Tilda Swinton (50) schaffte es, die Mutter eines Massenmörders zu spielen und Mitgefühl für ihre Figur zu empfinden. 2003 schrieb die Autorin Lionel Shriver den Roman 'We Need to Talk about Kevin', in dem die verhaltensgestörte Mutter Eva ihrem Ex-Ehemann Franklin schreibt, nachdem der gemeinsame Sohn Kevin ein Blutbad in seiner High School angerichtet hat. Regisseurin Lynne Ramsay setzte den Stoff jetzt um und verpflichtete Swinton ('Michael Clayton') für die Rolle der Eva.
Die Schauspielerin versuchte, das Drama um Kevin wirklich zu verstehen: «Ich muss Mitgefühl empfinden», betonte der Star im Gespräch mit dem 'W'-Magazin, «und ich muss fähig sein, mir mich selbst in dieser Situation vorzustellen. Ich kann mich selber als Mutter eines angsteinflössenden Jungen, der nur Hass für sie empfindet, sehen.
Tilda Swinton wird im Film 'We Need to Talk about Kevin' zu sehen sein. / Foto: Cover Media
Es geht nicht darum, deine Figur zu mögen, sondern darum, sie zu verstehen.»
Eigene Erfahrung
Tilda Swinton hat selber 13-jährige Zwillinge und kennt die grösste Angst aller Mütter: Was, wenn ich mein eigenes Kind nicht mag? «Die Griechen sprechen dabei von der Gewalttätigkeit der Realität. Als ich meine Zwillinge das erste Mal sah, mochte ich sie wirklich. Und zur gleichen Zeit sass ein Monster auf meiner Schulter, das fragte: 'Was wäre, wenn ich sie nicht mögen würde?' Kevin spricht dieses Gefühl an. Das ist ein Horror-Szenario: Was geschieht, wenn du keine Verbindung zu deinem Kind spürst?»
Doch nicht nur spürt Eva keine Verbindung zu Kevin, ihr Sohn entpuppt sich vielmehr als kaltblütiger Mörder, der kaum bis kein Mitgefühl empfinden kann. «Der Alptraum jeder Schwangeren ist, einen Teufel zur Welt zu bringen», sinnierte die mutige Schauspielerin. «Und jede Mutter sorgt sich, keine Verbindung zu ihrem Kind aufbauen zu können.» Für 'We Need to Talk about Kevin' heimste Tilda Swinton bereits viel Lob in Cannes ein, im September soll der Streifen in die Kinos kommen.
