoch offenbar weitgehend gestoppt. Die libysche Luftwaffe ist nach Einschätzung der britischen Armee vollständig ausser Gefecht gesetzt.

ht / Quelle: sda / Mittwoch, 23. März 2011 / 15:20 h

Gleichwohl konnte die Allianz auch am vierten Tag ihres Eingreifens Aktionen der Kämpfer von Machthaber Muammar al-Gaddafi nicht gänzlich unterbinden. In Libyens drittgrösster Stadt Misrata wurde der Beschuss der Stadt durch Truppen Gaddafis nach Luftangriffen der Allianz laut Anwohnern zwar gestoppt. Es hätten sich aber Scharfschützen auf den Dächern verschanzt. Diese hätten am Mittwoch mindestens fünf Menschen getötet, sagte ein Bewohner der Stadt der Nachrichtenagentur Reuters. Ein Vertreter des Rebellen-Rates sprach von 16 Toten. Beim Beschuss der Stadt Sintan durch Gaddafi-Truppen seien sechs Zivilisten getötet worden. In der strategisch wichtigen Stadt Adschdabija unternahmen die Rebellen einen neuen Versuch, die Regierungstruppen zurückzudrängen. Mit den nur leichten Waffen habe man aber keine Chance gegen die Soldaten, sagte ein Aufständischer. Das Militär habe den nördlichen und südlichen Zugang zu der Stadt unter Kontrolle.

Zivile Opfer in Tripolis

Bei Angriffen der Allianz auf die Hauptstadt Tripolis wurden nach Angaben von Augenzeugen neben einer Luftabwehrstellung und einem Militärgelände auch das Haus einer Familie getroffen. Mehrere Familienmitglieder seien dabei ums Leben gekommen, sagte ein Anwohner. Kampfflugzeuge haben im Rahmen der Angriffe unter UNO-Mandat bislang mehr als 300 Einsätze geflogen. Rund 160 Marschflugkörper wurden abgefeuert. Zudem wurden die Truppen rund um die Rebellenhochburg Benghasi zurückgedrängt. Die Aufständischen sind aber offenbar schlecht organisiert und mangelhaft ausgerüstet und konnten bislang kein Kapital aus der Situation schlagen. Offizielles Ziel des Einsatzes ist es, eine Flugverbotszone durchzusetzen, um die Zivilbevölkerung vor Übergriffen Gaddafis zu schützen.

NATO-Verbände im Mittelmeer

Die NATO hat am Mittwoch mit der Durchsetzung des UNO-Waffenembargos gegen Libyen begonnen. Zunächst patroullierten sechs Kriegsschiffe vor der libyschen Küste. Weitere 16 Schiffe seien dem Bündnis von den Mitgliedsstaaten angeboten worden, teilte ein Brigadegeneral mit. An der Militäroperation beteiligen sich neben den USA, Frankreich, und Grossbritannien unter anderem auch Spanien, Norwegen, Rumänien, Italien, Kanada, und Griechenland. Die 28 NATO-Staaten streiten aber weiter darüber, ob das Bündnis eine Flugverbotszone über Libyen überwachen soll. «Die Verbündeten setzen ihre Beratungen fort. Es ist noch keine Entscheidung gefallen», sagte eine NATO-Sprecherin am Mittwoch. Auch die Türkei ist unter den Schiffsverbänden der NATO vertreten.



Kriegsschiffe vor der libyschen Küste: Die Rolle der NATO ist weiter unklar. /

Sie beteiligt sich mit einem Unterseeboot und fünf weitere Schiffen, wie ein NATO-General am Mittwoch in Brüssel mitteilte. Die Türkei hatte die militärische Durchsetzung der Flugverbotszone verschiedentlich kritisiert.

Vermögen eingefroren

Aus diplomatischen Kreisen verlautete, dass sich eine Übereinkunft darüber abzeichne, wie und in welcher Form die NATO Verantwortung für die Durchsetzung der Flugverbotszone über Libyen übernehmen könnte. Bislang wird der Einsatz hauptsächlich von den USA, Grossbritannien und Frankreich bestritten. Derweil weitete die Europäische Union am Mittwoch die Sanktionen gegen Libyen erneut aus. Ergänzend zu den UNO-Sanktionen wurden auch die Vermögen der Tochterfirmen des staatlichen Ölkonzerns gesperrt. Die Vermögen von 15 Unternehmen sowie zehn Personen wurden eingefroren.

Tote in Misrata

Bei Angriffen der Truppen des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi auf Misrata waren in der Nacht zum Mittwoch nach Medienberichten 14 Menschen getötet worden. 23 weitere Menschen seien bei den Kämpfen in der drittgrössten Stadt des Landes verletzt worden, berichtete der arabische Fernsehsender Al-Dschasira unter Berufung auf Gaddafi-Gegner. Die Aufständischen baten die westliche Militärallianz, ein Lazarettschiff nach Misrata zu entsenden. Die Bewohner der Stadt wüssten nicht mehr, wohin sie die Verletzten bringen sollen.

UNO extrem besorgt

Der Direktor der UNO-Organisation zur Koordination der Humanitären Hilfe (OCHA), Rashid Khalikov, ist unverrichteter Dinge von seiner Libyen-Mission zurückgekehrt: Das Regime in Tripolis verbietet Humanitären Organisationen den Zugang zum Land. Er sei «extrem besorgt» über die Situation der Zivilbevölkerung, sagte Khalikov am Mittwoch vor den Medien in Genf. Seine Organisation verfüge über Informationen, wonach mindestens 80'000 Menschen intern vertrieben worden seien. Besonders prekär sei die Lage in Ajdabiah, Misrata und Zenten.

Provisorischer Rebellen-Regierungschef ernannt

In Libyen ernannten die Aufständischen den Ökonomen Mahmud Dschibril in Benghasi zum Chef einer provisorischen Regierung. Das berichtete der TV-Sender Al-Dschasira am Mittwoch. Bislang hatten die Gegner von Machthaber Muammar al-Gaddafi diesen Schritt hinausgezögert, um nicht den Eindruck zu erwecken, das Land spalten zu wollen.

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